Für ein Grundstück in der Stadt müssen mittlerweile zwischen 200 und 270 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Auch bei den Mieten nimmt Norderstedt einen Spitzenplatz ein.

Norderstedt. Gerade haben aktuelle Analysen bestätigt: Das Wohnen in Norderstedt ist teuer. Nach einem bundesweiten Mietenvergleich der Hamburger Firma F+B GmbH rangiert Norderstedt auf Platz zehn und tummelt sich als einziges Nordlicht unter den Mietpreishochburgen, die traditionell im Süden Deutschlands zu finden sind. Hamburg beispielsweise folgt erst auf Rang 19. Auch die Baulandpreise in Norderstedt sind hoch und erreichen mit Werten zwischen 200 und 270 Euro pro Quadratmeter durchaus Hamburger Niveau.

Dem steht der Wunsch vieler junger Familien gegenüber, in Norderstedter zu leben. Lässt sich dieser Gegensatz auflösen, und welche Wege gibt es aus der Misere? "Wir leiden heute unter den Versäumnissen aus der Zeit vor der Stadtgründung. Es gab keine Boden-Vorratspolitik, wie sie andere Städte und Gemeinden betrieben haben", sagt Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Als Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte 1970 zu Norderstedt zusammengeschlossen wurden, war es zu spät. "Die Landesplanung sah eine exorbitante Entwicklung mit bis zu 100 000 Einwohnern vor. Die Folge war, dass die Baulandpreise explodierten, die Bauern wussten: Mein Acker ist Gold wert", sagt Grote.

Es gebe nur relativ wenige Neubaugebiete, und der Flächennutzungsplan verbiete eine Expansion in die Außenbereiche beispielsweise westlich des Straßenzuges Friedrichsgaber Weg/Niendorfer Straße. "Wir wollen die Landschaft nicht zersiedeln", sagt der Verwaltungschef. Seit gut einem Jahr habe die Stadt aber neue Baugebiete ausgewiesen: Im Frederikspark in Friedrichsgabe sind im ersten Schritt 80 Wohnungen und Häuser geplant, am großen Born westlich der Poppenbütteler Straße 120, am Scharpenmoor 45, am Schwarzen Weg 40, am Deckerberg 35, am Buckhörner Moor 40 und am Feldweg 30. Das entspreche einem Wohnrum für 800 bis 1000 Neubürger. Bis zum Jahr 2011 sollen auf dem Garstedter Dreieck bis zu 1000 Wohnungen und Häuser für rund 2000 Neubürger entstehen. Insgesamt 600 Menschen sollen auf Dauer in den Frederikspark ziehen.

Weitere Instrumente seien die Hinterlandbebebauung, da es in Norderstedt relativ viele große Grundstücke gebe, und die Flexibilisierung des Baurechts. "Es ist jetzt zum Beispiel leichter, eine Genehmigung für einen Wintergarten zu bekommen", sagt Grote. Im Neubaugebiet Eichenviertel in Friedrichsgabe musste die Baugesellschaft die städtischen Grundstücke erst bei Verkauf bezahlen. "Das bringt den Bauträgern einen Zinsvorteil, den sie an die Käufer weitergeben können", sagt Grote. Auch das "mitwachsende Haus" könne jungen Familien den Einstieg ins Eigenheim erleichtern. "Sie müssen die Möglichkeit haben, nach Bedarf und finanzieller Situation Kinderzimmer, ein Büro für die Heimarbeit oder eine Zweitwohnung für die Eltern anzubauen", sagt der Oberbürgermeister. Alle Maßnahmen zielten darauf, die Baulandpreise zu dämpfen.

"Erbpachtgrundstücke machen den Kauf einer Immobilie ebenfalls deutlich günstiger", sagt Bernd Bassler, der lange für die FDP in der Stadtvertretung saß und nun für die Rentnerpartei antritt. Es sei unverständlich, dass die Stadt dieses Mittel nicht einsetzt. "Wir haben das verworfen", sagt Grote. Die Stadt könne nicht ausreichend Flächen anbieten. Und es sei heute unmöglich, die Vergabekriterien so rechtsfest zu machen, dass sie einem Streit vor Gericht standhalten.