Annegret Horn (49), Gleichstellungsbeauftragte von Henstedt-Ulzburg: "Wir brauchen den Internationalen Frauentag, weil Frauen immer noch weniger als Männer verdienen. Leider wird der Tag immer weniger wahrgenommen, da sich das öffentliche Frauenbewusstsein und die Frauenbewegung selbst verändert haben. Brisante Ziele wie Schwangerschaftsabbruch und Gewalt gegen Frauen sind zumindest gesetzlich geregelt. Doch die jungen Frauen interessieren sich nicht für diese Thematik, weil es kaum noch eine Mann/Frau-Polarisierung gibt. Doch die Frage der Gleichberechtigung ist aktueller denn je."

Anneliese Stapelfeldt (54), Firma Stapelfeldt Haustechnik, Vorsitzende Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder: "Ich habe von meiner Mutter gelernt, dass man Emanzipation nicht predigen, sondern praktizieren muss. Das hat sie so gemacht, damit bin ich aufgewachsen und mache es heute genauso. Doch für diejenigen, die dieses Selbstverständnis nicht haben, ist es gut, dass jemand für sie spricht. Es stellt sich die Frage, ob ein Tag im Jahr ausreicht? Andererseits sind 23 Prozent weniger Lohn für Frauen erschreckend. Zudem stelle ich fest, dass die Mädchen heute viel weniger emanzipiert sind, als wir es waren."

Dörte Berg (39), Hotel- und Restaurant-Fachfrau, Inhaberin Restaurant Immenhorst: "Meine Eltern haben mir die Gleichberechtigung vorgelebt. Beide waren Ingenieure, beide haben stets gearbeitet, beide haben sich auch stets die Arbeit im Haushalt geteilt. Erst bei Freunden habe ich erlebt, dass es auch Frauen gibt, die nur für die Familie da sind. Vieles in der Gleichberechtigung haben wir Alice Schwarzer zu danken. Doch leider ist gleicher Lohn für gleiche Arbeit immer noch nicht selbstverständlich. Doch der Frauentag ist auch wichtig, um auf bessere Bildung von Frauen hinzuweisen, und das in allen Ländern und Religionen."

Christina Verwega (43), Mutter von sieben Kindern: "Die Frauenbewegung ist eine gute Sache und hat schon viel bewirkt. Ich war zwar nie ein politischer Mensch, doch diesen Tag brauchen wir auch heute noch. Zumal ich leider auch bei meinen Töchtern feststellen muss, dass sich die jungen Mädchen heute lieber für Schönheit als für die Schule oder für die Politik interessieren. Dabei ist Bildung so wichtig, denn ohne guten Schulabschluss kein Beruf, ohne Beruf kein selbstständiges Einkommen. Da sich aber die Frauen nach dem neuen Scheidungsgesetz eigenständig versorgen müssen, ist eine gute Ausbildung unerlässlich."

Hildegard Waack (68), Restaurant-Besitzerin, Mitgründerin vieler Norderstedter Vereine: "In den 70er-Jahren war am Frauentag richtig was los. Da haben wir für unsere Rechte auf dem Hamburger Rathausmarkt demonstriert: 'Mein Bauch gehört mir!' Da bin auch ich aufgewacht. Ich bin durch Alice Schwarzer eine andere geworden. Denn ich wurde zu Hause sehr konservativ erzogen. Leider sind die Frauen heute wieder auf dem Weg zurück. In der 'Brigitte' wird Frauen bei Eheproblemen wieder das sexy Nachthemd empfohlen. Die Frauen haben es schwer mit Familie und Karriere. Obwohl sie größeren Luxus haben als wir, tun sie mir Leid."