Der Entwurf sieht einen Neubau des Plenarsaals als Säulenhalle vor. Die Halle wäre nur noch unterirdisch mit dem Leineschloss verbunden.

Hannover. Der Abriss des alten niedersächsischen Landtages rückt näher. Eine eigens eingesetzte internationale Jury hat am Wochenende in Hannover eine Grundsanierung verworfen und den 1. Preis des Architektenwettbewerbs vorgestellt: Der Entwurf von Prof. Eun Young Yi aus Köln sieht einen vollständigen Neubau des Plenarsaals als Säulenhalle vor. Diese Halle wäre nur noch unterirdisch mit dem klassizistischen Leineschloss verbunden, in dem die Fraktionen und die Landtagsverwaltung untergebracht sind.

Diskutiert wird über Sanierung oder Neubau bereits seit mehr als einem Jahrzehnt, vor allem Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) treibt das Projekt seit Amtsantritt vor zwei Jahren voran. Der alte Plenarsaal ist undicht, hat weitere Baumängel, kein Tageslicht, die Heizung ist altmodisch. Die letzte Entscheidung muss jetzt die Baukommission des Landtags treffen.

Von den Fraktionen im Landtag haben sich bislang nur die Grünen eindeutig gegen den Neubau ausgesprochen. "Mit der Jury-Entscheidung wird der Denkmalschutz mit Füßen getreten", kommentierte am Wochenende der Grünen-Abgeordnete Enno Hagenah die Entscheidung der Jury, der er selbst angehört hat. Tatsächlich sind im Vorfeld auch Architekten und der Heimatbund Sturm gelaufen gegen einen Neubau, eben weil das in den 60er-Jahren errichtete Gebäude des renommierten Architekten Dieter Oesterlen unter Denkmalschutz steht. Den aber kann der Landtag in eigener Sache jederzeit aufheben, und genau dafür zeichnet sich eine Große Koalition mindestens aus CDU, SPD und FDP ab.

16 Entwürfe wurden bewertet, die in die Endauswahl kamen. Mit den Arbeiten solle im Spätherbst dieses Jahres begonnen werden. 45 Millionen Euro sind für den Neubau angesetzt, entstehen soll auch eine Tiefgarage und ein Restaurant.

Der eigentliche Plenarsaal soll aus Glasbausteinen bestehen. Die Jury erklärte zu dem Entwurf, er ergänze das alte Schloss "mit einem neuen starken Element" und schaffe "für die Öffentlichkeit Transparenz und Zugänglichkeit".

Dass es in der Jury durchaus auch Bedenken gegen den Abriss gab, zeigt ausgerechnet die Wahl des 2. Preisträgers. Der Hamburger Architekt Walter Gebhardt hatte in seinem Entwurf stärker als alle Konkurrenten auf den Erhalt von Bausubstanz gesetzt, er wollte nur eine Seite des Gebäudes mit Glaskonstruktionen öffnen: "Ich wollte die Bausubstanz überwiegend erhalten." Gebhardt ist aber auch deshalb "enttäuscht", weil sein Entwurf die Finanzrahmen von 45 Millionen Euro nicht ausschöpfte: "Da waren wir deutlich drunter."