Die HIV-Infektionen in Deutschland nehmen trotz aller Aufklärungskampagnen weiter zu: Im Jahr 2007 wurden nach Angaben des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) 2752 neue Ansteckungen mit dem Aidsvirus HIV (Human immunodeficiency virus) registriert. Das sind vier Prozent mehr als 2006.

Überdurchschnittlich - um zwölf Prozent - gestiegen sei die Zahl der neuen HIV-Infektionen bei homosexuellen Männern, teilte das RKI mit. Im Vergleich zum Jahr 2006 wurden zudem auch 7,5 Prozent mehr Neuinfektionen bei Heterosexuellen gemeldet. Rückläufig war die Zahl der Infektionen dagegen bei Drogensüchtigen und Migranten aus Ländern, in denen viele Menschen an Aids erkrankt sind.

HIV-Infektionen bleiben, so das RKI, in erster Linie ein Großstadtproblem. Die meisten HIV-Erstdiagnosen, gerechnet auf 100 000 Einwohner, wurden in Köln (18,1), Düsseldorf (12,6), Berlin (12), Frankfurt am Main (11,9), München (11,7) und Hamburg (11,4) registriert. Viele dieser Städte gelten auch als Schwulen-Hochburgen.

Betroffen von neuen HIV-Infektionen sind nach wie vor in erster Linie Männer. Die gemeldeten Ansteckungen stiegen von 2006 auf 2007 um acht Prozent auf 2285 an. Zu 65 Prozent haben sich Männer, so das RKI, bei homosexuellen Kontakten angesteckt. Die Zahl der infizierten Frauen sank mit rund 500 Fällen dagegen auf den niedrigsten Wert seit 1993. Der Anteil der Frauen bei den registrierten Neuinfektionen liegt in Deutschland nun bei 16 Prozent.

Die Bundeszentrale für gesundheitiche Aufklärung (BZgA) geht daher davon aus, dass sich insbesondere homosexuelle Männer immer noch nicht hinreichend vor HIV schützen. In anderen sexuell aktiven Bevölkerungsgruppen habe der Schutz durch Kondome dagegen deutlich zugenommen. Seit 2004 steige die Quote wieder an - ein Erfolg von Informationskampagnen, wie die Zentrale in Köln mitteilte.

So wuchs in der sexuell aktiven Gruppe der 16- bis 44-jährigen Alleinlebenden die Zahl derer, die regelmäßig Kondome anwenden, von 69 Prozent im Jahr 2004 auf 74 Prozent im Jahr 2007. Die Menschen dieser Altersgruppe benutzten bei wechselnden Sexualpartnern inzwischen sogar bis zu 87 Prozent Kondome.

Gleichzeitig sank die Quote derer, die angaben, nie Kondome anzuwenden. In der Gruppe mit wechselnden Sexualpartnern lag sie nur noch bei 14 Prozent. Eine Folge des geänderten Sexualverhaltens: Auch der Absatz von Kondomen habe mit 209 Millionen 2007 einen Rekordwert erreicht. Für die Prävention, die als einziges Mittel eine Infektion mit dem immer noch tödlichen HIV verhindern kann, hatte das Gesundheitsministerium im Jahr 2007 die Gelder für Aufklärungskampagnen um drei Millionen Euro aufgestockt.

Das RKI sieht bei den gestiegenen HIV-Erstdiagnosen auch einen Zusammenhang mit dem Anstieg von Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Sie begünstigten eine HIV-Infektion.

Seit dem Jahr 2001 hat sich die Zahl der HIV-Erstdiagnosen in Deutschland kontinuierlich erhöht. Teilweise erkläre sich diese Entwicklung allerdings dadurch, so das Berliner Institut, dass immer mehr Menschen überhaupt einen HIV-Test vornehmen lassen.


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