Pfeiler marode. Minister droht mit Notanweisung. Lkw-Fahrer missachten Fahrverbot

Kiel/Hamburg. Autofahrer auf der Fahrt nach Dänemark oder zur Autoverladung nach Sylt brauchen in diesen Tagen viel Geduld: Mitten in der Ferienzeit ist die Rader Hochbrücke, die Querung der Autobahn 7 über den Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg, zur Staufalle geworden. Weil die 28 Pfeiler des 41 Jahre alten Bauwerks marode sind, gilt dort seit dem vergangenen Freitag ein Lkw-Verbot. Für Pkw gibt es nur noch eine Spur pro Fahrtrichtung. Die Folge: In den vergangenen Tagen staute sich der Verkehr vor dem Nadelöhr auf bis zu 20 Kilometer Länge.

Doch es könnte noch schlimmer kommen. Weil sich viele Brummifahrer nicht an das Verbot halten, drohte der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) sogar mit einer kompletten Sperrung der Querung. „Jeder Lkw, der hier rüberfährt, gefährdet die Standfestigkeit der Brücke“, so Meyer. „Wenn es keine Möglichkeit gibt, die Lastwagen zu stoppen, muss schlimmstenfalls die Brücke gesperrt werden.“ Mittlerweile ist die Polizei vor Ort. Rund um die Uhr fischen die Beamten den Schwerlastverkehr von der Autobahn. Laut Polizei gelingt es nur noch wenigen Fahrern, auf die Rader Hochbrücke vorzudringen.

Doch auch auf den Alternativstrecken gibt es keine freie Fahrt. Auf der A 23 nach Heide folgt eine Baustelle der anderen. Und auch die Strecke über den Rendsburger Kanaltunnel (B 77) ist Baustelle und wird von der Polizei nicht als Umleitung empfohlen.

Der Grund für den allerorts bröselnden Beton und Asphalt ist bekannt. Der Bund hat jahrelang viel zu wenig Geld in die Verkehrsinfrastruktur investiert. „Eine Erhöhung der Mittel im Bundeshaushalt ist überfällig“, sagt Peter Michael Stein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schleswig-Holstein.

Seit Monaten liegt den Verkehrsministern der Länder und des Bundes ein Gutachten mit Vorschlägen zur Beseitigung der Schäden vor. 7,2 Milliarden Euro soll es kosten. Wie dafür der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden wird, ist noch unklar. Eine weitere Gutachterkommission erarbeitet derzeit Vorschläge – sie sollen kurz nach der Bundestagswahl im September bekannt gegeben werden. „Wir wollen damit die nach der Wahl einsetzenden Koalitionsverhandlungen beeinflussen“, sagt Verkehrsminister Reinhard Meyer.