Fast fünf Monate nach der bislang größten Gesichtstransplantation der Welt hat die US-Patientin Connie Culp ihr neues Gesicht präsentiert. “Verurteilt keine Leute, die nicht genauso aussehen wie ihr“, sagte die 46-Jährige vor Journalisten in einem Krankenhaus in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio.

"Ihr wisst nicht, was ihnen passiert ist." Die zweifache Mutter hatte Medienberichten zufolge große Teile ihres Gesichts verloren, als 2004 ihr Ehemann aus geringster Distanz auf sie schoss.

Im Dezember 2008 ersetzten elf Mediziner während einer 22-stündigen Operation 80 Prozent ihres Gesichts. Als sie sich der spektakulären Transplantation unterzog, hatte die 46-Jährige bereits 30 Operationen hinter sich, bei denen die Ärzte vergeblich versuchten, ihr Gesicht zu retten. Als sie zwei Monate nach der Bluttat zum ersten Mal von einem Schönheitschirurgen untersucht wurde, sei sich der Arzt nicht sicher gewesen, ob er sie "in Ordnung bringen" könne, erzählte Culp. "Hier bin ich, fünf Jahre später. Er hat gemacht, was er gesagt hat - ich habe meine Nase bekommen." Allerdings ist das Gesicht noch aufgebläht, sie war auf der Pressekonferenz teilweise sehr schwer zu verstehen.

Die Identität Culps war bis zu der Pressekonferenz geheim gehalten worden. "Wenn jemand entstellt ist und nicht so hübsch aussieht wie ihr, dann verurteilt ihn nicht", mahnte die Frau. Sie forderte die Journalisten auf, auch an die Familie der Spenderin zu denken. Bei einer Gesichtstransplantation erhält der Patient Teile des Gesichts eines toten Spenders. Der Eingriff habe Culps Leben "dramatisch" verändert, sagte die Chirurgin Maria Siemionow. Sie könne wieder normal atmen und essen. Bei der Operation habe es sich um die bislang komplexeste Rekonstruktion eines Gesichts gehandelt.

Das Krankenhaus in Cleveland ist das erste in den USA, das einen Teil eines Gesichts transplantierte. Die weltweit erste teilweise Gesichtstransplantation gelang 2005 im französischen Amiens. Die damals 38-jährige Isabelle Dinoire, deren Gesicht durch Hundebisse entstellt war, zog später eine positive Bilanz des Eingriffs. "Dieses Gesicht ist meins", sagte sie. 2006 wurde an einem Chinesen (30) ein Gesicht teilweise verpflanzt. Er starb zwei Jahre später, weil er offenbar auf die Medikamente zur Hemmung der körpereigenen Abwehr verzichtete. 2007 erhielt ein 29-jähriger Franzose nach der Entfernung eines Gesichtstumors eine Teil-Transplantation. Die Eingriffe sind umstritten, weil sie vor allem dem besseren Befinden des Patienten dienen und weniger aus zwingenden medizinischen Gründen vorgenommen werden. Die Transplantation birgt zudem die Gefahr eines Verfalls der Zellen des Transplantats.