Ellerau und Tangstedt mussten ihre hauptamtlichen Verwaltungen aufgeben. Erst gab es Widerstand, nun profitieren die Kommunen.

Kreis Segeberg/Tangstedt. Noch vor drei Jahren gab es heftigen Protest gegen die vom Land verordnete Verwaltungsfusion. In Ellerau votierten 90 Prozent der Bewohner in einem Bürgerentscheid gegen die Aufgabe der eigenen hauptamtlichen Verwaltung. Auch in Tangstedt fürchteten die Bürger um ihre Eigenständigkeit. Inzwischen ist der Ärger verpufft, in den Rathäusern ist der Alltag eingekehrt. Die Tangstedter haben sich daran gewöhnt, dass ihr Ort vom Amt Itzstedt mitverwaltet wird, die Ellerauer an die Hauptverwaltung in Norderstedt.

"Die beiden erhofften Effekte sind eingetreten: Wir arbeiten effizienter und sparen Kosten", sagte Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, als er mit Elleraus Bürgermeister Eckart Urban Bilanz der Verwaltungsgemeinschaft zog. Die Erwartungen seien sogar übertroffen worden. So habe Ellerau im vorigen Jahr rund 80 000 Euro an Kosten für Büromaterial gespart. Für Norderstedt stehe der Betrag noch nicht fest, aber: "Auch wir haben deutlich weniger Ausgaben in diesem Bereich als früher", sagte Grote.

Noch stärker mache sich der Spareffekt bei den Personalkosten bemerkbar. Ellerau habe die Kosten im vorigen Jahr um rund 100 000 Euro reduzieren können. 14 der 22 Mitarbeiter, die im Ellerauer Rathaus beschäftigt waren, arbeiten inzwischen in der Norderstedter Verwaltung. Die Kosten teilen sich Ellerau und Norderstedt. Langfristig will Grote frei werdende Stellen mit Ellerauern besetzen. "Das Schöne ist ja, dass der Spareffekt jedes Jahr wieder eintritt", sagte Norderstedts Verwaltungschef.

Auch von der "Hochzeitprämie" haben die Verwaltungspartner profitiert: Das Land hatte den Städten und Gemeinden die Fusion mit 250 000 Euro schmackhaft gemacht. Rund 170 000 Euro hat die Neuorganisation gekostet, 40 000 konnte jeder in seinen Haushalt überführen.

Ein Zuschussgeschäft war die Verwaltungsfusion für Tangstedt. Das Amtsgebäude in Itzstedt musste erweitert werden. Der Anbau hat nicht nur die komplette "Hochzeitsprämie" aufgefressen, die Tangstedter mussten sogar noch 100 000 Euro drauflegen. Bürgermeister Hans-Detlef Taube hält den Schritt dennoch für richtig: "Auch wir sparen langfristig Personalkosten." Zwar beteiligt sich die Gemeinde mit 36 Prozent an den Kosten der Amtsverwaltung, das sei aber weniger als die Ausgaben für eine eigene Verwaltung mit hauptamtlichem Bürgermeister. Der hat allein den Ellerauer Haushalt mit rund 60 000 Euro im Jahr belastet. Taube und sein Ellerauer Kollege Urban arbeiten ehrenamtlich mit vergleichsweise niedriger Aufwandsentschädigung.

"Zu Anfang gab es ein paar Beschwerden, doch das ist vorbei", sagt Taube. Für die Bürger habe sich wenig geändert, in den Rathäusern von Ellerau und Tangstedt gibt es Bürgerbüros. Fünf Mitarbeiter kümmern sich in Ellerau darum, dass Personalausweise und Pässe verlängert, Kinder für die Kita angemeldet, Wohngeld beantragt und Hundesteuermarken ausgegeben werden. "Die Kooperation mit Norderstedt klappt gut, täglich fährt ein Bote zwischen den Rathäusern hin und her", sagt Urban. Eine große Verwaltung biete zudem den Vorteil, dass viel Sachversand vorhanden ist und nicht teuer von außen eingekauft werden muss. "Itzstedt ist nicht weit, viele fahren auch gleich dorthin, um ihre Sachen zu regeln", sagt Taube.