Betreiberfirma hat alle Auflagen erfüllt. Doch dass Tierohren empfindlicher als Menschenohren sind, wurde nach Ansicht der Kritiker nicht berücksichtigt.

Henstedt-Ulzburg. Wenn auf der neuen Open-Air-Paintball-Anlage am Henstedt-Ulzburger Kirchweg das große Ballern losgeht, trifft es die Tiere im unmittelbar angrenzenden Tierheim. Das jedenfalls befürchten (wie berichtet) die Tierschützer vom Verein Westerwohld. Die Vereinsvorsitzende Sylvia Rückert und ihre Mitstreiter kritisieren bekanntlich scharf die Entscheidung der politischen Mehrheit in der Großgemeinde, die Ansiedlung der Paintball-Spielfläche direkt beim Tierheim zu ermöglichen. "Es ist zu erwarten, dass Tiere gesundheitliche Probleme bekommen", prognostizierte die Vereinschefin vor den Mitgliedern des "Zweckverbands Fundtiere Segeberg West".

Indes sagte Susanne Ranfft im Namen der Betreiberfirma "Neon", man fühle sich zu Unrecht der Kritik des Vereins und anderer Anlieger ausgesetzt. "Wir haben alle Anforderungen der Behörden erfüllt." Obwohl nicht von Amts wegen gefordert, werde sogar ein Lärmschutzwall errichtet.

Die Tierschützer glauben, die Geräuschkulisse aus Schießen der Druckluftwaffen, laufenden Kompressoren und Verkehrslärm bei An- und Abfahrt der Spieler könne manche Tiere regelrecht "verrückt machen". Von den Zweckverbandsmitgliedern aber warf sich einzig Kaltenkirchens Bürgermeister Stefan Sünwoldt für die Tiere in die Bresche. Er befürchte, "dass der Zweck, die Fundtiere aufzubewahren, nicht mehr gewährleistet ist".

Der Zweckverbandschef Volker Dornquast jedoch versuchte, alle Kritik schnell zu ersticken. Der Henstedt-Ulzburger Bürgermeister unterstrich, der Betrieb der Freizeitanlage "ist in diesem Gebiet zulässig". Dornquast betonte während der Zweckverbandsversammlung: "Schaut Euch das an, wenn es fertig ist!"

Stefan Sünwoldt fragte, ob es ein Lärmschutzgutachten gebe, dass speziell das viel empfindlichere Gehör von Tieren berücksichtige. "Das ist nicht gefordert", so Dornquast.

Die 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Westerwohld, Katrin Witthöft, sagte, es sei an Wochenenden täglich mit bis zu 150 Besuchern der Paintball-Anlage zu rechnen. Das Lärmschutzgutachten gehe von einer maximalen Geräuschemission von 97 Dezibel aus. "Davon sollen 65 Dezibel beim Tierheim ankommen. Das entspricht genau dem, was erlaubt ist", so Katrin Witthöft. Sylvia Rückert sieht "Ramba-Zamba von 10 bis 23 Uhr" auf die Nachbarn der Paintball-Anlage zukommen.

Ein sogenannter Drittwiderspruch des Tierschutzvereins ist inzwischen von der Bau- und Umweltverwaltung des Kreises Segeberg zurückgewiesen worden. In der Begründung heißt es unter anderem: "Das vom Betreiber vorgelegte schalltechnische Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass selbst die in einem Mischgebiet zulässigen Werte, die niedriger als die in einem Gewerbegebiet sind, voraussichtlich eingehalten werden." Dass Tierohren viel empfindlicher seien als Menschenohren, könne nicht berücksichtigt werden.

Zu Veranstaltungen, von denen die Tierschützer zusätzlichen Lärm erwarten, sagt die Behörde, dass der Betreiber Geburtstagsfeiern und Partys nur in der Paintball-Halle an der Gutenbergstraße anbiete. Die Behörde kommt zum Fazit: "Eine Verletzung nachbarschaftsschützender Vorschriften ... ist nicht ersichtlich."

Apropos: Trotz der Anfechtungen möchten die Paintball-Betreiber nach den Worten von Susanne Ranfft "mit allen Nachbarn gut Freund sein". Die Paintball-Gemeinde werde völlig verkannt: "Das ist ein ruhiges und nettes Publikum." Sie selbst sei ausdrücklich Tierfreundin, ihre beiden Hunde fühlten sich nie durch die Paintballspieler in unmittelbarer Nähe gestört. Sie betont: "Wir schaffen hier Arbeitsplätze, zahlen Steuern." Auch die Betreiber sprechen von 100 bis 150 Spielern pro Tag. Und was geplante Paintball-Liga-Spiele angehe, sei ebenfalls mit sehr überschaubaren Zuschauerzahlen zu rechnen. Es gelte absolutes Alkoholverbot. Und die Spielzeit sei abends limitiert.