In Ottensen entsteht ein Quartier mit Neubauten und sanierten Altbauwohnungen. Ursprünglich stand hier die Maschinenfabrik Wilhelm Fette.

Derzeit entstehen am Spritzenplatz in Ottensen 23 Eigentumswohnungen, Ladenflächen, Ateliers, Gewerbe- und Büroflächen. Verteilt sind sie auf ein gründerzeitliches Bestandsgebäude, einen Neubau an der Straße und einen Neubau im Hinterhof sowie auf einen Gewerbebau aus den Jahren 1898 und 1905 im hinteren Teil des Hofes. Hier standen jahrzehntelang die Gebäude der Maschinenfabrik Wilhelm Fette - sie geben dem Neubauprojekt ihren Namen: Fette-Höfe.

Höhepunkt des Richtfestes war eine Feuershow. "Auf dem Gelände der Fette-Höfe standen vor 100 Jahren die Gebäude der Feuerwehr Ottensen", erläutert Karl-Dieter Broks, Geschäftsführer der ICE Immobilien Consulting Entwicklung und einer der drei Bauherren des Wohnungsbauprojekts.

"In den ersten Planungen sind wir davon ausgegangen, die aus den 30er-Jahren stammenden Fertigungsgebäude zu erhalten", sagt Architekt Jürgen Hansen vom Büro AG Horizont. "Hier sollte auch ein kleines, privat geführtes Hotel mit elf Betten entstehen." Doch dann erwies sich die Bausubstanz als zu marode, und auch der Plan, das Hotel in dem Neubau unterzubringen, zerschlug sich. "Durch den Abriss und den Neubau haben wir mehr Quadratmeter gewonnen und konnten mehr Wohnungen bauen als ursprünglich geplant", sagt Bauherr Broks. "Und wir konnten unter dem Neubau eine Tiefgarage platzieren."

Die Wohnungen in den oberen Geschossen, die teilweise über Dachterrassen verfügen, sind bereits verkauft. Die noch freien Zwei-, Drei, Vier- und Sechszimmerwohnungen, die vom Makler Grossmann & Berger verkauft werden, sind nicht billig. Sie kosten zwischen 3850 und 5850 Euro pro Quadratmeter. Dennoch ist Karl-Dieter Broks überzeugt, mit den Fette-Höfen keinen Beitrag zur Gentrifizierung Ottensens zu leisten. "Viele der Käufer kommen aus dem Stadtteil und sind hier bereits gut verankert."

Zu ihnen zählen Monika Sohnemann-Hinrichs und ihr Lebensgefährte Manuel Off. "Ich bin in Ottensen geboren, meine Eltern hatten hier mehrere Bekleidungsgeschäfte", sagt Monika Sohnemann-Hinrichs. Beide suchen schon seit Jahren nach "dem richtigen Projekt" in Ottensen. "Wir hatten es nicht eilig und konnten warten, bis wir etwas gefunden haben, das unseren Vorstellungen entsprach", so Manuel Off. Fündig wurden sie in den Fette-Höfen. Beide werden eine Wohnung im Altbau mit Blick auf den Spritzenplatz beziehen. "Besser kann man in Ottensen nicht wohnen", ist Monika Sohnemann-Hinrichs überzeugt. Besonders freut sie, dass während der Renovierungsarbeiten in ihrer Wohnung alte gusseiserne, verzierte Säulen freigelegt wurden, die den Räumen jetzt etwas Besonderes verleihen. "Von den vorderen Zimmern aus gucken wir auf den Spritzenplatz, zur Hofseite hin können wir den neu angebauten Balkon nutzen."

Von dort aus sehen sie auch den Neubau des muslimischen Gebetshauses, der zum Hinterhof-Ensemble, wenn auch nicht zu den Fette-Höfen, gehört. "Das alte Gebetshaus hatte seinen Notausgang zu unserem Hof", sagt Architekt Hansen. "Ein großes Problem für die Bauphase, das durch den gleichzeitigen Neubau gelöst wurde."

Der gründerzeitliche Altbau war ursprünglich als Bankgebäude erbaut worden, in den oberen Etagen wohnte der Bankdirektor. Auch in seiner Wohnung erlebten der Architekt und die Bauherren eine freudige Überraschung, als sie die in den 60er-Jahren angebrachte abgehängte Decke abnahmen. "Die Decke war reich mit Stuckelementen und Holzarbeiten verziert", sagt Hansen.

Er hätte die Wohnung gern als Ganzes erhalten, die Bauherren entschieden anders und teilten die von ihnen als allzu groß empfundene Wohnung in zwei Einheiten auf. "Diese Wohnungen sind noch nicht verkauft, weil wir noch keinen Preis festgesetzt haben", sagt Karl-Dieter Broks. "Damit wollen wir warten, bis die Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind." Sicher ist allerdings, dass es die teuersten Wohnungen in den Fette-Höfen sein werden. Die Aufteilung der Wohnungen im Altbau führte zu einer Symbiose mit dem benachbarten Neubau. Einige Bewohner des Altbaus werden ihre Wohnungen durch das Treppenhaus des Neubaus erreichen. Unter den neuen Bewohnern der Fette-Höfe befinden sich nicht nur viele Ottenser, hier werden sich auch Kinder auf den beiden kleinen Spielplätzen vergnügen. "Wir hoffen, dass sich eine gute Nachbarschaft entwickelt", sagt Monika Sohnemann-Hinrichs. Nachbarschaften, so ihre Erfahrung, gehören einfach zu Ottensen.

Auf gute Beziehungen zu den künftigen Bewohnern und zu den Ottensern setzt auch Karl-Dieter Broks. "Die Bauherren - das sind neben uns die Potenberg-Gruppe und DRI Djabbari Real Invest - waren bemüht, den alten Mietern bei der Suche nach neuem Wohn- und Gewerberaum behilflich zu sein." Ein großer Projektentwickler habe für solche Arbeiten keine Kapazitäten übrig, ist er überzeugt. Detailliert sei auch auf die Wünsche der künftigen Bewohner eingegangen worden. Das betraf nicht nur die Ausstattung, sondern auch die Grundrissgestaltung. Jede Wohnung ist ein Unikat. Im August 2013 sollen die Fette-Höfe bezugsfertig sein.