Gerd Thormählen gehört mit gutem Grund nicht zu den Unternehmern, die gern in der Öffentlichkeit stehen.

Auf den Vermieter der Wohnungen im verwahrlosten Großen Karl lastet ein enormer Druck - der Mieter, der Medien und der Behörden. Ob er finanziell nicht in der Lage war, den Betonklotz in Schuss zu halten, oder ob es zum Geschäftsmodell gehörte, nicht in das Haus zu investieren, ändert nichts am Ergebnis: Der Große Karl ist ein Sanierungsfall.

Daher ist es zunächst eine gute Nachricht, wenn Thormählen verkündet, er habe einen Architekten beauftragt, ein Gutachten zu erstellen. Bei aller Skepsis geht Thormählen den ersten Schritt in die richtige Richtung. Misstrauen ist dennoch angebracht, denn mit der Ankündigung hat er sich erst einmal Luft verschafft und für Ruhe unter seinen Kritikern gesorgt. Besonders die Verwaltungen sollten sehr aufmerksam beobachten, welches seine nächsten Schritte sein werden. Sie müssen mahnen, drängeln und den Druck aufrechterhalten, damit dem Gutachten auch tatsächlich die Sanierung folgt.

Mit einem neuen Anstrich, dem Einbau funktionierender Fenster und einer Wärmedämmung ist es allerdings nicht getan. Im sozialen Brennpunkt am Flottmoorring ist Quartiersmanagement mit Freizeit- und Bildungsangeboten für die Bewohner notwendig. Wer sich in seinem Umfeld gut aufgehoben fühlt, wird nicht das Haus demolieren, in dem er lebt. Thormählen ist nicht allein schuld an der Misere im Großen Karl.