Wie stark beeinflusst die Erwärmung das Wohlergehen der Erdbewohner? Hamburger Tagung informiert über den Stand des Wissens.

Es sei an der Zeit, dass man sich in der Klimadiskussion vermehrt dem Menschen zuwendet. Das betonte Professor Rainer Sauerborn, Experte für tropische Krankheiten an der Universität Heidelberg, gestern auf dem Symposium "Warnsignal Klima - Risiken für Menschen, Tiere und Pflanzen." Mehr als 300 Teilnehmer besuchen die dreitägige Veranstaltung der Universität Hamburg, die morgen endet.

"Ich sitze hier in einer Expertenrunde, die ich mit diesem weiten Spektrum an wissenschaftlichen Disziplinen noch nicht erlebt habe", lobte Prof. Hartmut Graßl, seit mehr als 40 Jahren Klimaforscher mit Leib und Seele, den Organisator Jose Lozan. Und nutzt die versammelte Presserunde zu einem politischen Appell: "Die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen ist eng damit verknüpft, ob im Klimaschutz nun endlich etwas geschieht."

Die nach Hamburg gereisten deutschen Spitzenwissenschaftler definieren den Begriff Gesundheit wie die Weltgesundheitsorganisation: als Zustand eines vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur als Abwesenheit von Krankheit. Das betrifft auch Tiere und Pflanzen. Dem Klimawandel als Gefahr für die biologische Vielfalt sei viel zu wenig Beachtung geschenkt worden, so Graßl. "Der Weltklimarat geht davon aus, dass bei einer Erwärmung von zwei Grad bis Ende dieses Jahrhunderts 20 bis 30 Prozent der Arten vom Aussterben bedroht sein werden."

Auch die Kopplung von menschlicher Gesundheit und Klimawandel komme oft zu kurz, so Sauerborn: "Gesundheit ist ein komplexes Thema mit vielen Einflussfaktoren. Da ist das Klimasignal oft schwer herauszuhören. Viele Forscher fassen das Thema gar nicht erst an, weil sie fürchten, dass sie ohnehin keine sicheren Aussagen treffen können werden."

Dass eine wärmere Welt mehr Hitze- und Allergieprobleme bringen wird, ist jedoch klar. "Hitzewellen wie im Sommer 2003, die in Europa 55 000 Menschen das Leben kosteten, galten bislang als ein Wetterereignis, das statistisch nur alle 450 Jahre auftritt. Nach den Klimaszenarien müssen wir damit rechnen, dass solche Sommer im letzten Drittel dieses Jahrhunderts die Regel sein werden", sagte Prof. Gerd Jendritzky von der Uni Freiburg, vormals Leiter der Medizinmeteorologie beim Deutschen Wetterdienst. Die EU und Deutschland hätten inzwischen reagiert und Warnsysteme aufgebaut. Jendritzky: "Wir brauchen einen Katastrophenschutzplan, bei dem jeder weiß, was zu tun ist."


Das Buch zur Tagung: "Warnsignal Klima: Gesundheitsrisiken", 384 S., 192 Abb., 35 Euro, ISBN 978-39809668-4-9, erhältlich über Jose Lozan, Tel. 430 40 38, Fax 54 76 50 97, E-Mail lozan@uni-hamburg.de