Der Schmutzfänger vor der Tür wird zum Lifestyle-Gegenstand. So manches Motiv oder mancher Spruch verrät etwas über den Besitzer.

"Salve" hat Goethe einst seine Gäste an der Schwelle zu seinem Haus in Weimar begrüßt. In römischer Sitte ließ der Dichter den Willkommensgruß in den Boden schreiben. "Servus, Grüezi oder hereinspaziert" heißt es heute auf vielen Fußmatten am Hauseingang. Die einst meist grauen Schmutzfänger sind in den vergangenen Jahren immer mehr zum Blickfang geworden.

Manche Treppenhäuser sind inzwischen richtig bunt. Grüner Fußballrasen, gelbe Sonnenblumen, die Embleme der Lieblingsvereine, Stadtwappen oder Tierbilder - das Angebot an außergewöhnlichen Fußmatten ist groß. Sogar Familienfotos drucken Hersteller heute auf die Türvorleger. "Während die Wohnung das Ich widerspiegelt, ist die Fußmatte die Visitenkarte der Bewohner", sagt Trendanalystin Gabriela Kaiser aus Weißdorf (Bayern). "Wer kommt, weiß mit einem Blick, wen er treffen wird."

Fußmatten dienen den Bewohnern auch dazu, sich zur Schau zu stellen

Dekorationen im Haus oder in der Wohnung sollen diese nicht nur gemütlich wirken lassen, der Bewohner wolle sich damit auch zur Schau stellen, erläutert Kaiser. Das geht mitunter aber auch nach hinten los: Ein vermeintlich lustiger Trinkspruch etwa kann einen falschen Eindruck bei den eingeladenen Kollegen erwecken, ein Prinzessinnenbild an der Tür der Singlefrau das Date abschrecken. Ansonsten findet Gabriela Kaiser die Idee der Visitenkarte gar nicht so schlecht. "Sonst ist da ja nur der Name auf dem Türschild. Aber eine bunte Matte kann zeigen: Das bin ich." Und damit können sich Bewohner von ihren Nachbarn unterscheiden. Das Territorium vor der Haustür hat die Branche für Wohnaccessoires aber erst vor ein paar Jahren für sich entdeckt. Zunächst wurde dort nur praktisch gedacht: Den Schmutz von den Sohlen sehe man am wenigstens auf dunklen Vorlegern. "Als wir anfingen, bunte Matten zu verkaufen, sagten unsere Händler, es traue sich doch keiner, darüber zu laufen", sagt Andrea Drechsler-Trimis, Geschäftsleiterin des Herstellers Efia. Die hübschen Vorleger sollten doch nicht schmutzig werden, hieß es.

Doch sie kamen an. Nach und nach entdeckten die Haushaltswarenhersteller das Potenzial der farbenfrohen Matten. "Die Menschen wollen attraktive Gebrauchsgegenstände. Das gilt auch für Besen und Schrubber. Auch die müssen immer dekorativer werden", sagt Margitta Siegel, Geschäftsleiterin des Herstellers Bürstenmann. Als dann die Dekorationsbranche einstieg, wurde der Schmutzfänger vor der Tür endgültig zum Lifestyle-Produkt.

Auch von der Mode und anderen Wohnaccessoires sind die Matten inspiriert. Hersteller Efia arbeitet etwa mit Textildesignern zusammen. "Meist ein halbes Jahr zeitversetzt zur Mode werden die großen Trends aufgegriffen", verrät Drechsler-Trimis. "Eulen sind derzeit gefragt. Auch der Trendhund Mops wird gern genommen." Und aus der Teppichmode greifen die Firmen das Kelim-Patchwork auf: Die Türvorleger sehen aus wie alte, zerstückelte und neu zusammengesetzte Orientteppiche. Dass die hübschen Matten völlig verdrecken, muss niemand befürchten. Denn die meisten der neuen Produkte können in die Waschmaschine und vertragen sogar den Trockner.