Meihsies nennt Spaltung der Grünen als Grund für seinen Rückzug von der Kandidatur. Keine Überraschung für den Kreisverband.

Lüneburg. Er sei nicht beleidigt, aber die vergiftete Atmosphäre im Kreisverband möchte er nicht länger ertragen müssen, sagt Andreas Meihsies. "Ich bin nicht motiviert, für eine Partei in den Wahlkampf zu ziehen, die mich nicht trägt", meint er. Bis vor kurzem war er noch Landtagskandidat der Grünen im Wahlkreis Nummer 49, jetzt verkündet er seinen Rücktritt von dieser Kandidatur. Eine Überraschung für den Kreisverband sei das nicht, er habe mit den entsprechenden Funktionsträgern gesprochen, erklärt Meihsies.

Tatsächlich geriet die Bestellung von Meihsies zum Landtagskandidaten seiner Partei diesmal wider Erwarten zur Hängepartie. Am 7. Mai wählte ihn der Ortsverband zum Direktkandidaten für die Landtagswahl, doch in der Wahlversammlung auf Kreisebene am 22. Mai hatte er plötzlich einen Gegenkandidaten: Kreistagsmitglied Detlev Schulz-Hendel aus Amelinghausen trat gegen ihn an, unterlag ihm knapp.

Auch bei der darauf folgenden Kandidatenkür in Wolfsburg, als die Landesdelegierten der Grünen die Reihenfolge der Listenplätze für den Landtagswahlkampf fest klopften, schnitt der Lüneburger nicht besonders gut ab: Er schaffte es nicht unter die ersten 20, für einen aussichtsreichen Listenplatz und damit ein festes Ticket nach Hannover reichte es nicht.

Dass die Geschichte diese Wendung nahm, erklärt Meihsies selbst mit einem tiefen Konflikt im Kreisverband. Dort würden Grabenkämpfe ausgetragen, und das schon seit Jahren. "Es gibt zwei Lager im Kreis, der Clan um Miriam Staudte und die Meihsies-Truppe. Zuletzt habe ich die Hand für Gespräche ausgestreckt, aber sie wurde nicht ergriffen. Ich wünsche mir eine andere Umgangskultur für unsere Partei", sagt Meihsies, der diesen Rückzug zum Trotz die Fraktion der Grünen im Rathaus weiterführen und auch Bürgermeister in Lüneburg bleiben will.

Abschied nimmt er aber wohl von den großen und überregionalen Karriereplänen, obwohl man in der Politik niemals nie sagen soll. "Da habe ich keine Perspektive mehr, die Partei hat mir bereits angedeutet, dass sie keine Chancen für mich sieht", sagt er selbst. In den Jahren 2003 bis 2008 war er bereits einmal Mitglied des Niedersächsischen Landtages, ist seit 1983 Mitglied der Grünen. Seit 1986 ist er Ratsherr der Stadt Lüneburg und Vorsitzender der dortigen Grünen-Fraktion. Bei der Landtagswahl 2008 stand er auf Platz 14 der Landesliste der Grünen, damals allerdings brachten es die Grünen im Land nur auf zwölf Mandate.

Meihsies kehrte in den Dienst der Bundespost zurück, setzte sein kommunalpolitisches Engagement fort und wurde im Herbst letzten Jahres Bürgermeister der Stadt. Im Jahr 2009 war er für die Grünen als Direktkandidat für den Bundestag angetreten und knackte erstmalig die 20 Prozent-Marke für die Grünen in Lüneburg.

Jetzt sagt er, wolle er den Weg frei machen - nur wohin, dass weiß die Partei an diesem verregneten Sommerabend offenbar noch nicht genau. Es wird schwierig werden, auf die Schnelle einen neuen Kandidaten zu finden, der die Arbeit fortführt, sagt denn auch die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte aus Scharnebeck.

Seit dem Jahr 2008 ist sie stellvertretende Vorsitzende der Landtagsfraktion ihrer Partei in Hannover. Sie schaffte es ohne große Mühe, erneut zu Landtagskandidatin ihrer Partei aufzusteigen - und ist offenbar in den Augen von Meihsies unmittelbar beteiligt an einem internen Konflikt, den es ihrer Meinung nach aber gar nicht gibt.

"Ich habe kein Verständnis für dieses Ein-Mann-Theater. Aus meiner Sicht gibt es keine Lager bei den Grünen und keine Spaltung auf der Kreisebene der Partei", sagt sie. Und auch Claudia Schmidt, Sprecherin des Kreisverbandes der Grünen, wirkt etwas ratlos im Angesicht der neuen Situation. "Wir bedauern den Rückzug", sagt sie.

Der Vorstand müsse entscheiden, wie es weitergehen solle - nur wie bisher könne es nicht bleiben, meint dagegen Meihsies. "Es gibt ja eine Reihe von jungen Talenten bei den Grünen, die an Format noch gewinnen können. Ich werde mich auf meine Arbeit im Stadtrat konzentrieren, die Arbeit macht mir Spaß, die Atmosphäre ist gut", sagt Meihsies. Alles andere sei seine Sache nicht mehr, und auch im Landtagswahlkampf werde man auf seine Unterstützung nur ausnahmsweise zählen können, lässt er seine Partei wissen.

"Ich leide nicht unter der Situation. Ich mache einfach nur den Weg frei. Ich habe Ballast abgeworfen", sagt Andreas Meihsies.