Open House im Reiherstiegviertel: Im Vorfeld der Wohnprojektetage in Hamburg berichtet die Baugemeinschaft Schipperort von ihren Erfahrungen.

Wilhelmsburg. Bunt und lebendig geht es zu im Wohnprojekt Schipperort im Open House im Wilhelmsburger Reiherstiegviertel. Menschen unterschiedlichen Hintergrunds und Alters leben hier zusammen unter einem Dach. Gemeinsam statt nebeneinander wohnen war das Ziel der Baugemeinschaft Schipperort mit 28 Erwachsene und zwölf Kinder.

Die Mitglieder haben sich genossenschaftlich organisiert, pro Quadratmeter 200 Euro eingezahlt und sich für ein Plus-Energiehaus entschieden. Die Solaranlage auf dem Dach wird ebenfalls genossenschaftlich betrieben.

Um innovative Wohnangebote und -formen für einen Mix an Bewohnern zu realisieren, haben sich der Investor Steg, die Baugemeinschaft und die Baugenossenschaft Schanze zusammengeschlossen. Von den 44 Miet- und Eigentumswohnungen im Open House gehören 19 der Gemeinschaft. Einige Wohnungen sind alten- und behindertengerecht, denn mehrere Generationen wohnen hier zusammen. Zum Grundprinzip gehört auch, dass sich die Gemeinschaft nach außen hin öffnen möchte. Für Nachbarschaftsfeste und Veranstaltungen gibt es deshalb einen Raum und einen offenen Garten.

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Das Open House zählt zu einem der IBA-Leitprojekte

"Fünf Jahre hat es gedauert, bis sich unsere Gruppe gefestigt hatte", sagt Erwin Wolgast, Sprecher der Baugemeinschaft. Die Mitglieder haben das Projekt von Anfang an gemeinsam geplant und Wohnwünsche dabei eingebracht. "Entscheidungen, die das Zusammenleben betreffen, werden nach Möglichkeit gemeinsam getroffen", sagt Wolgast.

Das Open House zählt zu einem der IBA-Leitprojekte. Die Gruppe bekam dafür den Baugemeinschaftspreis der Stadt. "Schipperort ist die erste Baugemeinschaft in Wilhelmsburg und leistet einen wichtigen Beitrag zur IBA", lobte IBA-Chef Uli Hellwig.

Der Erfolg solcher Wohnprojekte geht auch auf die Stattbau Hamburg und ihre jährlichen Wohnprojektetage zurück. Das Unternehmen beschäftigt sich seit 1985 mit Themen rund um das gemeinschaftliche Bauen und Wohnen, dazu gehören auch Wohn-Pflegegemeinschaften. Die Wohnprojektetage - sie finden am kommenden Wochenende statt - fungieren als eine Art Marktplatz für Projekte, Informationen und Kontakte. Workshops und Vorträge von Fachleuten und Akteuren zu Organisationsformen, zu Finanzierung und Förderung sowie zu Grundstückssuche gehören ebenso dazu. Ein wesentliches Element ist hier der "Markt der Möglichkeiten", auf dem über bestehende oder angedachte Projekte informiert wird. Kontakte können hier geknüpft, Ideen, Probleme und Lösungsmöglichkeiten diskutiert werden.

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Das Interesse der Hamburger ist groß; die unterschiedlichen Formen des gemeinschaftlichen Wohnens stellen für immer mehr Menschen eine Alternative zum Leben als Single und in der klassischen Familie dar. Für eine zunehmende Zahl älterer Menschen bietet diese Wohn- und Lebensform eine Alternative zum Modell "zu Hause allein oder ins Heim". Denn in Baugemeinschaften tun sich häufig Jüngere und Ältere zusammen. Hier geht es nicht nur um gemeinsames Planen und günstiges Wohnen, sondern ausdrücklich um die gemeinsame Lebensgestaltung verschiedener Generationen.

Bei der Planung bringen sich die künftigen Bewohner im Rahmen der baurechtlichen Vorschriften mit ihren individuellen Wünschen von Beginn an ein: Über Architektur, Schnitt und Ausstattung der Wohnung kann mitbestimmt werden, desgleichen über Gemeinschaftsflächen. Vielfach wird der Garten gemeinsam benutzt, ebenso die hauseigene Sauna oder ein Gästezimmer. Die Bewohner identifizieren sich von Beginn an mit ihrem Projekt und arbeiten zusammen. Das Ergebnis sind lebendige, hilfsbereite Nachbarschaften, wie Britta Becher, Baubetreuerin bei der Stattbau, oft beobachtet hat: "Hamburg ist eine Hochburg für Baugemeinschaften."

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Das Interesse an den unterschiedlichen Formen dieses Modells nehme derzeit stark zu, bestätigt die Hamburger Agentur für Baugemeinschaften ( www.zusammen-bauen-lohnt.de ). Das korreliere mit dem politischen Ziel, wonach 20 Prozent der stadteigenen Grundstücke an Baugruppen und deren Wohnungsprojekte gehen sollen. Die Behörde hilft daher bei der Grundstückssuche und informiert über Finanzierungsfragen, öffentliche Förderungen und mögliche Rechtsformen. Eines der aktuellen Angebote bezieht sich auf ein Grundstück Am Schlöperstieg im südlichen Wilhelmsburg, wo ein kleines Wohngebiet mit circa 80 Wohneinheiten entstehen soll.

Die Wohnprojektetage finden am 21. und 22. September in der Fakultät Wirtschaft und Sozialwissenschaften, Von-Melle-Park 9, statt. Mehr zum Programm unter www.stattbau-hamburg.de