Bei der äußeren Gestaltung eines Hauses kommt es auch auf Kosten, Wärmedämmung und Haltbarkeit an. Welches Material welche Vorzüge hat.

Die Fassade eines Hauses muss heute nicht nur funktional, sondern auch energetisch sinnvoll sein: Sie soll viel Licht ins Gebäude hinein-, aber wenig Wärme hinauslassen. Zugleich soll sie auch ästhetischen Ansprüchen genügen, für die es heute unzählige Möglichkeiten gibt.

In der Architekturgeschichte bezeichnet der Begriff Fassade die Schauseite eines Gebäudes, meist die zur Straße hin gewandte Front. Kirchen oder öffentliche Bauten hatten teils aufwendig gestaltete Fassaden, während die weniger sichtbaren Seiten schlicht gehalten waren. Heute wird der Begriff für die gesamte äußere Hülle eines Hauses verwendet, er bezieht sich auf Aussehen, Funktion, verwendete Materialien und Bauweise. "Manchmal wird auch heute nach alter Hamburger Tradition gebaut", sagt Holger Westphal, technischer Leiter bei der Wohnungsgenossenschaft von 1904. "Dann wird die Mauer als Schmuckfassade zur Straßenseite hin mit Klinkern verblendet, zur Gartenseite hin aber verputzt."

Ob Klinker oder nicht, ist eine Grundsatzentscheidung, die gerade in Hamburg oft für Diskussionen sorgt. Denn immer öfter werden sogenannte Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) gebaut, die dann mit einer meist fünf Zentimeter dicken Dämmschicht versehen sind. So verändert sich nach und nach das Gesicht der Stadt. Dass diese WDSV-Bauweise so oft angewendet werde, sei verständlich, so Westphal, dessen Genossenschaft Mehrfamilienhäuser restauriert und auch neu baut. Sie sei wesentlich preiswerter als eine Klinkerfassade - und dies bei gleicher Leistung in Bezug auf die Qualität der Wärmedämmung. "Dennoch ist Klinker der Putzfassade in vielerlei Hinsicht überlegen", sagt der 49-Jährige. So wiesen Klinkersteine Wind und Regen ab, was angesichts der klimatischen Verhältnisse hier in Norddeutschland nicht unberücksichtigt bleiben sollte. "In Süddeutschland ist das anders: Hier genügt oft ein größerer Dachüberstand zum Schutz der Fassade, weil dort Wind seltener ist."

Ein weiterer Vorteil sei die Haltbarkeit des Klinkers, sagt der Experte: "Irgendwann muss man die Fugen erneuern, aber bis es so weit ist, dauert es mindestens 50 Jahre. Eine Putzfassade hingegen braucht alle 15 bis 20 Jahre einen neuen Anstrich. Bevor also eine neue Verfugung nötig ist, muss bei der Putzfassade mindestens zweieinhalbmal das Gebäude gestrichen werden."

Auch seien Putzfassaden insgesamt anfälliger, sagt Westphal, weil sie weniger Schutz gegen Schäden wie Spuren durch angelehnte Fahrräder bieten. "Es gibt auch Schäden am Putz, die der Specht anrichtet", sagt der Baufachmann. "Wir haben in den vergangenen Jahren immer öfter festgestellt, dass Spechte Löcher hineinschlagen. Es scheint ihnen einfach Spaß zu machen. Die Wände klingen ja hohl, vermutlich ähnelt der Klang denen von Bäumen."

Dennoch entscheiden sich immer mehr Bauherren offenbar für eine Putzfassade. Das liegt auch an der großen Bandbreite an Möglichkeiten, wie Thomas Maurer vom Architektur-Büro Heeckt + Maurer in Ottensen hervorhebt. "Einerseits kann man viel mit Farbe machen, andererseits viel mit Profilen. Das können leicht hervortretende Mauerblenden sein, die beispielsweise um die Fenster herum angebracht werden. Oder Sockelprofile, die aus der Fassade heraustreten." So etwas böte sich etwa einen Meter über dem Boden an, weil hier Spritzwasser ans Mauerwerk gelange. Was alles möglich sei, lasse sich besonders gut an Gründerzeitvillen erkennen, an denen viel mit solchen Mitteln gearbeitet worden sei.

Doch viele Architekten empfinden solche Schmuckelemente oder Stuckverzierungen als nicht stimmig bei Neubauten. Auch Ute Schader, Sprecherin des Unternehmens Caparol, plädiert für eine zurückhaltende Verwendung dieser Leichtbaustoff-Elemente - trotz der Vielzahl an Profilen und Elementen, die das Unternehmen mit Sitz in Ober-Ramstadt (Hessen) anbietet. "Sie sollten gut auf das Haus, seine Form und seinen Standort abgestimmt sein." Dieser Rat bezieht sich auch auf die Farbwahl bei der Fassadengestaltung. "Nichts gegen bunte Häuser, aber hier wird so manches Mal auf Kosten der Nachbarschaft und Stadtsilhouette zu tief in den Farbtopf gegriffen."

Diesem Risiko sind Bauherren und Sanierer auch ausgesetzt, wenn sie sich für eine Gestaltung mit Faserzementplatten, beispielsweise der Marke Eternit, entscheiden. Auch in diesem Sektor gibt es eine schier unendliche Vielfalt an Größen und Farben. "Diese Zementplatten sind extrem haltbar und können sehr dünn sein", sagt Architekt Thomas Maurer. Sehr viel machen könne man auch mit Holzverkleidungen; vor allem Lärchenholz eigne sich besonders gut für die Außenfassade. "Wir können die Größe der Bretter variieren, sie senkrecht oder waagerecht anbringen, sie lasieren oder verwittern lassen, sodass sie durch Oxidation eine graue Verfärbung annehmen."

Entscheidend sei bei allem die Materialität, betont Maurer. "Wärmedämmverbundsysteme sind zwar preiswert, aber nicht immer das, was am besten aussieht. Man kann auch mit Natursteinen arbeiten, die es in großen Formaten gibt, Sandstein etwa, Granit oder Travertin." Das Wichtigste sei das Verhältnis der offenen und geschlossenen Flächen zueinander. "Das Zauberwort ist Proportion", sagt Maurer. Das könne man nicht lernen, auch wenn es Proportionslehren zum Nachlesen gebe. "Das Gefühl für Formen und Proportionen aber ist intuitiv." Was als passend empfunden werde und was nicht, ändere sich auch mit der Zeit. "Vor 150 Jahren galt etwas anderes als schön als heutzutage. Danach richten sich die Materialien, die wir verwenden, und die Proportionen, nach denen wir die Fassaden unserer Häuser gestalten."