Zu Beginn der Heizperiode gilt es nicht nur richtig zu lüften. Gefahren lauern auch in der Umwelt und der Nachbarschaft der Wohnung.

Im Herbst, wenn es draußen langsam ungemütlich wird, richtet sich die Aufmerksamkeit wieder stärker auf die eigenen vier Wände. Damit man gesund durch die kalte Jahreszeit kommt, ist ein gutes Raumklima wichtig. Experten sagen, wo die größten Probleme lauern: "Rund 65 Prozent unserer Aufträge im Großraum Hamburg beziehen sich auf Geruchsbelästigungen, Schimmel und Feuchtigkeit", sagt Baubiologin Doris Schünemann aus Jesteburg. "Dazu zählen vor allem Gerüche aus anderen Wohnungen, Rauch von Kaminen oder Zigaretten." Hinzu kämen muffige, feuchte Gerüche, die häufig aus dem Keller durch das Treppenhaus hochzögen. Betroffen seien vor allem Gebäude im Bestand. Gerüche seien aber selten schädlich, eher nur unangenehm.

Die Beseitigung solcher Belastungen gestaltet sich schwierig. Um Leckagen aufzuspüren, arbeiten Baubiologen mit sogenannten Blower-Door-Tests. In der Wohnung wird dabei ein Überdruck erzeugt, mithilfe von Theaternebel lassen sich dann Undichtigkeiten im Gebäude auffinden. "Meistens finden die sich an Heizungsrohren oder Wasserleitungen", so die Expertin. Oder schlecht abgedichteten Fußböden. "Meist liegt nur eine Holzbalkenlage vor, da kommen Gerüche leicht hindurch." Oft sei aber auch die Lüftung im Bad der Grund für schlechte Luft, etwa dann, wenn in einem Altbau alle Bäder übereinander liegen und die Rohre sich gemeinsam in einem alten Kaminschacht befinden. Besonders wenn außen der Luftdruck sehr hoch ist, etwa beim trüben Hamburger Nebelwetter, steht die Luft in den Schächten und kann wieder in die Gebäude hineindrücken. "Eine kleine Turbine, um die Abluft zu beschleunigen, kann hier aber Abhilfe schaffen", rät Doris Schünemann.

Zu Beginn der Heizperiode, wenn Fenster und Türen zunehmend geschlossen sind, machen Husten und Heiserkeit häufig die Runde. Eine mögliche Ursache könnten Schimmelpilzsporen sein. Sie haben in der Übergangszeit dort die Chance zu wachsen, wo es feucht ist. Um dies zu verhindern, ist intensives Lüften besonders in Wohnungen angezeigt, wo der Wärmeschutz nicht perfekt ist. Typisches Warnzeichen für Lüftungsbedarf ist ein zentimeterdicker Kondensstreifen auf dem Fenster am Morgen. Ein Tipp der Experten: Ein Hygrometer (Feuchtemesser) aufstellen und darauf achten, dass die Luftfeuchtigkeit nicht über 45 bis 50 Prozent relative Feuchtigkeit liegt.

Ein anderer Gefahrenfaktor ist Elektrosmog: "Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat elektromagnetische Felder als potenziell krebsverdächtig eingestuft und das mit einem Wert verbunden. Das Risiko beginnt bei 300 bis 400 Nanotesla (nT)", sagt Uwe Münzenberg, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Baubiologen VDB.

Solche Werte werden in Gebäuden nur erreicht, wenn sie direkt unter einer Hochspannungsleitung liegen. Häufiger befänden sich Belastungsquellen dagegen in der Wohnung. "Besonders ältere schnurlose Telefone liefern erstaunlich hohe Werte. Da kommen selbst Mobilfunksender direkt vor dem Fenster nicht heran", sagt Münzenberger. Mit Netzfreischaltern ganze Räume oder Gebäude stromlos zu schalten sei durch die zunehmende Technik fast unmöglich geworden, ergänzt Doris Schünemann. "Das Babyfon soll funktionieren, ebenso das Nachtlicht - jede elektrische Zahnbürste, jedes Handy in der Steckdose hebelt Netzfreischalter aus." Dabei werde die Schlafruhe nachweislich durch Strom am Bett gestört.

Ebenfalls unsichtbar und nicht zu riechen ist Radon. Das natürlich vorkommende radioaktive Edelgas ist die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs, wie Baubiologe Münzenberg anmerkt: "Gefährdet sind vor allem Altbauten auf felsigem Grund, etwa in Mittelgebirgen wie dem Harz. Das Gas dringt aus dem Untergrund in die Keller ein. Ist der Luftaustausch reduziert, können gesundheitsgefährdende Konzentrationen erreicht werden." Wo die Radonbelastung - auch im Norden! - besonders hoch ist, zeigt eine Karte des Bundesamtes für Strahlenschutz (www.bfs.de). Grundsätzlich gilt: Je mehr Chemie in einem Gebäude eingesetzt wird, desto mehr Krankheiten können entstehen. Um Belastungen aufzuspüren, setzen die Experten auf Begehungen vor Ort. Schünemann rät: "Vorher sechs Stunden nicht lüften." Dann könne man am besten einschätzen, um welche Form der Ausdünstung es sich handelt. Baubiologische Untersuchungen empfiehlt die Expertin auch vor dem Hauskauf. In den Grenzgebieten der neuen Bundesländer sei etwa das Schädlingsbekämpfungsmittel DDT bis 1991 erlaubt gewesen. "Diese Stoffe wirken ein Leben lang auf das zentrale Nervensystem."

www.berufsverband-deutscher-baubiologen.de ; www.umweltberatung-nord.de