Vor einem halben Jahr bezog die Facharztklinik Hamburg ihr neues Klinikgebäude neben dem UKE. Ist der Neustart gelungen? Eine erste Bilanz.

Die Betreiber der Facharztklinik Hamburg warten schon dringend auf das neue Hotel, das neben dem Klinikgebäude auf dem Gelände des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) entstehen soll. "Unser Konzept sieht vor, dass wir in Zeiten hoher Belegung die Betten des Hotels mitnutzen. Diese hätten wir schon seit der zweiten OP-Woche gut gebrauchen können", sagt Christian Ernst. Er ist kaufmännischer Geschäftsführer der Klinik, die von 80 Fachärzten gemeinsam betrieben wird und die sowohl privat als auch gesetzlich Versicherten offen steht.

Da das Krankenhaus nur Wahleingriffe anbietet und keine Notfälle versorgt, können sich die Patienten den Operationstermin aussuchen. Deswegen ist die Klinik besonders im Herbst und im Winter komplett ausgebucht, im Sommer hingegen sind viele Betten frei. "Es würde sich für uns nicht lohnen, eine zusätzliche Station einzurichten. Eine flexible Lösung, bei der wir nur bei Bedarf zusätzliche Betten zur Verfügung haben, ist für uns am wirtschaftlichsten", erklärt Ernst. Auch bei niedergelassenen Ärzten besteht großes Interesse, ebenfalls als Belegarzt in der Klinik zu arbeiten. "Diese Nachfrage können wir aber leider kaum noch befriedigen, weil wir keine freien Kapazitäten mehr haben. Unsere sechs Operationssäle sind weitgehend ausgelastet. Um dieser steigenden Nachfrage gerecht zu werden, müssen wir den OP-Plan noch effizienter gestalten, indem wir die Operationen besser über die ganze Woche verteilen", sagt Ernst.

In der neuen, modernen Klinik können die Ärzte jetzt mehr Operationen durchführen als in den alten Gebäuden des Michaeliskrankenhauses und des Krankenhauses Beim Andreasbrunnen, aus deren Fusion die Facharztklinik entstanden ist. "Wir haben jetzt neben den Operationssälen einen sehr modernen Aufwachraum, mit der entsprechenden apparativen und personellen Ausstattung, und einen weiteren Bereich, in dem die Patienten intensiv betreut werden, die sogenannte Intermediate Care, sodass wir postoperativ die Patienten wesentlich sicherer versorgen können.

Durch die enge Anbindung ans UKE können wir in schwierigen Komplikationsfällen Patienten schnell auf eine der Intensivstationen des UKE verlegen", sagt Ernst.

"Deswegen können wir jetzt auch Patienten mit schwereren Begleiterkrankungen operieren, die wir vorher an den alten Standorten aus Sicherheitsgründen nicht behandelt haben", betont Dr. Torsten Hemker, Orthopäde und der ärztliche Geschäftsführer der Facharztklinik.

Auch das Operationsspektrum des Krankenhauses hat sich verändert. So wird der Bereich der Endoprothetik ausgeweitet. Noch in diesem Jahr sollen mehr als 250 Gelenkersatz-Operationen an Knien, Hüften und Schulter vorgenommen werden. Vorher waren es etwa 150 solcher Eingriffe pro Jahr. Und die Wirbelsäulenchirurgie wird aufgebaut: "Im Moment beginnen wir mit klassischen Bandscheibenoperationen, dem Einsetzen von Bandscheibenprothesen an der Halswirbelsäule und Versteifungsoperationen", erklärt Hemker.

Wahleingriffe aus der Unfallchirurgie und der Orthopädie machen zurzeit 70 Prozent aller Operationen in der Klinik aus. An zweiter Stelle stehen andere chirurgische Eingriffe wie zum Beispiel Bauchoperationen, gefolgt von der Gynäkologie, der Urologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Augenheilkunde und dem Fachgebiet Plastische Chirurgie und Handchirurgie. Insgesamt waren das im vergangenen Jahr 7500 Eingriffe. Für dieses Jahr rechnet Christian Ernst mit 8000 Operationen.

Eine Konkurrenz zum UKE sehen die beiden Geschäftsführer nicht. Zwischen beiden Krankenhäusern gibt es eine Zusammenarbeit. "Besonders gut funktioniert die Kooperation mit der Frauenklinik bei der Behandlung des Brustkrebses. Wir wenden hier die gleichen Standards an wie das UKE, die Strahlentherapie findet für unsere Patientinnen im UKE statt, und unsere Kollegen nehmen an den onkologischen Konferenzen der UKE-Frauenklinik teil", berichtet Hemker.

Kooperationen wie diese wollen die Ärzte auch mit anderen Kliniken des UKE eingehen. "Wir werden zum Beispiel Gespräche mit der Radiologie führen, weil wir einige Untersuchungen hier nicht durchführen können", sagt Hemker. Und Ernst ergänzt: "Besonders wichtig ist uns die Zusammenarbeit bei Notfällen. Unser Ziel ist, auch auf die mobile Notfallhilfe des UKE, das Reanimationsteam, zugreifen zu können, sodass sie im Notfall zu uns kommen und den Patienten in seinem Bett untersuchen und behandeln können."

Ein wichtiges Thema für die Ärzte der Klinik ist die Qualitätssicherung. So nehmen sie an der externen Qualitätssicherung teil und sind auch im Hamburger Krankenhausspiegel vertreten ( www.hamburger-krankenhausspiegel.de ). "Außerdem haben wir Fachkonferenzen in unseren einzelnen Fächern, bei denen auch über Standards und Therapieverfahren vereinbart werden, sodass ein Austausch unter den Kollegen stattfindet. Wir wollen für unser Haus Standardisierungen nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand entwickeln."

Und wie nehmen Patienten die neue Klinik wahr? Die beiden Geschäftsführer, die Pflegedienstleitung und die Qualitätsmanagerin besuchen regelmäßig Patienten. "Dabei haben wir schon viele Informationen erhalten, die uns sehr geholfen haben", sagt Ernst.

Bei diesen Gesprächen haben die beiden Geschäftsführer auch die Erfahrung gemacht, dass die Patienten die Facharztklinik als eigenständiges Krankenhaus ansehen und nicht wie ursprünglich befürchtet wurde, als Teil des UKE. "Unser Trumpf ist die persönliche Betreuung des Patienten durch seinen Arzt, der in seiner Praxis die Diagnose stellt, den Patienten operiert und auch die Nachbetreuung übernimmt. Ich glaube, dass unser Modell ein absolutes Zukunftsmodell ist", sagt Hemker. "Und jede Operation wird bei uns von Fachärzten durchgeführt, die jahrelang Erfahrungen in Kliniken gesammelt haben und dort als Chef- oder Oberärzte tätig waren", sagt Ernst.


Weitere Informationen: www.facharztklinik-hamburg.de