Das Desaster am Heereskamp trifft auch die Nachbarorte. Denn Wohn- und Betreuungsplätze sind rar.

Bardowick. Die Hoffnung in der Gemeinde war groß, dass Bardowick nicht länger ein blinder Fleck auf der Landkarte bleibt, wenn es um Wohnungen für die ältere Generation geht. Im Wohngebiet am Heereskamp sollte ein Seniorendomizil gebaut werden. Ein Investor aus Lüneburg hatte hochtrabende Pläne für ein vier Millionen Euro teures Projekt - und angeblich sogar schon einen Betreiber aus der Region an der Angel. Doch die Ankündigung, eine Wohnanlage hauptsächlich mit Ein-Zimmer-Apartments für Senioren errichten zu wollen, die bereits 2006 bezogen werden sollten, war nicht mehr als ein Lippenbekenntnis wie sich herausstellte.

Auf dem eingezäunten Grundstück zwischen den Terrassenhäusern am Heereskamp und der Straße an der Schaaftrift erinnert nur noch eine mittlerweile mit hohen Gräsern zugewucherte Baugrube an das längst gestorbene Projekt Seniorendomizil. Nun beerdigt der Flecken Bardowick das Vorhaben auch offiziell. Gemeindedirektor und Samtgemeindebürgermeister Günter Dubber berichtet, dass die im Bebauungsplan festgezurrte Sondernutzung Altenwohnen aufgehoben wird.

Dubber: "Der Gesetzgeber fordert von einer Kommune, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzuheben, wenn ein Projekt nicht realisiert wird." Und das sei am Heereskamp der Fall. "Der Investor hat sich nicht wieder gerührt. Trotz Nachfragen haben wir nichts mehr gehört oder irgendwelche Signale bekommen, dass das Vorhaben in die Tat umgesetzt wird. Auch von uns gesetzte Fristen sind verstrichen ohne dass sich etwas getan hat", sagt er. Und das verwundere ihn schon. "Immerhin hatte der Investor schon auf einem Stadtbus für das Projekt geworben."

Die geplatzten Pläne für das Seniorendomizil schmerze die Gemeinde. "Wir bedauern das sehr, weil die demografische Entwicklung auch vor Bardowick nicht halt macht und der Bedarf für solche Einrichtungen da ist und weiter steigen wird", erklärt Dubber. Doch nicht nur den Domflecken alleine treffe das Aus der Pläne am Heereskamp. "Trotz der schon bestehenden Altenheime in Wittorf, Handorf und Vögelsen reicht das Seniorenwohnen und die Betreuung in den Orten der Samtgemeinde nicht aus. Das ist auf Dauer zu wenig", meint er.

Nicht nur Bardowick laufe Gefahr, ältere Mitbürger zu verlieren. "Sie ziehen weg und gehen dorthin, wo es Betreuung gibt. Und zwar schon bevor sie alt und noch erwerbstätig sind", befürchtet der Verwaltungschef. Denn wer sich in jungen Jahren ein Haus im Grünen gebaut habe, werde nicht unbedingt auch in diesem alt. "Wir als Gemeinde müssen eine entsprechende Wohnnutzung für das Alter im Ort stellen, um die Menschen zu halten." Denn er habe keinen Zweifel daran, sagt Dubber, dass ältere Mitbürger lieber in gewohnter Umgebung alt würden: "Nicht umsonst heißt es im Volksmund, alte Bäume verpflanzt man nicht."

Bardowick sei bislang für diese Herausforderung nicht gerüstet, gibt der Gemeindedirektor zu. Er verspricht: "Wir werden als Kommune die planerischen Rahmenbedingungen schaffen. Allerdings, investieren müssen private Unternehmen." Wie in dem Projekt an der Steinstraße nahe dem Dom. "Ich bin optimistisch, dass das Vorhaben realisiert wird", sagt Dubber.

Wie berichtet, plant Investor Gerhard Brandenburg für neun Millionen Euro auf einem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück den Bau von fünf Gebäuden mit Apartments und Wohnungen für Senioren. Zudem sollen ein kleines Hotel mit elf Doppel- und zwei Einzelzimmern sowie ein Restaurant errichtet werden. Auch Eigentumswohnungen seien vorgesehen.