In der Lüneburger Region gibt es keine Volksparteien mehr. Grüne holen bestes Ergebnis in ganz Niedersachsen.

Lüneburg. Zwei Sieger gehen aus der Bundestagswahl in Stadt und Landkreis Lüneburg hervor. Zum einen der CDU-Mann Eckhard Pols, der das Direktmandat für den Bundestag ergatterte, wenn auch nur hauchdünn vor der Mitbewerberin Hiltrud Lotze von der SPD. Zum anderen die Grünen um ihren Direktkandidaten Andreas Meihsies. Die Partei holte mit 18,1 Prozent im Wahlkreis Landkreis Lüneburg/Landkreis Lüchow-Dannenberg das beste Zweitstimmenergebnis in Niedersachsen. Doch Sieger sehen anderes aus. Beide Gewinner haben keinen Grund, in Jubelstürme auszubrechen. Zu deutlich sind die Dellen, die das Wahlergebnis für beide mit sich bringt.

Eckhard Pols vertritt als CDU-Abgeordneter einen Wahlkreis, in dem keine schwarz-gelbe Bundesregierung gewollt ist. Nur 41,2 Prozent entfallen auf CDU (28,7 Prozent) und FDP (12,5 Prozent). In absoluten Stimmen heißt das: 53 616 Stimmen vereinigt Schwarz-Gelb auf sich. Das sogenannte linke Lager mit SPD, Grünen und Linke kommt auf eine deutliche Mehrheit mit 69 028 Stimmen. Das entspricht 53 Prozent.

Trotz des historischen Wahlergebnisses der Lüneburger Grünen (21,4 Prozent in der Stadt, 17,4 Prozent im Landkreis Lüneburg und 20,7 Prozent im Wendland) spielen sie keine Geige in der Berliner Politik. Zwar hat der Direktkandidat Meihsies beachtliche 15,1 Prozent der Erststimmen auf sich vereinigt, doch für den Griff nach dem Direktmandat reichte das bei weitem nicht. Und auch auf der Landesliste seiner Partei wurde dem Lüneburger kein Platz eingeräumt, der ihn berechtigt, in den Deutschen Bundestag einzuziehen. Das bittere Fazit für die Grünen in Stadt und Kreis: Das beste grüne Ergebnis in Niedersachsen reicht nicht aus für einen Sitz im Parlament.

Noch viel bitter ist die Pille, die die SPD schlucken muss. Nach der Bundestagswahl wird klar, dass sie in Stadt und Landkreis nicht den Anspruch einer Volkspartei erheben kann. 25,3 Prozent im Landkreis und 25,1 Prozent in der Stadt lassen keinen anderen Schluss zu. Gleiches gilt für die andere große Partei, die von der schlecht schmeckende Medizin auch eine kräftige Dosis abbekommt. Die CDU ist nun ebenfalls alles andere als eine Volkspartei: 28,7 Prozent im Landkreis und 25,5 Prozent in der Stadt.

Es gab sie einmal, die satten Mehrheiten der ehemals großen Parteien: Noch bei der Bundestagswahl 2005 holte die SPD im Wahlkreis 38 (Lüneburg/Lüchow-Dannenberg) 38,6 Prozent. Jetzt muss sich die SPD im Stadtgebiet mit 25,1 Prozent zufrieden geben - und das, obwohl SPD-Kandidatin Hiltrud Lotze nicht nur unzählige offizielle Veranstaltungen bewältigte, sondern im Wahlkampf auch viele Hausbesuche und Betriebsbesichtigungen machte. Auch dass sie die Nachfolge der Abgeordneten Hedi Wegener antreten sollte, wurde als Startvorteil angesehen.

Gereicht hat es nicht. Konkurrent Eckhard Pols von der CDU überholte Lotze nach einem spannenden Endspurt in der Stadt knapp - allerdings blieb die Partei Lüneburg weit unter den ehedem großen Zahlen von 40 Prozent und mehr, die die CDU früher bei den Zweitstimmen holte. Obwohl bei der CDU den ganzen Abend gejubelt wurde: Die Sieger des Wahltages findet man nicht bei den ehemaligen Volksparteien.

Gewonnen haben stattdessen jene, die früher Randfiguren waren.

Da ist zum einen die Linke. In der Stadt holte sie ein achtbares Ergebnis von 10,5 Prozent - obwohl ihre im Wendland lebende Kandidatin Johanna Voß in Lüneburg nur wenigen Wählern persönlich bekannt sein dürfte. Augenscheinlich ist, dass die Linke nicht mehr nur östlich der Elbe in der Gemeinde Amt Neuhaus ihre Hochburgen mit zweistelligen Ergebnissen hat.

Und auch die Grünen haben in der Wählergunst der Stadtbewohner ein beachtliches Niveau erreicht: Mit 21,4 Prozent haben sie die FDP (11,4 Prozent) deutlich hinter sich gelassen, ebenso hatten sie im Landkreis mit 17,4 Prozent zu 13 Prozent die Nase vorn. Dennoch kann die FDP zufrieden sein, auch wenn sie unter dem Bundesdurchschnitt von 14,7 Prozent geblieben ist. Die Liberalen haben im gesamten Wahlkreis etwas mehr als drei Prozent zugelegt. Ihr Direktkandidat Boris Freiherr von dem Bussche dürfte die Hoffnungen aber nicht erfüllt haben. Ihm bleibt mit 8,7 Prozent der Erststimmen nur Platz fünf.

Der große Verlierer der Bundestagswahl ist die Demokratie. Die Wahlbeteiligung rutschte auf von schon schlechten 79,2 Prozent im Jahre 2005 auf jetzt noch schlechtere 74,2 Prozent. Zum Glück für die Demokratie profitierte von der niedrigen Wahlbeteiligung der rechte Rand nicht. Die rechtsextremen Parteien spielten keine Rolle.