Für den günstigen Einkauf müssen Studenten jetzt deutliche weitere Wege fahren.

Lüneburg. Wie gewohnt steckt Petra Wegener einen Euro in den Einkaufswagen - aber irgendwas ist anders als sonst. Die Wagen am Aldi-Markt an der Heinrich-Böll-Straße sind festgekettet. Der Laden ist dicht, seit einer Woche schon. Für Wegener ist das nicht weiter schlimm, denn sie kommt aus Deutsch Evern und fährt ohnehin mit dem Auto einkaufen.

Viele trifft die Schließung des Discounters allerdings deutlich härter - und die kam offenbar ziemlich überraschend. Noch immer bleiben Kunden regelmäßig verdutzt vor der Eingangstür stehen und wundern sich, dass sich diese nicht wie gewohnt öffnet. Auch Christian Arvai (24) wollte gerade einkaufen gehen. Er kann kaum glauben, dass der Aldi jetzt zu ist. "Jetzt muss ich in die Stadt oder anderweitig, aber da ist es schnell teuer", sagt der Angestellte aus der Scharnhorststraße.

Hier wohnt auch Anna Schütte. Die Wirtschaftspädagogik-Studentin ist ratlos. "Jetzt muss ich mit dem Fahrrad bis zum Lidl an der Willy-Brandt-Straße oder nach Rettmer fahren", sagt die 26-Jährige. Das Problem dabei: Zurück müsste sie dann immer bergauf fahren - und das voll bepackt. Und noch eine Tatsache stößt der jungen Studentin auf: "Die haben das eiskalt mitten in den Semesterferien gemacht. Das bekommt kein Student mit." Dabei sei sie gerade erst gezielt in die Scharnhorststraße gezogen, auch wegen des nahe gelegenen Aldis.

Warum die Discount-Kette in Rettmer nicht einfach einen zweiten Markt eröffnet hat, ist unklar. Offiziell wollte Aldi dazu keine Stellungnahme abgeben. Nach Informationen der Lüneburger Rundschau lief der Markt an der Uni nämlich alles andere als schlecht. Für die verhältnismäßig kleine Verkaufsfläche sei der Umsatz sehr gut gewesen, die Lage top, so ein Mitarbeiter des Unternehmens. Offenbar zählen vorrangig die größere Verkaufsfläche im neuen Einkaufszentrum und die vielen Parkflächen. "Da verspricht man sich natürlich mehr."

Für viele unverständlich - bescherte doch gerade die Lage an der Uni dem Discounter zahlreiche Kunden, vor allem während der Vorlesungszeit. "Es ist schade, dass der Aldi jetzt zu ist", sagt die Studentin Stefanie Düsing (26). "Das war die einzige Möglichkeit, an der Uni günstig einzukaufen." Wasser, Obst oder im Sommer mal ein Eis - alles Waren, die es sonst nur zu höheren Preisen auf dem Campus zu kaufen gibt. Der Supermarkt war für viele ein wichtiger Bestandteil der Infrastruktur am Hauptcampus. Im Uni-Präsidium sieht man den Verlust in der unmittelbaren Campus-Umgebung nüchtern. "Das fragliche Grundstück gehört nicht zum Immobilienvermögen der Leuphana Universität", sagt Vizepräsident Holm Keller. Insofern könne die Uni dazu keine Stellung nehmen.

Am 5. August wird der Aldi-Markt in einem neuen Einkaufszentrum in Rettmer wiedereröffnet. Rund sechs Millionen Euro hat der Lüneburger Immobilien-Unternehmer Helmut Porth in das 4500 Quadratmeter große Einkaufszentrum gesteckt.

Wer noch ein letztes Mal im alten Uni-Aldi shoppen gehen möchte, der kann das heute und morgen tun. Der Markt öffnet noch einmal seine Türen, um Artikel aus dem "Aldi-aktuell"-Sortiment zu Sonderpreisen zu verkaufen.

Vielleicht können die Studenten aber schon bald aufatmen. Eine Anwohnerin: "Ich habe gehört, dass hier bald ein Penny-Markt einziehen soll."