Lokführergewerkschaft GDL und die AKN reden nicht mehr miteinander. Es herrscht Stillstand. Die Fahrgäste reagieren entnervt.

Kreis Segeberg. Die AKN hat ihren Zugverkehr eingeschränkt. Streikposten sind an den Bahnhöfen kaum noch zu sehen. Gespräche zwischen den Konfliktparteien dieses Tarifstreits - der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und den Arbeitgebern - sind nicht in Sicht. Wo der entnervte Fahrgast auch hinblickt: Es herrscht Stillstand, der die AKN zunehmend Kunden kostet und ihr Image ramponiert. 15-mal haben die GDL-Lokführer bereits in diesem Jahr gestreikt. Dieses Mal beweisen sie besondere Ausdauer: Die vierte Woche des aktuellen Streiks ist angebrochen.

Wer auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule auf die AKN angewiesen ist und sich mit einem Notfahrplan mit 60-Minuten-Takt oder Ersatzbussen begnügen muss, wird kaum noch Verständnis aufbringen, dass eine Gewerkschaft und ein Unternehmen scheinbar unfähig sind, einen Streit beizulegen.

AKN-Chef Klaus Franke stellt zunehmend fest, dass die Nerven blank liegen und sorgt sich um die Kollegen, die nicht zur GDL gehören, massenhaft Überstunden schieben und den Betrieb halbwegs aufrecht erhalten. "Die werden beschimpft, bedroht und teilweise angegriffen", sagt der Eisenbahnchef. "Das ist einfach schrecklich." Bezahlt werden diese Lokführer nach einem Tarifvertrag, den die AKN mit der Eisenbahnergewerkschaft EVG vor 15 Monaten abgeschlossen hat und von der GDL nicht akzeptiert wird.

Franke wirft der Gewerkschaft vor, die Fahrgäste als Geiseln einzusetzen und räumt, dass die GDL und die AKN derzeit nicht miteinander sprechen. Franke wagt keine Prognose, wie lange der Konflikt noch dauern kann, sieht aber einen kleinen Hoffnungsschimmer. Zwischen der GDL und dem Arbeitgeberverband gebe es "Kontakte", die Franke "als eine Art Schlichtung" bezeichnet.

"Es ist echt eine Qual", sagt Student Benjamin Stau, 29, der im Bahnhof Norderstedt-Mitte auf seinen Zug wartet. "Man ist einfach aufgeschmissen, wenn die Bahn nicht fährt, denn auch die Busanbindung klappt ja nicht so gut." Auch die 15 Jahre alte Melle Fürstenberg ist sauer: Ich finde, sie könnten wenigstens jetzt für die Schüler aufhören."

"Bitte richten Sie sich darauf ein, dass wir auch in der kommenden Woche unseren Arbeitskampf fortsetzen. Sollten die Eigner den ernsthaften Willen zu Verhandlungen in unsere Richtung signalisieren, sind wir jederzeit bereit, die für Sie ärgerlichen Zustände zu unterbrechen", heißt es auf einer Homepage, die kaum ein Fahrgast ansteuern dürfte. Die Kaltenkirchener Ortsgruppe der GDL stellt sich im Internet vor und bittet unter "Fahrgastinfo" um Verständnis. Außerdem listen die Lokführer umfangreich ihre Forderungen auf.

Die GDL will einen einheitlichen Tarifvertrag für alle Lokführer in Deutschland mit gleicher Bezahlung. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - das gibt es in Deutschland nirgends", hält der AKN-Chef dagegen. In allen Tarifbereichen gebe es regionale Lösungen.

Außerdem forderte die GDL eine Übernahmegarantie für das Personal, wenn auf einer bestimmten Strecke der Betreiber wechselt. Das ist für Franke kein Thema, da sich das Unternehmen nicht an Ausschreibungen beteilige.

Außerdem fordert die GDL, bei traumatischen Erlebnissen im Dienst - zum Beispiel Suiziden auf den Gleisen - mehr Unterstützung für die Lokführer sowie ein Kündigungsverbot für Beschäftigte, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Franke sagt, schon jetzt könne jeder Lokführer psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Außerdem versuche das Unternehmen, für Mitarbeiter einen neuen Arbeitsplatz zu finden, wenn sie nicht mehr als Lokführer arbeiten können. "Für all das gibt es gesetzliche Regelungen", sagt der AKN-Chef. Auch den Vorwurf des Lohndumpings weist er zurück. Durchschnittlich betrage das Lokführergehalt 3048 Euro. "Da kann man nicht von Dumping reden", sagt Franke. Und wie ist die Stimmung in der Chefetage? "Ich bin ratlos, hilflos und maßlos enttäuscht!"