Wichtiger noch als die Kontrolle des Gewichts ist der regelmäßige Blick in den Spiegel. Das Körpergewicht sagt wenig über Gesundheitsrisiken, ebenso der Body-Mass-Index. Viel bedeutender ist der Anteil des Fetts am Bauch.

Zu viel Fett ist ungesund - ob in der Nahrung oder im Körper. Aber ohne Fett geht es auch nicht, dann würden wir krank werden. So sterben sehr dicke, aber auch sehr dünne Menschen statistisch gesehen früher als Idealgewichtige. Doch selbst ein Normalgewicht schützt nicht unbedingt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, stellten Forscher des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) fest.

Umgekehrt erhöht sich bei einem moderaten Übergewicht nicht sofort das Krankheitsrisiko. "Wichtiger als der Schritt auf die Waage ist der Griff zum Maßband, um den Umfang der Taille zu ermitteln. Denn das Körpergewicht eines Menschen sagt - genauso wenig wie auch der Body-Mass-Index - etwas darüber aus, wo das Fett sitzt. Das ist aber entscheidend, wie Studien zeigen", erläutert Dr. Birgit-Christiane Zyriax. Die Ernährungswissenschaftlerin gehört zum Team des UKE-Stoffwechselexperten Prof. Eberhard Windler. "Wir müssen also das Fettgewebe differenzierter betrachten", sagt er. Die Fettzellen, die unter der Haut liegen, üben eine andere Funktion im Körper aus als das Fett in der Leber und in den Muskeln oder die Fettzellen, die sich im Bauchraum ausbreiten.

Für die Gesundheit ist vor allem interessant, wie viel Bauchfett vorhanden ist. Wenn sich hier zu viel Fett anhäuft, also eine zentrale Adipositas entsteht, kann das Krankheiten begünstigen. Bluthochdruck, Diabetes und ein niedriger Wert für HDL-Cholesterin, das sogenannte gute Cholesterin, sind die Folge. In jüngster Zeit sind zudem weitere Krankmacher identifiziert worden.

Beispielsweise stimuliert Interleukin-6 die Abwehrreaktion des Körpers. Ist aber zu viel Bauchfett vorhanden, wird auch zu viel Interleukin-6 gebildet - und dann greifen diese körpereigenen Botenstoffe der Zellen des Immunsystems die Blutgefäße an. Die Folge kann eine Verkalkung der Arterien, die Arteriosklerose, sein. Und auch die Schutzwirkung des Botenstoffs Adiponektin vor Diabetes, Herzinfarkt und Schlaganfall sinkt, wenn sich zu viel Bauchfett ansammelt. Denn diese großen Fettzellen produzieren, wie Studien zeigen, weniger von dem körpereigenen Botenstoff, sodass das Krankheitsrisiko steigt.

"Außerdem haben wir in einer Studie gesehen, dass eine frühe Gewichtszunahme gefährlich ist", sagt Dr. Zyriax. Sie verglich in einer Studie Patientinnen, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten, mit Gesunden. Die Teilnehmerinnen beider Gruppen hatten das gleiche Alter und das gleiche Übergewicht. "Der Unterschied war aber, dass die Kranken bereits im Alter zwischen 30 und 40 Jahren deutlich zugenommen hatten", erzählt Dr. Zyriax. "Damit entwickelte sich früh eine zentrale Adipositas und die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stiegen bereits zehn Jahre früher als in der noch gesunden Kontrollgruppe an."

Aufgrund ihrer Daten, die die Wissenschaftlerin aus der Studie gewann, errechnete sie, dass jedes Prozent Gewichtszunahme zwischen dem 30. und dem 40. Lebensjahr das Herzinfarktrisiko um drei Prozent erhöht. "Es gilt also möglichst lange sein Normalgewicht und eine schmale Taille zu bewahren", rät die Ernährungswissenschaftlerin eindringlich.

Diesen Rat sollte man auch noch aus einem anderen Grund beherzigen. Unter Stress, wenn viel Adrenalin im Körper kreist, setzen die großen Bauchfettzellen rasant schnell Fettsäuren frei. Das war sinnvoll, solange der Mensch schnell Energie brauchte, um vor einem drohenden Unheil wegzulaufen. Doch heute endet diese Reaktion fatal: Damit nicht immer mehr Fettsäuren ins Blut eindringen, schießt der Blutzuckerspiegel in die Höhe, die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin sinkt. Muss der Körper häufiger Stress so abwehren, reagieren die Zellen irgendwann gar nicht mehr auf Insulin. Die Folge ist, dass der Zucker- und Fettstoffwechsel grundlegend gestört ist. Beide Störungen treten beim metabolischen Syndrom auf, das durch erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, bauchbetontes Übergewicht und Bluthochdruck gekennzeichnet ist. Dieses "Quartett" kann dann Arteriosklerose auslösen, an deren Folgen die meisten Menschen in den westlichen Industrienationen sterben.

Es führt also nichts daran vorbei, seinen Körper mit Ernährung und Bewegung in Form zu halten.