Geesthacht. Geesthacht bietet gefährdeten Vögeln Nistkästen am Rathaus. Für manche sind sie der einzige Ort, an dem sie noch brüten können.

Die Quartiere sind bereitet, erste Vögel sind bereits gesichtet. Am Geesthachter Rathaus wurden die Nisthilfen für Mauersegler und Mehlschwalben hergerichtet, einige neu angebracht, besonders für Schwalben. Die künstlichen Nisthöhlen für sie sind tatsächlich so eng und mit einem so kleinen Zugang versehen, dass sie sich kaum reinigen lassen. Die Mauersegler haben ein anderes Problem: Spatzen und Meisen machen ihnen ihre Nistkästen streitig.

Mehlschwalben wie Mauersegler sind Zugvögel, überwintern in Afrika oder im südlichen Asien. Und beide leiden unter dem fortschreitenden Verschwinden natürlicher Nistmöglichkeiten in Europa. In der Regel nutzen Mauersegler kleine Mauerlücken oder Höhlen, um dort ihre Jungen großzuziehen. Doch in Städten und Dörfern gibt es immer weniger dieser Nistmöglichkeiten, sie werden verschlossen oder verschwinden im Sinne der Energiewende hinter dickem Dämmmaterial.

Geesthacht hilft Marathonfliegern mit Nistkästen am Rathaus

Zehn Nistkästen für Mauersegler und 22 Nisthöhlen für Mehlschwalben hängen an der Fassade des Geesthachter Rathauses. Beide Vögel sind ursprünglich sogenannte Steinbrüter. In Städten sind sie drauf angewiesen, „dass sie geeignete Brutplätze an Gebäuden finden. Das können Überstände, Nischen, Gebäudeöffnungen oder eben künstliche Nisthilfen sein“, erläutert Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt der Stadtverwaltung.

Der Mangel an geeigneten Nistplätzen, vor allem aber das Insektensterben, haben dazu geführt, dass der Mauersegler inzwischen in vielen Teilen Deutschlands auf der roten Liste gefährdeter Arten steht. Auch der Bestand an Mehlschwalben ist gefährdet. Die sich verschlechternden Lebensbedingungen treffen sie noch härter als ihre größeren Verwandten, die Rauchschwalben.

Insektensterben gefährdert Mauersegler und Schwalben

Mauersegler nehmen in der Vogelwelt eine Ausnahmestellung ein. Der Langstreckenflieger verbringt nicht nur den weitaus größten Teil seines Lebens in der Luft. Schwedische Forscher haben festgestellt, das Mauersegler im Flug schlafen.

Eine Gehirnhälfte ruht, während die andere wach ist. Auf ihren Zügen können Mauersegler so Strecken zurücklegen, die noch heute überraschen. Sie bewältigen fast 600 Kilometer an einem Tag, wenn es sein muss sogar mehr als 800 Kilometer täglich – und das mehrere Tage hintereinander.

Dauerflieger bleibt Monate in der Luft

Als gesichert gilt inzwischen, dass Mauersegler nur während der Brut längere Zeit am Boden beziehungsweise in ihren Nestern bleiben. Außerhalb der Brutphasen leben sie fast ununterbrochen in der Luft. Manche mit Datensammelgeräten augestatteten Tiere sind im Herbst in ihre Überwinterungsgebiete in Zentralafrika gestartert und im nächsten Frühjahr zurückgekehrt, ohne in der Zwischenzeit den Boden berührt zu haben.

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Die Zahl der am Rathaus brütenden Mehlschwalben hat deutlich abgenommen, weiß Stüber. „Vielleicht bevorzugen sie das neue Mehlschwalben-Hotel am Menzer-Werft-Platz oder ein anderes Quartier, in dessen Nähe es beispielsweise mehr Insekten gibt. Eine andere Möglichkeit ist, dass ihnen unsere Mehlschwalbenkästen zu voll waren, darum haben wir sie nun ausgetauscht.“

Parasiten überwintern in Nistkästen

Auch den Mauersegler-Unterkünften will die Stadt mehr Aufmerksamkeit schenken, sie künftig regelmäßig reinigen. Hier ist nicht das Nistmaterial das Problem. In den Kästen wurden Puppen der Mauersegler-Lausfliege gefunden. Stüber: „Das sind Parasiten, die in den Kästen überwintern und im nächsten Frühjahr die wieder ankommenden Vögel befallen.“