Seevetal. Ranger sind in den kommenden Wochen verstärkt unterwegs. „Schon ein Hund auf der Wiese kann jahrelangen Naturschutz zunichte machen!“

Sie sind wahre Sangeskünstler: Bis zu 15 Minuten können Feldlerchen ihr ausdauerndes Flöten, Zirpen und Rollen vortragen – und das auch noch im Flug. Mit den ersten Frühlingstagen kehren die kleinen Lerchen von ihren Winterquartieren in Südfrankreich und Spanien zurück in den Landkreis Harburg. Besonders gern brüten sie dann auf den weiten Wiesen in der Unteren Seeveniederung. Doch die Feldlerche ist bedroht – wie auch andere Wiesenvögel.

Nicht nur die Zerstörung ihrer Lebensräume macht den Vögeln zu schaffen, unbedachte Spaziergänger und freilaufende Hunde richten erheblichen Schaden an und gefährden zudem die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen. Der Landkreis Harburg wird daher jetzt im Bereich der Unteren Seeveniederung besonders aktiv.

In der Seeveniederung gilt Anleinpflicht. Doch oft wird sie nicht beachtet. Verfahren drohen

In dem Naturschutzgebiet gelten bereits ganzjährig das Wegegebot und die Anleinpflicht für Hunde. Oft werden diese Regeln aber nicht beachtet. Die vier Rangerinnen und Ranger sind daher dort in nächster Zeit verstärkt vor Ort im Einsatz, um auf die Regeln zum Schutz der seltenen Tier- und Pflanzenwelt zu achten, die Menschen aufzuklären und notfalls auch Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten. Darüber hinaus sperrt die Abteilung Umwelt des Landkreises während der Brut- und Setzzeit vom 1. April bis zum 15. Juli einige landwirtschaftliche Wege in der Unteren Seeveniederung für Spaziergänger. Dabei handelt es sich insbesondere um die Sackgassen, die entlang der Bahn in das Gebiet führen.

Eine Feldlerche (Alauda arvensis)
Eine Feldlerche (Alauda arvensis) © dpa | Andreas Neuthe

Hintergrund ist der Wiesenvogelschutz. „Die Wiesen sind die Kinderstube der Vögel“, betont Gitta Baeuerle von der Abteilung Umwelt. „Aber leider laufen immer wieder Menschen quer über die Wiesen. Sie drehen am Ende der Sackgassen nicht um und da die Flächen auch nicht gut einsehbar sind, werden die Hunde ohne Leine quer über die Wiesen laufen gelassen“, so die Erfahrung von Gitta Baeuerle.

Von unachtsamen Spaziergängern werden die Eier schnell zertreten

Die Folgen für die Vögel und ihre Gelege sind oft fatal: Wiesenvögel sind niedersachsenweit bedroht, die Populationen werden zunehmend kleiner. Umso wichtiger ist der Schutz ihrer Lebensräume. Als Rückzugsort und Brutplatz benötigen alle Arten Ruhe. Schließlich legen Feldlerche, Schafstelze und Kiebitz ihre Nester versteckt in den Wiesen direkt am Boden an. „Sie sind schwer auffindbar, im Gras nicht zu sehen – und von unachtsamen Spaziergängern werden die Eier schnell zertreten.“

Auch freilaufende Hunde stören – ebenso wie Hunde an langen Schleppleinen abseits der Wege – die im Gras versteckten Jung- und Altvögel. Allein die Anwesenheit der Vierbeiner löst bei den Vögeln Stress aus. Und wenn Hunde stöbern, die Kiebitze oder Lerchen von ihren Nestern verjagen und die Gelege auskühlen, hat der Vogelnachwuchs keine Überlebenschance. „Schon ein einziger Mensch in den Wiesen oder ein einziger freilaufender Hund kann jahrelange Naturschutzarbeit zunichte machen.“

Florian Baier, Carina Peters, Astrid Seidler und Andreas Maron (von links) sind als Rangerinnen und Ranger in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten im Landkreis Harburg unterwegs.
Florian Baier, Carina Peters, Astrid Seidler und Andreas Maron (von links) sind als Rangerinnen und Ranger in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten im Landkreis Harburg unterwegs. © Harburg | Landkreis Harburg

Das Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung und Over Plack“ ist Teil des EU-Vogelschutzgebietes „Untere Seeve- und untere Luhe-Ilmenau-Niederung“. Kennzeichnend sind dort Feuchtwiesen mit bis ins späte Frühjahr nassen bis feuchten Grünländern. Sie sind ein idealer Lebensraum für Wiesenvögel wie Kiebitz, Braunkehlchen, Feldlerche und Schafstelze. Darüber hinaus rasten zahlreiche Gänsearten rund um Junkernfeld und Steller See. Die Arten brüten zeitlich versetzt, die ersten beginnen Mitte März, spätere erst ab Mitte Mai.

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Für die Brut- und Setzzeit werden Wege gesperrt, die überwiegend von der Landwirtschaft zur Feldbewirtschaftung genutzt werden. Betroffen sind nur Sackgassen, beispielsweise um das Umspannwerk. Ganz wichtig: Die Wege zur Seevengeti sowie zum Junkernfeld und den Beobachtungsständen sind weiterhin frei, auch die Schachbrettblume kann so nach wie vor bewundert werden. Aber auch dort gilt selbstverständlich: Das Verlassen der Wege ist ganzjährig verboten, Hunde sind an der Leine zu führen.