Die immer neuen Rückschläge im Ringen um bessere Milchpreise verbittert die Milchbauern im Landkreis Lüneburg zwar, doch den Kampf um ihre Existenz setzen sie unverdrossen und leidenschaftlich fort.

Lüneburg. Nach dem gestrigen Aufruf der französischen Berufskollegen zu einem sofortigen Lieferstopp, zeigten sich die beiden Milchbäuerinnen Gitta Tangermann aus Handorf und Astrid Zeyn aus Wittorf sowie Milchbauer Ottfried Wolter aus Neetze spontan solidarisch. Dass sie es ernst meinten, demonstrierten sie in der Lüneburger Innenstadt. Sie kippten mitten auf dem Platz am Sande literweise Milch aus Melkkannen in einen Gully.

,,Wir sind zu weitergehenden Konsequenzen bereit", sagte Wolter etwas verklausuliert. Denn zum Streik aufrufen dürften er und seine deutschen Kollegen inzwischen nicht mehr, berichtete er. Hintergrund sei ein Urteil des Oberlandesgerichtes Düsseldorf, dass den Milchstreik im vorigen Jahr als illegal erklärte und darin einen Verstoß gegen das Kartellrecht sieht. Im Kampf um höhere Preise für Milch dürften die Bauern nicht zum flächendeckenden Lieferstopp aufrufen. Andernfalls drohten ihnen Bußgelder, so die Richter.

Dass sie ein qualitativ kostbares, aber bei einem Erzeugerpreis von 17 bis 20 Cent je Kilogramm wirtschaftlich nicht wertvolles Lebensmittel in der Kanalisation versenkten, sei ihnen klar, sagte Gitta Tangermann. ,,Und genau darauf wollen wir hinweisen", begründete sie die drastische Aktion. Es seien mittlerweile weniger die Verbraucher als die eigenen Berufskollegen, von denen viele noch nicht aufgewacht seien und die Krise hartnäckig ignorierten, meinte Tangermann. Ebenso die Politik, ergänzte Wolter. ,,Sie setzt sich nicht für uns ein und nimmt die Pleite von 50 000 Betrieben in Kauf."