Es werden dringend Unterkünfte im Kreis gesucht

Kreis Segeberg. Vor zehn Jahren prägten Asylbewerberheime das Stadtbild, inzwischen sind die Container oder provisorisch errichteten Gebäude weitgehend aus den Städten und Gemeinden im Kreis Segeberg verschwunden. Das allerdings könnte sich bald wieder ändern: Flüchtlinge aus Somalia kommen verstärkt nach Deutschland. Sie werden auf die Bundesländer, dann auf die Kreise verteilt. Die Gemeinschaftsunterkunft des Kreises Segeberg ist bereits belegt - jetzt müssen die Kommunen handeln.

Die Ausländerbehörde des Kreises Segeberg hat die Städte, Gemeinden und Ämter schon informiert, was auf sie zukommen könnte: Am 29. Januar 2010 gab es eine erste Warnung, am 12. August wurde wieder schriftlich mitgeteilt, dass es Engpässe geben wird und in den Orten Vorsorge getroffen werden sollte.

Die Zahl der Asylbewerber wird in diesem Jahr um etwa 25 Prozent gegenüber den Vorjahren steigen. Infolge des seit 1991 andauernden Bürgerkriegs ist die Lage in Somalia am afrikanischen Horn unübersichtlich. Fest steht: Den meisten Menschen dort geht es schlecht. Der Flüchtlingshochkommissar der Vereinen Nationen, António Guterres, bezeichnet die gegenwärtige Lage in Somalia als eine der schlimmsten humanitären Krisen unserer Zeit. Bereits 2007 soll es weltweit 457 000 somalische Flüchtlinge gegeben haben. Warum die Flüchtlinge jetzt aber verstärkt nach Deutschland kommen, ist unklar. Fest steht: Es werden immer mehr.

Nach Angaben des Leiters der Ausländerbehörde beim Kreis Segeberg, Rolf Meenen, ist die zentrale Unterkunft in Schackendorf bei Bad Segeberg bereits ausgelastet. Dorthin kommen die Flüchtlinge, die dem Kreis vom Land zugewiesen werden. Es gibt in dem Heim 70 Plätze, die in normalen Zeiten ausreichen, um Asylbewerber unterzubringen. "Wir müssen die Flüchtlinge jetzt an die Städte und Gemeinden weitervermitteln", sagt Rolf Meenen.

In Kaltenkirchen soll eine Notunterkunft am Kamper Stieg entstehen

Die Stadt Kaltenkirchen hat auf diese Ankündigung am schnellsten reagiert. Dort soll am Kamper Stieg eine Notunterkunft für Asylbewerber errichtet werden. Eine Obdachlosenunterkunft ist in der Stadt bereits vorhanden. Der Grund für die schnelle Entscheidung ist eindeutig: "Anfang des Jahres hat uns der Kreis Segeberg mitgeteilt, dass wir in diesem und im nächsten Jahr mit einem Anstieg der Asylbewerber zu rechnen haben", sagt der Pressesprecher der Stadt Kaltenkirchen, Martin Poschmann.

In Norderstedt hingegen wird das Problem offenbar verdrängt, denn noch gibt es freie Kapazitäten in den verbliebenen Asylbewerberunterkünften am Buschweg und an der Lawaetzstraße.

Allerdings: Es gab in den vergangenen Monaten Stimmen, die einen Abriss der Unterkunft an der Lawaetzstraße befürworteten. Vor allem der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek machte sich öffentlich dafür stark. Die Stadt Norderstedt will sich vom Kreis allerdings nicht über Gebühr in die Pflicht nehmen lassen. "In erster Linie ist das ein Problem des Kreises", sagt Hauke Borchardt, Pressesprecher der Stadt Norderstedt.

Die Unterkunft am Strietkamp in Bad Bramstedt wurde abgerissen

Hans-Jürgen Kütbach, Bürgermeister in Bad Bramstedt, weiß noch nicht genau, ob er das angekündigte Problem wirklich ernst nehmen soll: Über den Städtebund habe er erfahren, dass in ganz Schleswig-Holstein nur die Ausländerbehörde des Kreises Segeberg eine Warnung herausgegeben hat, andere Kreise im nördlichsten Bundesland hingegen nicht. Sollte es tatsächlich zu Zuweisungen von Flüchtligen kommen, will er "fallbezogen" reagieren: "Dann werden wir Wohnungen anmieten", sagt Kütbach. Die frühere Gemeinschaftsunterkunft am Strietkamp sei abgerissen worden.

Im Kreis Segeberg steigt nicht nur die Zahl der Asylbewerber, auch die Zahl der Ausländer, die sich einbürgern lassen wollen, nimmt zu. Nachdem die Zahl der Einbürgerungen im vergangenen Jahr von ehemals 301 Anträgen im Jahr 2000 auf nur 188 gesunken war, wird in diesem Jahr mit 220 Anträgen gerechnet. Die Mehrzahl der Einbürgerungen betrifft türkische Staatsangehörige (25 Prozent), gefolgt von Bürgern aus Staaten der Europäischen Union (15 Prozent) sowie Menschen aus Pakistan, Kasachstan und Kosovo mit jeweils sechs Prozent.

Im Kreis leben zurzeit rund 13 500 Ausländer aus 150 Staaten

Voraussetzungen für den Erwerb des deutschen Passes ist ein mindestens achtjähriger legaler Aufenthalt in Deutschland. Bewerber müssen hier arbeiten und ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten können, sie müssen die deutsche Sprache ausreichend beherrschen (getestet wird in Sprachschulen) und den Einbürgerungstest bestanden haben. Den Test bestehen nach Angaben von Rolf Meenen etwa 95 Prozent aller Antragsteller. Die Einbürgerung verschafft den Neu-Deutschen das aktive und passive Wahlrecht sowie die private und berufliche Freizügigkeit in der Europäischen Union.

Insgesamt leben im Kreis Segeberg zurzeit rund 13 500 Ausländer aus 150 Staaten. 6500 Ausländer kommen aus den Mitgliedsländern der Europäischen Union.