Viele Auto- und vor allem Lkw-Fahrer ignorieren den Mini-Kreisel. Bau und Rückbau kosten mindestens 40 000 Euro.

Kisdorf. Kreisverkehre gelten gemeinhin als eine runde Sache. Vielerorts entstehen solche Kreisel, um die Situation an Verkehrsengpässen oder unfallträchtigen Einmündungen zu verbessern. In der Gemeinde Kisdorf indes hat der Kreisel keine Zukunft: Nicht einmal vier Jahre nach seinem Bau wird der sogenannte Mini-Kreisel im Zuge der Ortsdurchfahrt (Sengel/Grootredder/Eichengrund/Mühlenstraße) in der kommenden Woche auf Weisung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr zurückgebaut. Und zwar zur Freude einer Anwohnerinitiative, die seit Langem (wie berichtet) gegen den Kreisverkehr zu Felde gezogen war - aber gegen den ausdrücklichen Beschluss der politischen Mehrheit in Kisdorf.

Rin in die Kartoffeln, rut aus den Kartoffeln: Kisdorfs Bürgermeister Reimer Wisch (CDU) glaubt, dass die Mehrheit der Bürger dafür kein Verständnis hat: "Es werden mehr als 40 000 Euro im heißen Asphalt versenkt!" Rund 15 000 Euro soll seinerzeit der Bau des Kreisverkehrs gekostet haben. Bezahlt wurde dies im Zuge der Sanierung der L 233 als Ortsdurchfahrt vom Land. "Das Thema der immer stärker befahrenen Ortsdurchfahrt hatte uns seit Jahrzehnten beschäftigt", erinnert sich CDU-Fraktionschef Niels Offen, "es gab den Wunsch der großen politischen Mehrheit, diesen Kreisel zu bauen." Der jetzige Rückbau soll nochmals 26 000 Euro aus Landesmitteln kosten - die Gemeinde weigerte sich, sich an den Rückbaukosten zu beteiligen.

Der vom Land "spendierte" Mini-Kreisel erzielte bald die erhoffte verkehrsberuhigende Wirkung - die Tücke jedoch lag im Detail. Bürgermeister Wisch spricht rückblickend von einer "blödsinnigen Bauweise": "Der Kreisel hätte größer und besser gebaut werden können." So aber ist der Durchmesser derart gering, dass die Gelenk-Schulbusse den Kreisverkehr nur passieren können, wenn sie mit ganz geringem Tempo die gepflasterte Kreismitte überfahren.

Eine regelrechte "Insel" nebst Bepflanzung konnte in der Kreiselmitte ergo nicht entstehen. Dies wiederum hat zur Folge, dass manche Autofahrer den Kreisverkehr komplett ignorieren und mitten über die nur wenig erhabene Markierung im Zentrum fahren. "Die knallen frontal rüber", beschwert sich Anwohner und FDP-Ortspolitiker Jan Kömm - und meint die Fahrer der Kieslaster, die in großer Zahl auf der L 233 unterwegs sind. Gerade, wenn diese Laster unbeladen unterwegs seien, entstünden erheblicher Lärm und Erschütterungen, und das teilweise bereits ab 3.30 Uhr in der Nacht. Kömm spricht von einer "haarsträubenden Situation". Er erzählt zudem von diversen Beinaheunfällen und auch Zusammenstößen mit Blechschäden im Kreisel. Ausgelöst jeweils dadurch, dass Autofahrer die Verkehrsführung im Kreisel schlicht ignorierten.

Verschiedene Verbesserungsvorschläge wurden beraten. Das komplette "Abschleifen" der gepflasterten Kreiselmitte wurde laut CDU-Fraktion wiederum von der Verkehrsaufsicht abgelehnt. Stattdessen plädierten sowohl die Kreis-Verkehrsaufsicht wie auch das Kieler Verkehrsministerium nach Ortsterminen dafür, den Kreisel zurückzubauen, da die Verkehrsführung in der jetzigen Form von den Verkehrsteilnehmern nicht akzeptiert werde. Schließlich brachten die Kreisel-Kritiker auch noch den Petitionsausschuss des Landes auf ihre Seite.

Die politische Mehrheit in Kisdorf aber wollte den Kreisel behalten. "Der Kreisel wurde von den Autofahrern, nach einer Gewöhnungszeit, gut angenommen und erfüllt seine Wirkung", sagt Christdemokrat Niels Offen, "wir hätten zur Verkehrsberuhigung am liebsten drei Kreisel entlang der L 233, haben aber einfach nicht die Planungshoheit auf einer Landesstraße." Die CDU wirft der FDP vor, quasi durch die kalte Küche die Mehrheitsverhältnisse zu diesem Thema verkehrt zu haben: "Kommunalpolitisch war die FDP in den Ausschüssen mit 2:7 unterlegen, außerparlamentarisch ist es ihr aber durch die nachhaltige Bearbeitung des Petitionsausschusses und anderer Gremien gelungen, ihr Ziel durchzusetzen." Für CDU-Fraktionschef Offen und den Ortsvor- sitzenden Christian Beug wird nunmehr der alte und problematische Zustand wiederhergestellt - "eine Benachteiligung einer riesigen Gruppe von Bürgern". "Der Bürgerprotest von zwei Kisdorfer Bürgern der FDP" sei für die Landesverwaltung "ein willkommener Anlass gewesen, die Verkehrsberuhigung wieder eliminieren zu können."

Kreisel-Gegner Kömm spricht dagegen von mehr als 60 Interessenten, die notfalls auch vor das Verwaltungsgericht hätten ziehen wollen.