Weil ein Mieter den Grünstreifen vor dem Haus nie mähte, beschwerten sich die Nachbarn. Die Polizei ermittelte - mit unerwarteten Ergebnissen.

Schmalfeld. Auf dem Dorf, sagt Landwirt Klaus Gerdes (56), da könne sich der Mensch einiges erlauben. "Aber den Rasen, den sollte er schon regelmäßig mähen." Gerdes ist seit eineinhalb Jahren Bürgermeister der Gemeinde Schmalfeld mit 1916 Seelen. Und eine davon, genauer gesagt eine gerade erst aus Hamburg zugezogene, hatte sich entschlossen, in der Abgeschiedenheit des Dörfchens eine professionelle Marihuana-Zucht aufzuziehen. Jetzt ist der 19-jährige Mieter eines Einfamilienhauses im Schmalfelder Mühlenweg aufgeflogen. Weil er seinen Rasen nicht gemäht hatte, beschwerte sich ein Nachbar bei der Gemeinde. Das brachte die Ermittlungen in Gang. Nun hat die Polizei den 19-Jährigen und etwa vier Kilogramm Marihuana mitgenommen.

Doch von vorn. Vor eineinhalb Jahren zieht der 19-jährige Hamburger in das leer stehende Einfamilienhaus. Eine hübsche Ecke des Dorfes, die Bewohner des Mühlenwegs genießen die Ruhe in ihrer blitzsauberen Wohnstraße. Der Mühlenweg ist in großen Teilen nur einseitig bebaut, gegenüber liegen ein Knick und Wiesen. Das Einfamilienhaus des 19-Jährigen gehört einem Hamburger, der sich kaum kümmert. "Ich lebe seit 30 Jahren hier am Mühlenweg, und in all den Jahren habe ich den Herrn vielleicht dreimal gesehen", sagt ein Nachbar, der lieber unerkannt bleiben möchte - der Ruhe wegen. Das Haus sei etwa zehn Jahre an die diakonische Stiftung "Das Rauhe Haus" vermietet gewesen, danach habe es leer gestanden. Bis der 19-Jährige einzieht.

Es war im August, als Bürgermeister Klaus Gerdes Besuch von einem Nachbarn des neuen Mieters bekommt. "Der schimpfte über den schäbigen Zustand des Nachbargrundstücks und den ungemähten Grünstreifen vor dem Haus und forderte die Gemeinde auf, einzuschreiten", sagt Gerdes. Tatsächlich lässt Gerdes den Grünstreifen vor dem Haus des 19-Jährigen mähen. Jeder im Mühlenweg mäht den Grünstreifen in Eigenregie - obwohl er auf Gemeindegrund liegt.

Noch mehr Nachbarn beschweren sich über den unordentlichen Nachbarn. "Am helllichten Tag waren die Jalousien immer runter gezogen, merkwürdige Leute kamen und gingen schnell wieder. Da haben wir hier begonnen zu kombinieren", sagt Gerdes. Der Polizeiposten Hartenholm wird informiert. Nachdem sich ein Anfangsverdacht erhärtet hat, ist auch die Ermittlungsgruppe Rauschgift der Kriminalpolizei Bad Segeberg involviert. "Die haben zum Beispiel bei uns in der Gemeinde nachgefragt, ob der Wasserverbrauch des Hauses am Mühlenweg in letzter Zeit deutlich gestiegen sei. Das ist wohl ein Indiz für die Zucht von Marihuana", sagt Gerdes. Diese Ermittlungen ganz aus der Nähe beobachten zu dürfen, das sei schon ziemlich aufregend gewesen, sagt Gerdes.

Schließlich wird das Haus des 19-Jährigen im Mühlenweg von einem halben Dutzend Beamter überwacht. Sie beobachten alle Vorgänge rund um das Haus von den Häusern der Nachbarn aus. Bürgermeister Gerdes. "Die Schmalfelder Bürger waren so nett, die Polizisten in ihre Häuser zu lassen. Da gab's sogar Verpflegung für die Beamten. Ich glaube, die fanden das so schön, die wollten gar nicht aufhören zu ermitteln."

Die gemütliche Ermittlung endet mit dem erfolgreichen "Zugriff". Die Beamten nehmen den 19-Jährigen und einen weiteren Mann fest. Den Keller des Hauses hatten sie zu einer perfekten Plantage umgebaut, die Beamten finden vier Kilogramm frisch geerntetes Marihuana. Die Täter geben zu, zwischen Mai 2008 und Oktober 2009 etwa acht Kilogramm in einem Marktwert von etwa 30 000 Euro angebaut zu haben. Sie planten einen florierenden Handel auf den Dörfern.

Fazit: Hätte der Dealer das Gras vor dem Haus gemäht, hätte er das "Gras" im Haus in Ruhe anbauen können.