Das forderten der Segeberger Landrat Anton Graf Schwerin von Krosigk und die Bürgermeister der Nachbargemeinden gegenüber Verkehrsminister Narjes.

Die Pläne, den Hamburger Flughafen durch einen neuen Airport in Kaltenkirchen zu entlasten, reichen mehr als 40 Jahre zurück - und endgültig beerdigt ist das Millionen-Projekt noch nicht, wie die immer wieder aufflammenden Diskussionen zeigen. NZ-Redakteur Werner Stahl berichtet am14. April 1971 über Treffen zwischen Kommunalpolitikern und Minister.

"Der Schwebezustand, in dem wir uns befinden, ist unerträglich. Die Flughafenplanung muss endgültig und schnell entschieden werden, damit wir weiterplanen können. Die derzeitige Planung ist die Richtige. Alle jetzt noch geforderten Veränderungen bedeuten für uns ein zusätzliches Verlustjahr." Das erklärte Segebergs Landrat, Graf Schwerin von Krosigk, nach einer Rundfahrt mit Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Karl-Heinz Narjes durch das Flughafengebiet westlich der Bundesstraße 4.

Der Minister betonte bei einer Abschlusssitzung im Schloss von Bad Bramstedt vor den Bürgermeistern und Vertretern der betroffenen Gemeinden nochmals mit allem Nachdruck, dass der Großflughafen Kaltenkirchen für Schleswig-Holstein "unverzichtbar" sei. Nach dem jetzigen Stand des Verfahrens wird nur noch geprüft, ob einzelne Gemeinden vom Fluglärm entlastet werden können, ohne dass dadurch an anderer Stelle erhebliche Beeinträchtigungen in Kauf genommen werden müssten.

"Wir können nicht nach der Melodie des Heiligen Florians entscheiden und möglichen Lärm von der einen in die andere Gemeinde transportieren", sagte der Minister. In dieser Frage lasse sich das Ministerium von unabhängigen Experten der Gesellschaft "Intertraffic" beraten. Gegen eine mögliche "Verschwenkung" oder Drehung des Flughafenprojektes gibt es ebenfalls bereits Proteste.

Bramstedts Bürgermeister Endrikat: "Wir werden uns gegen eine Änderung wehren". Und Bürgermeister Schröder aus Lentföhrden: "Was wir tun, wenn es schiefgeht? Wir werden den Justizminister gegen Minister Narjes als Anwalt beauftragen." Auch Bürgermeister Günter Fehrs aus Kaltenkirchen hält eine Drehung der Startbahnen und eine Verschiebung des gesamten Flughafens um 200 Meter für nicht mehr tragbar. Alles in allem, die Vertreter der unmittelbar betroffenen Gemeinden haben sich mit dem Flughafen, mit dem sie werden leben müssen, abgefunden.

Jetzt geht es nur noch um die genaue Abgrenzung der Planungszonen. Diese Zonen sind wichtig für weitere Baupläne in den Gemeinden. Und nicht zuletzt bedeuten diese Zonen bares Geld in Form von Zuschüssen für den zusätzlichen Einbau von Lärmschutzeinrichtungen. Ein Beispiel: Würde sich an der Flughafenplanung jetzt noch etwas ändern, würde der geplante Bau der Hauptschule in Kaltenkirchen zusätzlich 200 000 Mark kosten (für Schutzeinrichtungen gegen Lärm).

Entschädigungsfragen sollen schnell, einheitlich und angemessen geregelt werden. Für Härtefälle ist an die Bildung eines Fonds gedacht. Mit Nachdruck stellte Minister Dr. Narjes fest, dass die öffentliche Diskussion bisher darunter gelitten habe, dass sie auf der Basis einiger hartnäckig wiederholter irrtümlicher Annahmen geführt worden sei. So sei beharrlich die mögliche technische Endkapazität des Flughafens mit der Prognose des tatsächlichen Bedarfs gleichgesetzt worden.

Im Gegensatz zu den Gegnern des Projektes, die eine Zahl von 520 auch außerhalb des Flughafengeländes Lärm verursachenden Starts und Landungen innerhalb von 24 Stunden noch für zu gering halten, stellte der Minister fest, dass der Umfang des Flugbetriebs im Jahr 1985 voraussichtlich bei 200 sogenannten lärmrelevanten Flugbewegungen liegen werde.

"Wir machen Zukunftsplanung betreiben keine ,Spökenkiekerei' auf das, was im Jahr 2000 los ist", sagte Verkehrsminister Narjes. Es sei nicht zu erwaten, dass mit dem Wachsen der Jets auch der Lärm der Antriebsaggregate steigt.