Frauen verdienen in Deutschland bei gleicher Arbeit noch immer durchschnittlich fast ein Viertel weniger als Männer.

Norderstedt/Henstedt-Ulzburg. Der erste internationale Frauentag fand am 19. März 1911 statt. Millionen Frauen in Deutschland, Dänemark, Österreich, der Schweiz und den USA gingen auf die Straße. Sie kämpften für ihr Wahlrecht, für Gleichbehandlung am Arbeitplatz, für gleiche Löhne. 1921 wurde der Internationale Frauentag von der zweiten kommunistischen Frauenkonferenz auf den 8. März festgelegt.

Bis heute kämpfen Frauen am 8. März für ihre Gleichberechtigung, die vor allem am Arbeitsplatz immer noch nicht verwirklicht ist. Noch immer verdienen Frauen in Deutschland bei gleicher Arbeit durchschnittlich fast ein Viertel weniger als Männer. Nach dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden lag im Jahr 2008 der Bruttoverdienst der Frauen 23,8 Prozent unter dem der Männer. Das sei ein deutlich höherer Unterschied als in anderen EU-Ländern, in denen die Differenz "nur" 18 Prozent betrage. Am "meisten gleichberechtigt" seien die Italienerinnen, die 4,9 Prozent weniger als ihre Männer verdienen würden. Obendrein sind Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik immer noch überwiegend von Männern besetzt. Auch im privaten Bereich ist die Gleichberechtigung nicht selbstverständlich. Sexuelle Gewalt in der Ehe ist erst seit 1997 strafbar. 2002 wurde per Gesetz jede häusliche Gewalt unter Strafe gestellt.

Davon träumte die deutsche Sozialistin Clara Zetkin nur, die am 27. August 1910 die Einführung des Internationalen Frauentags vorschlug. Nachdem die Frauen das Wahlrecht erstritten hatten, zumindest das passive, nutzten sie den Frauentag, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen. Sie forderten Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnabschläge, eine Senkung der Lebensmittelpreise und den legalen Schwangerschaftsabbruch. Die Nationalsozialisten verboten den Frauentag und ersetzten ihn durch den Muttertag.

1946 führte ihn die Sowjetregierung in der von ihr besetzten Sowjetzone wieder ein. In Westdeutschland nahmen die SPD-Frauen die Idee wieder auf. Doch ohne großen Erfolg. Kaum hatten die Frauen Deutschland wieder von den Trümmern befreit, wurden sie zurück ins Heim und an den Herd gedrängt.

Erst das Engagement der neuen Frauen Ende der 1960er-Jahre brachte den Internationalen Frauentag wieder in den Fokus. Sie stritten vor allem gegen den Schwangerschaftsabbruch-Paragrafen 218. Mit Erfolg. Der Frauentag wurde mit großen Demonstrationen gefeiert, beispielsweise auf den Hamburger Rathausplatz. Mit dabei waren auch Norderstedter Frauen, darunter Hildegard Waack (siehe unten).

Doch mittlerweile ist es still um den Internationalen Frauentag geworden, der in anderen Nationen sogar ein offizieller Feiertag ist. Kaum eine junge Frau weiß von der Geschichte des Frauentages, geschweige, dass für den Erhalt dieses Tages gestritten wird. Denn immer noch ist die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern keine Selbstverständlichkeit. Das beweisen Lohnabrechnungen, Arbeitsplatzbesetzungen und gesellschaftliche Verhaltensweisen. Dabei sind es die Frauen, die den täglichen Spagat zwischen Beruf und Familie meistern müssen. Nach dem neuen Scheidungsgesetz müssen Frauen zudem ihre Existenz - und die ihrer Kinder - eigenständig sichern. Und: Die wenigsten können im Alter allein von ihrer Rente leben.