Offiziell geht es in der Region wieder aufwärts - doch viele Jugendliche aus Bleckede haben andere Erfahrungen gemacht.

Lüneburg /Bleckede

Laut Statistik hat sich die Lage der Ausbildungsplatzsuchenden in der Region entspannt. Die aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit in Lüneburg zeigen es: Auf jeden Bewerber kommen 0,63 Stellen - ein Jahr zuvor lag der Vergleichswert bei nur 0,45. Die Zahl der unversorgten Bewerber ist in den vergangenen zwölf Monaten um 14 Prozent gesunken. Um 22 Prozent zurückgegangen ist allerdings auch die Gesamtzahl der Bewerber gegenüber dem Vorjahr. Das tatsächliche Plus bei den Ausbildungsstellen beträgt lediglich acht Prozent.

Die neue statistische Lage kommt bei den Schulabgängern nicht unbedingt an: "Ich habe den Eindruck, dass viele Betriebe erst einmal Ausbildungsplätze melden und sie dann doch nicht besetzen", sagt Mareike Ruprecht. Mareike besucht die 10. Klasse der Realschule Bleckede, danach würde sie gern Hotelkauffrau werden - ein vorerst unerreichbares Ziel: "Ich hatte einen Termin zum Probearbeiten, der wurde abgesagt. Plötzlich hieß es, der Betrieb bildet in diesem Jahr doch nicht aus", sagt Mareike. Dabei wird laut Statistik gerade im Bereich Gastronomie gesucht: "Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen", sagt Mareike. Zur Not will sie weiter zur Schule gehen: "Ich mache auf der Berufsbildenden Schule meine erweiterten Realschulabschluss."

Weiter zur Schule gehen, ein Praktikum absolvieren oder die Zeit bis zur nächsten Ausbildungsplatzrunde mit einem freiwilligen sozialen Jahr füllen - das werden auch einige ihrer Mitschüler tun: "Ich mache Abitur an einer BBS", sagt Laura Aschenbrenner. Die Realschülerin hatte das nicht so geplant: "Ich hatte keine Lust mehr auf Schule, wollte Geld verdienen."

"Das Warten auf einen echten Job haben wir alle satt", sagt Marie Sommer. Die Realschülerin wird nach den Sommerferien eine Fachoberschule besuchen: "Eigentlich wollte ich aufs Fachgymnasium, aber da gab es auf 30 Plätze 200 Bewerber. Auch wenn man notgedrungen weiter zur Schule geht, bekommt man nicht unbedingt das, was man möchte, weil an den Schulen Lehrer fehlen."

Für die Realschüler besonders hart: Sie stehen in direkter Konkurrenz zu den Abiturienten. Die Favoriten bei Schulabgängern dieser Schulzweige sind die kaufmännischen Berufe. Doch gerade hier gibt es teilweise viermal so viele Bewerber wie gemeldete Ausbildungsstellen.

Kirstin Bockelmann gehört zu denen, die in diesem Bereich eine Ausbildung beginnen: "Ich werde Bürokauffrau bei einem Energieversorger in Hamburg", sagt die Realschülerin. Vier Monate hat sie nach einer Stelle gesucht: "Mein Vater arbeitet schon seit zwanzig Jahren in dem Unternehmen. Ohne die Beziehungen, die er zu der Firma hat, hätte es wohl nicht geklappt", erklärt Kirsten.

Noch völlig offen ist die berufliche Zukunft von Leon Valthaus. Der Realschüler möchte Grundschullehrer werden: "Aber dafür hätte ich auf das Fachgymnasium wechseln müssen." Im ersten Anlauf hat er dort keinen Platz bekommen: "Vielleicht mache ich ein freiwilliges soziales Jahr." Auch der Beruf des Sport- und Fitnesskaufmanns würde ihn reizen: "Da gibt es aber nur wenig Ausbildungsplätze."

Ebenfalls noch ohne Ausbildungsplatz sind Eddi Trautmann und Jan-Philip Kummer. Fachinformatiker und Elektroniker /Mechatroniker möchten sie werden - bisher waren Bewerbungen erfolglos: "Im Landkreis Lüneburg habe ich mich überall beworben", sagt Jan-Philip. "Wenn es nicht klappt, muss ich wohl oder übel weiter zur Schule gehen."