Wenn die Straßen in Lüneburg glatt sind, tritt Straßenwärter Jörg Kamentz mit seinem Streuwagen des Betriebshofs Embsen in Aktion.

Wenn Jörg Kamentz gegen halb fünf Uhr morgens in die Fahrerkabine des 3,80 Meter hohen Allradkippers klettert, ist er bereits hellwach. Hinter ihm liegt schon eine Kontrollfahrt mit dem wendigen Betriebs-Pkw. Stichprobenartig hat er den Straßenzustand einiger Kreisstraßen begutachtet.

Eisige zwölf Grad minus zeigt das Thermometer. Doch da kein Neuschnee gefallen ist, kann Kamentz, der unter seiner leuchtend orangen Arbeitskombi extra noch einen dicken Rollkragenpullover, lange Unterhosen und Schal trägt, auf die Montage eines Schneeschiebers an seinem Streufahrzeug verzichten. "Gestreut werden muss aber", entscheidet der 45 Jahre alte Straßenwärter und klingelt derweil die Kollegen aus den Betten.

Inzwischen ist sein 18-Tonner von Iveco mit einem Gemisch aus vier Kubikmetern Salz und zwei Kubikmetern Sole beladen. Doch bevor sich Kamentz auf den Weg macht, kontrolliert er noch einmal den Tiefstreuteller an dem Spezialfahrzeug.

Die rund 100 Kilometer lange Tour über diverse Kreisstraßen nimmt Kamentz mit gemütlichen 40 Stundenkilometern in Angriff. Von Embsen geht es über Kirchgellersen, Radbruch, Vögelsen bis zum Landeskrankenhaus und dann weiter über Bardowick, Wittorf, Handorf, Brietlingen, Barum und Dionys zurück nach Embsen. Ununterbrochen schleudert der Tiefstreuteller das Streugut auf die Fahrbahn. Am Heck des Fahrzeuges lässt sich beobachten, wie das Salz über ein kleines Förderband transportiert, dort mit einer Lauge befeuchtet und durch den rotierenden Teller in einem Radius von 5,50 bis zehn Metern verteilt wird.

"Wir streuen relativ sparsam mit zehn bis 15 Gramm Salz pro Quadratmeter", erklärt Kamentz. Rüdiger Scholz, Technischer Leiter des landkreiseigenen Betriebs für Straßenbau- und unterhaltung (SBU), bestätigt dies: "Bei uns gilt, grundsätzlich nur zehn Gramm pro Quadratmeter zu streuen. Das ist die übliche Menge bei Glatteis, mit der eine ausreichende Tauwirkung erzielt wird."

Seit Winterbeginn hat der SBU-Hof in Embsen geschätzte 600 bis 700 Tonnen Salz verbraucht. Die Tonne kostet zwischen 60 und 80 Euro. Der Vertrag mit dem Deutschen Straßendienst garantiere Salzlieferungen bis zum Saisonende, bestätigt Scholz. "Allerdings laufen die Lieferungen schleppend. Zwar sind Dienstag drei Lkw mit je 25 Tonnen Salz in Embsen angekommen, doch haben wir kein Streusalz abzugeben." Angefragt hatte bereits der Landkreis Harburg, dessen Salz mit dem Schiff bis nach Holland und von dort auf dem Landweg in den Nachbarkreis geliefert wird. Noch türmt sich in der Embsener Halle das Natrumchlorid. Versetzt mit der Sole, einer Magnesiumchloridlösung, besitzt die Mischung eine Tauwirkung bis minus 15 Grad. "Darunter wird es schwierig."

Straßenwärter Kamentz erkennt mit geübtem Auge längst, ob das Salz wirkt oder nicht: "Der Schnee löst sich auf und glänzt etwas. Je niedriger die Temperatur, umso schlechter wirkt das Salz."

Kurz vor der Rückkehr auf den Hof, will der gelernte Kfz-Mechaniker Kamentz noch eben günstig Diesel tanken. Daraus wird nichts. Die Handbremse des Streufahrzeugs ist eingefroren und der Wagen hält seine Position auf dem abfälligen Gelände vor der Zapfsäule nicht. So bringt der Fahrer sein Gefährt in die betriebseigene Werkstatt und gönnt sich selbst eine heiße Tasse Kaffee.