Mehr als 200 Menschen aus der Region demonstrieren vor Eon-Avacon. Die Veranstalter hatten mit nur 50 Demonstranten gerechnet.

Lüneburg. Weit mehr Menschen als erwartet sind am Sonnabendvormittag an die Lindenstraße gekommen, um im Kleinen auf eine Art zu protestieren, die andernorts schon in ganz anderen Dimensionen praktiziert wurde und demnächst wieder geplant ist: die Menschenkette. Mehr als 200 Frauen und Männer bildeten gegen 11.30 Uhr eine Schlange vor dem Eon-Avacon-Gelände, um gemeinsam für den Atomausstieg einzustehen.

"Es gibt genügend Alternativen", sagte Mike Köpke aus Bleckede der Lüneburger Rundschau, "wir brauchen die Atomenergie nicht. Sie ist zu einer reinen Gelddruckmaschine geworden. Daher will ich den sofortigen Ausstieg." Brigitte Martens aus Lüneburg stand neben ihm, sie sagte, sie möchte den Kindern eine saubere Umwelt hinterlassen, "wenigstens in diesem Aspekt".

Dr. Wolfgang Meuthen sagte der Rundschau: "Ich stehe hier, damit endlich alle Atomkraftwerke stillgelegt werden, besonders aber die Schrottreaktoren Krümmel und Brunsbüttel. Es gibt überhaupt kein Endlager bislang, das ist eine Illusion." Marita Dvorak sagte, sie sei an diesem Vormittag an die Lindenstraße gekommen, "um die Menschen aufmerksam zu machen, die immer noch nicht ihren Stromanbieter gewechselt haben".

Der Wechsel des Stromlieferanten zu einem Ökostromanbieter sei die Möglichkeit zum eigenen kleinen Atomausstieg, hatte zuvor Renate Backhaus (Grüne) ins Mikrofon gerufen. "Vier Anbieter gibt es, die ohne Mogelei auf Atomstrom verzichten: Energiewerke Schönau, Greenpeace Energie, Lichtblick und Naturstrom." Die Frau, die vor zehn Jahren gegen das Atomkraftwerk Krümmel klagte: "Wir wollen sichere Atomkraftwerke. Und das sind nur abgeschaltete Atomkraftwerke."

Dass die Sicherheit von Krümmel nicht gewährleistet sei, habe das Debakel um die von der Atomaufsichtsbehörde abgelehnte Leiterin des Meilers gezeigt. Die Demonstranten in Lüneburg haben laut der BUND-Aktivistin dabei "viel gemeinsam" mit dem Betreiber Vattenfall: "Wir haben die Nase voll von Krümmel." Denn Vattenfall wolle seine Anteile an dem Reaktor an Eon verkaufen. Backhaus: "Aber davon wird ein Schrottreaktor auch nicht sicherer."

Zu der Mini-Menschenkette aufgerufen hatte das Lüneburger Aktionsbündnis gegen Atom (LAgA). In dem Bündnis haben sich 25 Initiativen, Verbände, Parteien, Gemeinden und Einzelpersonen zusammengetan, unter anderem Grüne, Linke, SPD, DGB, AStA, Verkehrsclub Deutschland, Elterninitiative Sinn e.V. und Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen. Seinen Sitz hat LAgA im Heinrich-Böll-Haus.

Dr. Bernd Redecker hatte nach eigenen Angaben 50 Demonstranten angemeldet, mit einigen weniger als angemeldet gerechnet und am Sonnabend letztlich 220 gezählt: "Wir sind super zufrieden", sagte Redecker der Rundschau. Er sei überrascht, wie viele Menschen gekommen sind - trotz der zahlreichen Aktionen im vergangenen Jahr. "Sie sind anscheinend nicht müde geworden, der Protest reißt nicht ab."

Ulrike Hellfritz lieferte die Erklärung dafür: "Mittlerweile gehen auch Leute zu Demonstrationen, die sich an solchen Aktionen bisher nicht beteiligt haben. Jetzt sind auch diese Menschen motiviert, etwas zu tun. Es werden immer mehr."

Die Lüneburger Aktion sollte auch Werbung sein für die Menschenkette am Sonnabend, 12. März, vom AKW Neckarwestheim nach Stuttgart. Von Lüneburg aus fährt am Freitagabend ein Sonderzug nach Süddeutschland. Weitere Infos gibt es im Heinrich-Böll-Haus in der Katzenstraße.

www.lagatom.de