Aktivisten probten den Ernstfall des Widerstands am ersten November-Wochenende und schufen Schotter unter stillgelegten Gleisen weg.

Hannover/Lüneburg. Die Aktivisten der Anti-Atom-Initiative "Castor Schottern" haben auf einem stillgelegten Gleis im Wendland ausprobiert, wie man möglichst schnell den Schotter unter den Schienen wegbekommt. "Hände und Füße sind das beste Werkzeug", fasste gestern Christoph Kleine das Ergebnis der Tests zusammen. Wenn am ersten Novemberwochenende der 12. Castor-Transport mit hoch radioaktivem Müll aus Frankreich ins Wendland rollt, sollen Tausende Atomkraftgegner das Gleis zwischen Lüneburg und Dannenberg unterhöhlen: "Wir denken, dass wir den Zug stoppen und für lange Zeit aufhalten können."

Ähnliche Aktionen bereiten andere Bürgerinitiativen für die abschließende Straßenstrecke vor, aber auch für das deutsch-französische Grenzgebiet. Von Warnungen des niedersächsischen Innenministeriums, dies seien Straftaten, lassen sie sich nicht beeindrucken.

Der Fraktionschef der Grünen im Landtag, Stefan Wenzel, widersprach dem Ministerium: "Es wird zu zivilem Ungehorsam kommen, aus meiner Sicht ist das aber keine Straftat." Zu Warnungen von Innenminister Uwe Schünemann (CDU) vor Aktionen militanter Linksextremisten sagte er: "Er provoziert zum wiederholten Mal eine Diskussion über Gewalt und Straftaten, die aus der Entwicklung der vergangenen Jahre nicht gerechtfertigt ist."

Überlegungen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), nach dem Vorbild des umstrittenen Stuttgarter Bahnprojekts im Wendland einen Mediator einzusetzen, stoßen bei den Atomkraftgegnern auf Ablehnung. Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg: "Der Appell an die Gorleben-Gegner, sich an einen runden Tisch zu setzen, kommt 30 Jahre zu spät." Für die Initiativen ist klar, dass es kein Entgegenkommen von ihrer Seite geben wird, solange der Gorlebener Salzstock in der Nähe des Zwischenlagers weiter erkundet wird.

Im vergangenen Jahr standen im Wendland 14.500 Demonstranten 10.000 Polizisten gegenüber, weitere 8000 schützten die Bahnstrecke. Jeder Castortransport ist auch der größte Polizeieinsatz des Jahres. Die wieder aufgenommene Erkundung von Gorleben und längere Laufzeiten der Atommeiler bescheren jetzt der Anti-Atom-Bewegung deutlichen Zulauf.