Neuer Trend: Pflanzenarrangements sparen Zeit und Planung. Sie heißen Wilhelm, Erwin, Brigitte oder Christina und kommen direkt nach Hause.

Fix und fertig geplant, mit Pflanzen, Steinen oder Sand, sind die Elemente, welche das Gartenbau-Unternehmen Gartenio seit vergangenem Sommer entwickelt und verkauft. "Wir haben im Frühjahr einen Kräutergarten bei uns einbauen lassen", sagt Stefanie Baehr, die mit Mann und vier Kindern in den Walddörfern lebt. "Er ist nicht besonders groß, aber schön gemacht."

Etwa zweieinhalb Meter misst er. "Am Morgen scheint die Sonne darauf, das bekommt ihm gut, die Pflanzen wachsen wunderbar." Schnittlauch, Majoran und Rosmarin hat die Hausherrin nun ebenso wie Salbei und Zitronenmelisse griffbereit in der Nähe. "Die Kräuter wachsen in kleinen Töpfen, die austauschbar sind", sagt Baehr, "einige waren leer, damit ich selbst pflanzen kann, was ich brauche." Auch für die Kinder sei es toll: "Sie essen wahnsinnig gern Kräuter und naschen zudem gern von den Stachel-, Johannis- und Walderdbeeren, die ich gesetzt habe."

Auf der Suche nach einer Kräuterspirale ist die Familie auf das Unternehmen Gartenio in Eutin gestoßen. Gartenio-Perlen nennt der Betrieb denn auch seine fünf Pflanzinseln, von denen drei am Standort (Beuthiner Str. 98) und vier auf Gut Stockseehof (noch bis 16. September) zu sehen sind.

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Neben dem Küchengarten "Wilhelm", den sich die Baehrs haben einbauen lassen, gibt es die Sonneninsel "Brigitte" mit Boden aus gelbem Naturstein und pfirsichfarbener Taglilie. Weitere Perlen sind die Meeresfreiheit "Christina" mit Sandboden, Schilf und blau funkelndem Glassplit und der Feuer-und-Eis-Garten "Erwin", der eine Wellness-Oase im Alltag darstellen soll. Jede Insel kostet circa 1400 Euro.

"Ich hatte schon länger die Idee, nach einer Lösung für Kunden zu suchen, die Anpflanzungen vorab sehen möchten", sagt Christina Bockel, die den Familienbetrieb 2003 von ihren Eltern übernommen hat. "Mit der konkreten Entwicklung der Inseln begann ich im vergangenen Jahr. Da entstanden die ersten beiden Prototypen für Kräutergarten und Sonneninsel." Entwurf und Gestaltung habe sie allein gemacht, sagt die studierte Landschaftsarchitektin, für die technische Umsetzung habe sie sich mit einem Statiker zusammengesetzt.

Die Inseln sollen wie Perlen im Garten wirken, die leicht zu pflegen sind

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"Die ersten Ideen kommen meist über die Kunden selbst", sagt die 43-Jährige, "im Gespräch mit ihnen bekommt man mit, was interessant sein könnte. Die Idee selbst fließt dann wie ein Kunstwerk aus der Hand. Wir Gestalter machen uns ja viele Gedanken über Form, Farbe und Materialien und fragen uns: ,Wie wirkt das Ganze?'" Bei der Sonneninsel etwa habe sie kleine, unscheinbare Steine integriert, die aber einen reflektierenden Effekt hätten und so die Strahlkraft des Lichts erhöhten. Auf den Namen sei sie gekommen, weil die Inseln wie Perlen etwas Wertvolles darstellten und Gartenio sie als hochwertige Elemente im Garten betrachte. "Ich lege viel Wert darauf, dass die Pflanzen zueinander passen", sagt Bockel. Zudem sollten sie so wenig Pflege wie möglich benötigen, damit die Inseln einfach zu handhaben seien.

Solche Modellgärten sind im Prinzip nichts Neues, sagt Jonni Borgmann, Geschäftsführer des gleichnamigen Landschaftsbaubetriebs und Mitglied der bundesweiten Vereinigung Gärtner von Eden. "Es ist ein Thema, das immer wieder im Garten vorkommt. Der Kunde kauft sich Zeit." Ob eine Kiefer einen oder vier Meter hoch sei, mache den Unterschied aus, so Borgmann: "Die Zeit, welche die Pflanze braucht, um in der Baumschule gezogen zu werden, muss eben bezahlt werden." Der Klassiker sei der Rollrasen: Der Kunde entscheide sich bewusst, dafür mehr zu zahlen, dass der Boden morgens noch schwarz, am Abend schon mit dichtem, grünen Rasen bewachsen sei. "Gleiches gilt für den Modell- oder Baukasten-Garten", sagt der 53-Jährige.

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Dahinter stecke die Idee, Planung und damit Zeit vorwegzunehmen. Solange es sich um kleinteilige Elemente handele, rechne sich alles. "Wenn jemand beispielsweise nur eine Ecke für den Strandkorb schön hergerichtet haben will, können sich solche Bausatzgärten eignen. Für größere Flächen aber sollte man eine Planung vorsehen, die weniger auf Schnelligkeit denn auf die Besonderheiten des Gartens und die Wünsche seiner Besitzer eingeht", sagt Borgmann. Auch Malte Karsten, Geschäftsführer von Elbgärten, sagt, die Idee sei nicht schlecht, auch Gärtnereien gingen immer mehr dazu über, etwa komplette Staudenmischungen anzubieten, die aber unterschiedlich bestückt seien, je nach den Gegebenheiten des Standorts: "Jeder Garten ist anders, hat verschiedene Bedingungen in Bezug auf Licht, Boden und Zusammenstellung der Pflanzen, die schon da sind", sagt Karsten. "Ein Fertig-Garten nimmt die Möglichkeiten der Individualität."

Ähnliche Überlegungen hatte auch Bockel: Für den Garten als Ganzes seien die Gartenio-Perlen nicht gedacht. Aber als weiteres Element, das man hinzufügen könne: "Nach dem Hausbau ist oft das Budget aufgebraucht, da kommen in den Garten erst einmal nur Rasen und Hecke. Da ist etwa ein fertiger Küchengarten ideal, den es, wie die anderen Perlen auch, in drei Standard-Größen gibt von 2,25 x 2,25 Meter bis 4,50 x 4,50 Meter."

Eingebaut werden die Garten-Elemente, indem sie in das zuvor ausgehobene Quadrat abgesenkt werden in einer Einfassung aus Holz, die sich später auflöst. "Das ging erstaunlich schnell und einfach", sagt Stefanie Baehr. "Es wurden Platten ausgelegt, um den Rasen zu schützen, ein Mini-Bagger setzte die Kiste ein und fuhr wieder ab."