Die Norderstedterin Gaby K. ist überzeugt, dass ein Mann mit gefälschtem Ausweis ihren Mischlingshund stehlen wollte. Der Tierschutzverein Westerwohld kennt diese Masche.

Norderstedt. Gaby K. (Name von der Redaktion geändert) aus Norderstedt sind Angst und Verunsicherung immer noch deutlich anzumerken. "Ich habe hinterher bitterlich geweint, war völlig fertig", erzählt die Frau, die aus Krankheitsgründen arbeitslos ist, von jenem Tag, als ein Unbekannter versucht hatte, ihren kleinen Hund zu entführen.

Der Unbekannte hatte vormittags bei Familie K. in dem Mehrfamilienhaus an der Ulzburger Straße geklingelt. Gaby K. war beim Bettenmachen. Sie geht fest davon aus, "dass er mich vorher mit dem Hund beobachtet hat." Nichts ahnend öffnete sie die Wohnungstür. Vor ihr stand ein junger Mann in einer dunkelblauen Jacke mit einem Kärtchen am Revers, das ihn als angeblichen Mitarbeiter des Tierschutzvereins auswies. "Er sagte, er käme vom Tierschutzverein. Ich solle den Hund anleinen, er müsse ihn mitnehmen", erzählt die Norderstedterin. Es habe Beschwerden wegen des zwei Jahre alten Mischlingshundes gegeben. Gaby K. war völlig verdattert, machte die Wohnungstür einfach wieder zu, der Unbekannte verschwand. "Ich habe mich erkundigt, es gab von niemandem Beschwerden. Unser Hund ist auch ganz lieb", sagt Gaby K. über den quirligen Vierbeiner. Anzeige bei der Polizei erstattete sie nicht.

Natürlich war der Mann nicht vom Tierschutzverein. Diese Art der Kontaktaufnahme komme für echte Mitarbeiter des Vereins nicht in Frage, sagt Katrin Witthöft, 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Westerwohld. "Wir dürfen auch gar keine Tiere einziehen, dafür sind Ordnungsamt und Polizei zuständig."

Das Erlebnis von Gaby K. liegt schon ein paar Wochen zurück - und ist laut Gaby K. kein Einzelfall. Die Frau erzählt, sie sei kurz darauf beim Spaziergang in der näheren Umgebung mit einer anderen Hundebesitzerin ins Gespräch gekommen: "Und da erzählt sie mir, sie sei in der gleichen Art und Weise von einem Unbekannten angesprochen worden. Da dachte ich: Das gibt es doch gar nicht!" Für Katrin Witthöft ist die Masche mit dem Tierschutzverein nicht neu: "Wir hatten schon einmal einen Anruf aus der Waldstraße. Dort sei ein Transporter mit einem Tierschutz-Logo unterwegs, und es werde behauptet, man fange Katzen ein, um sie zu kastrieren." Während einer Infoveranstaltung des Tierschutzvereins wurde von Schäferhund-Mix Timber berichtet, der im November 2008 in Wakendorf II verschwunden war. "Einen Rüden anzulocken ist einfach, dafür braucht man nur eine läufige Hündin", so Katrin Witthöft.

Doch zu konkreten Ermittlungen der Polizei oder gar Verhaftungen von Tierfängern führten all diese Hinweise nicht. Die Segeberger Polizei hat derzeit keine Anzeigen wegen Hundediebstahls vorliegen, sagt Pressesprecherin Silke Tobies. "Nicht jede Katze, die verschwindet, ist das Opfer einer Straftat, so tragisch das für den einzelnen Tierhalter ist", sagt Tobies. Die Polizei fordert, dass im Verdachtsfall unmittelbar Anzeige erstattet wird. Silke Tobies: "Es ist für uns unheimlich schwierig, wenn wir keinen konkreten Ansatz haben."

Wie konkret die die Gefahrenlage auch sein mag - wer sicher gehen will, hält sich an die Ratschläge einer Broschüre, die der Tierschutzverein Westerwohld herausgibt. Wenn Hund oder Katze verschwunden sind, sollte erst nach eigener "intensiver Suche" die Polizei verständigt werden. Bei Hunden zeitnah, bei Katzen nach rund drei Wochen. Die Besitzer sollten Suchplakate mit Fotos aufhängen und im Internet veröffentlichen, und Tierschutzvereine, Tierärzte und Tierfutterhandlungen in der Region verständigen. Hunde sollten nicht unbeaufsichtigt vor Geschäften angebunden werden. Wer ein Tier aufnimmt, ist durch das Fundgesetz verpflichtet, dies dem Tierschutzverein oder der Polizei zu melden.

Die Hotline des Tierschutzvereins Westerwohld für vermisste und gefundene Tiere: Tel. 01639 27 82 78.