Der Deutsche Schlager sollte anregen, besänftigen und die Sehnsucht wecken. Frivole Texte vor dem Krieg, Propaganda-Texte während der Nazi-Zeit, heile Welt nach dem Krieg, Wirtschaftswunder-Texte in der Zeit des Aufbruches danach. Zu jeder Zeit der passende Schlager. "Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein" von René Carol bekam die erste Goldene Schallplatte der Nachkriegszeit, später weckte Freddy Quinn die Sehnsucht nach der Ferne. Als Christel und Charly Gottschalk ins Schlagergeschäft eintraten, war die Globalisierung der Musikindustrie bereits in vollem Gange: Immer mehr ausländische Interpreten sangen deutsch, aber die Bedeutung des Schlagers sank zunächst.

Erst in den 1970ern blühte das Geschäft noch einmal richtig auf, weil das Verkaufsgeschäft durch zahlreiche TV-Shows ("ZDF-Hitparade") unterstützt wurde. Statt Studio-Combos mit Hintergrundchor übernahm der Synthesizer die komplette Begleitung des Interpreten, der Schlager verlor seine Unschuld und damit seine Unverwechselbarkeit.

Ein Schlager-Revival wurde zuletzt durch Sänger wie Guildo Horn und Dieter Thomas Kuhn ausgelöst, die das Genre karikierten und ihm neue Fans zuführten. Die Klassiker aus den 70er- und 80er-Jahren ziehen nach wie vor viele zumeist junge Menschen an, sei es auf dem Schlagermove in Hamburg oder in eingetragenen Schlagervereinen wie zum Beispiel in Essen oder Offenburg. Schlagerstars wie Andrea Berg und Helene Fischer füllen heute problemlos die großen Konzerthallen.