Bäume sorgen immer wieder für Streit. Mitunter bahnen sich Wurzeln ihren Weg auf fremde Grundstücke und richten dort erhebliche Schäden an.

Sie werfen Schatten und lassen ihr Laub einfach aufs nächste Grundstück fallen: Bäume geben immer wieder Anlass zum Streit zwischen Nachbarn. Richtig teuer kann es aber werden, wenn die Wurzeln eines Baumes auf das Nachbargrundstück vordringen. "Sie sind wie ein Medusenkopf", sagt der Baumsachverständige Markus Streckenbach. "Wenn man eine Wurzel abschneidet, wachsen drei nach." Die häufigsten Schäden, mit denen er zu tun habe, seien solche verursacht durch Wurzeln in Kanalisationssystemen. Wenn der Abwasserkanal eines Hauses durch sie zugewachsen sei, könne das zu Rückstauungen führen. "Dadurch können schnell große Schäden entstehen", bestätigt Kai Warnecke vom Eigentümerverein Haus & Grund Deutschland in Berlin. Dabei seien verstopfte Abwasserrohre oder Risse in der Auffahrt noch das geringste Problem. Werde das Fundament des Hauses angehoben, könne es zu Rissen kommen.

Bleibt die Frage, wer für die teure Wurzelbehandlung zahlt. "Prinzipiell gilt: Wenn sie über die Grundstücksgrenze wachsen und es zu einer Beeinträchtigung kommt, haftet dafür der Baumbesitzer", sagt Warnecke. Der Geschädigte habe Anspruch auf Beseitigung. Komme der Nachbar dem nicht nach, dürfe man den Schaden auch selbst beseitigen und in Rechnung stellen. Doch die Tücke liegt im Detail: "Das Gebiet ist nicht vollständig gesetzlich geregelt", sagt Norbert Schönleber, Fachanwalt für Miet- und Wohnungseigentumsrecht. Eigentlich hafte man im Schadensrecht nur bei Fahrlässigkeit. Bei herabfallenden Ästen oder umgestürzten Bäumen müsse der Baumbesitzer beispielsweise nur zahlen, wenn er schuldhaft gehandelt habe. Anders bei Baumwurzeln: Sie würden von der Rechtsprechung als Störung aufgefasst, für deren Beseitigung der Verursacher die Kosten tragen muss. Hier greift in der Regel die Haftpflichtversicherung für Haus- und Grundbesitzer.

Doch ein Versicherungsfall lässt sich nur klären, wenn der Verursacher des Schadens bekannt ist. Hier kommt Wurzelgutachter Markus Streckenbach ins Spiel: Um zu ermitteln, welcher Baum den Schaden verursacht hat, vergleicht der Bochumer Biologe unter dem Mikroskop Proben der Problemwurzel mit den Baumarten vor Ort. "Mit entsprechenden Vergleichsproben aus dem Botanischen Garten lässt sich der richtige Baum bestimmen." Häufig seien Weiden, Ahorn und Platanen die Verursacher der Schäden.