Wenn Kinder immer wieder an Durchfall, Übelkeit und Erbrechen leiden, kann auch eine Allergie oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit...

Wenn Kinder immer wieder an Durchfall, Übelkeit und Erbrechen leiden, kann auch eine Allergie oder eine Nahrungsmittelunverträglichkeit dahinterstecken. Etwa fünf Prozent aller Kinder haben eine Nahrungsmittelallergie", sagt Prof. Frank Riedel, Ärztlicher Direktor des Altonaer Kinderkrankenhauses. Dabei bildet das Immunsystem Antikörper gegen bestimmte Eiweißstrukturen in Nahrungsmitteln, sogenannte Allergene.

"Die häufigsten Nahrungsmittel, die Allergien auslösen können, sind Kuhmilch, Hühnerei, Erdnüsse und Haselnüsse, Fisch und Weizen", sagt der Allergologe. Zudem gibt es noch Kreuzallergien. Das bedeutet, dass jemand mit einer Pollenallergie auch auf bestimmte Frucht- und Gemüsesorten - wie Sellerie, Mango, Apfel, Birne, Kiwi oder Banane - allergisch reagieren kann.

Seltener als die Allergien sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten. "Sie entstehen dadurch, dass der Organismus bestimmte Substanzen nicht aufnehmen kann. Zum Beispiel funktioniert bei einer Unverträglichkeit von Fruchtzucker ( Fructose) das Transporteiweiß nicht richtig. Wenn jemand Milchzucker nicht verträgt, liegt es daran, dass der Körper diesen Zucker nicht aufspalten kann. Wir sprechen dann von einer Laktoseintoleranz ", sagt Prof. Kurt Ullrich, Direktor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Eppendorf. Laktose- und Fructoseintoleranz sind die häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Sowohl bei Nahrungsmittelallergien als auch bei Unverträglichkeiten leiden die Kinder unter Durchfall, Blähungen, Übelkeit und Erbrechen. "Bei einer Allergie können zusätzlich Symptome an der Haut, wie Quaddeln oder Ekzeme, und Beschwerden in den Atemwegen wie zum Beispiel Asthma auftreten", sagt Ullrich.

Bei Verdacht auf eine solche Erkrankung wird das Kind untersucht und die Vorgeschichte genau erhoben. "Daraus ergeben sich oft schon Anhaltspunkte für einen zeitlichen Zusammenhang zwischen bestimmten Nahrungsmitteln und dem Auftreten der Symptome", sagt Riedel.

Um sicherzugehen, kann man bei dem Kind einen Allergietest durchführen, entweder durch eine Blutuntersuchung oder einen Hauttest, den sogenannten Prick-Test. Dabei werden Tropfen der möglichen Allergene auf die Haut aufgebracht und durch diesen Tropfen hindurch die Haut angeritzt. Zeigt sich an dieser Stelle nach zwanzig Minuten eine Quaddel mit einem bestimmten Durchmesser, geht man von einer positiven Reaktion aus. Wenn nicht sicher ist, ob die Beschwerden mit den nachgewiesenen Allergenen zusammenhängen oder sich kein Anhalt für eine Allergie findet, lässt man das verdächtige Nahrungsmittel weg. Diese Eliminationsdiät führt dann dazu, dass die Beschwerden aufhören, und ist auch gleichzeitig die Therapie. Zur Diagnosesicherung setzt man in der Regel das Kind erneut den Allergenen aus, um zu überprüfen, ob dann die Beschwerden wieder auftreten.

Sowohl für die Unverträglichkeiten als auch für die Allergien gibt es erbliche Anlagen. Bei der Laktoseintoleranz ist die Vererbung genau bekannt. "Wenn beide Eltern diese Intoleranz haben, muss man davon ausgehen, dass eins von vier Kindern dieses Paares auch daran erkrankt", so Ullrich.

"Wenn beide Eltern Allergiker sind, hat das Kind ein Risiko von über 60 Prozent, ebenfalls an einer Allergie zu erkranken", erklärt Riedel.

Bei familiärer Vorbelastung können Eltern einiges tun, um das Allergierisiko ihrer Kinder zu senken. "Das Kind sollte gestillt werden und ab dem 5. Monat Beikost erhalten. Im ersten Lebensjahr sollte der Säugling kein Ei und keinen Fisch bekommen. Wenn die Mutter nicht stillen kann, sollte sie hypoallergene Milch füttern. Dabei ist wichtig, dass die Hypoallergenität der Milch durch Studien gesichert ist", betont Riedel.

Für alle Eltern - auch ohne familiäre Vorbelastung - gilt: nicht rauchen. "Das Kind sollte weder in der Schwangerschaft noch danach Passivrauch ausgesetzt werden", betont Ullrich. Zu beachten ist auch: Eltern von Kindern mit einer bedeutsamen Eiallergie sollten ihren Kinderarzt darüber informieren, wenn es um Impfungen geht. "Denn in den Impfstoffen gegen Influenza (Grippe) sind Spuren von Hühnereiweiß enthalten. Gegebenenfalls muss man dann vorher einen Hauttest durchführen", sagt Riedel.

Einige Nahrungsmittelallergien können im Laufe der Jahre auch von selbst verschwinden. "Wer gegen Kuhmilch allergisch ist, verträgt sie in der Regel nach zwei bis frei Jahren wieder. Bei der Allergie gegen Hühnereiweiß dauert es etwas länger. Die einzige häufige Nahrungsmittelallergie, von der man weiß, dass sie lebenslang bleibt, ist die Erdnussallergie. Und die kann sehr gefährlich werden", sagt Riedel.