Ein Verzicht der Kreise Harburg und Lüneburg auf den Umbau schade dem Breitensport, so Roland Wörner.

Luhmühlen. "Unmoralisch" nennt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landkreis Harburg, Ruth Alpers, die vorgesehene Unterstützung des Reitsportzentrums Luhmühlen mit Steuergeldern. Eltern fragen, was mehr zähle: Pferdesport oder Schulen. Trotz leerer Kassen soll das international renommierte Pferdesportzentrum im nächsten Jahr mit insgesamt 11,5 Millionen Euro modernisiert werden. Der Geschäftsführer des Ausbildungszentrums Luhmühlen, Roland Wörner (54), sagt dem Abendblatt, warum die mehr als elf Millionen Euro gut angelegtes Geld seien.

Luhmühlen - das Dorf bei Salzhausen dürfte der bekannteste Ort im Landkreis Harburg sein. Seit Jahrzehnten kommen hier immer wieder Weltklassereiter zusammen. 2011 ist das Reitsportzentrum Austragungsort der Europameisterschaft im Vielseitigkeitsreiten. Dafür wirkt das deutsche Reitsportmekka erstaunlich unprätentiös: Die unscheinbare Zufahrt von den der Landesstraße 216 erinnert eher an die Hofeinfahrt eines in die Jahre gekommenen Bauernhofs.

"Luhmühlen ist kein elitäres Prestigeprojekt", sagt Roland Wörner. "Wir haben hier nirgends Parkettboden." Jeder dürfe hier Reitunterricht nehmen - und das täglich. Freizeitsportler können von den Olympiasiegern Claus Erhorn oder Andreas Dibowski lernen. Beinahe an jedem Wochenende in 2010 bietet das Reitsportzentrum Lehrgänge für Anfänger bis zum erfolgreichen Turnierreiter an. Nach dem derzeit geplanten Ausbau des Reitsportzentrums soll sich die Anzahl der Lehrgangsteilnehmer von derzeit mehr als 600 auf 1200 im Jahr verdoppeln. "So profitiert der Breitensport in der Region von den Neubauten", sagt Roland Wörner.

Kritikern der geplanten Modernisierung hält der Geschäftsführer des Ausbildungszentrums entgegen: Eine einmalige Chance würde vertan, sollten die beiden Landkreise Harburg und Lüneburg doch nicht ihre Zuschüsse von jeweils 1,5 Millionen beisteuern. Die restlichen 8,5 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket würden dann verfallen. Luhmühlen sei nicht nur Kaderschmiede des deutschen Spitzensports, sondern eben auch ein Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche. "Es gibt die Diskussion, Reiten zum Schulsport zu machen", so Wörner.

Die Region profitiere vom Spitzensport: 25 000 bis 30 000 Besucher kämen jedes Jahr zu dem Vier-Sterne-Turnier in Luhmühlen. "Die Reitsportläden aus der Gegend erzielen dann zusätzliche Einnahmen. Hotels und Restaurants sind an diesem Wochenende ausgebucht", sagt Roland Wörner. Nur eine Handvoll Austragungsorte in Europa gelten als für ein solches Turnier überhaupt geeignet. Der wasserdurchlässige Heideboden macht Luhmühlen nahezu unabhängig vom Wetter.

Nach dem Ausbau will das Ausbildungszentrum Luhmühlen das immer populärere Westernreiten bei sich etablieren. Die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft steht im Juni 2010 im Turnierplan. Lehrgänge im Westernreiten starten ab 2011.

Die Modernisierung des Reitsportzentrums hat schon begonnen: In der Turnierhalle ("Jagau-Halle") ersetzt seit Dienstag ein Kunststoff-Sand-Gemisch den alten Holzspäne-Sand-Belag. "Der ist länger haltbar und sicherer für Reiter und Pferde", sagt Roland Wörner.

Entschieden ist seit neuestem auch: Die 17 Jahre alte Tribüne am Turnierplatz in Westergellersen wird im Sommer nicht komplett neu gebaut, sondern der Bestand saniert. Die Zuschauerkapazität steigt dann von jetzt 700 auf 1000. Schalensitze ersetzen die antiquierten Holzbänke. Die Kosten: 450 000 Euro.