Die bösartigen Zellen entstehen in den verkümmerten Milchgängen der männlichen Brust.

Bei Frauen ist er der häufigste Tumor überhaupt: der Brustkrebs. Doch was kaum einer weiß: Auch Männer können daran erkranken.

"In diesem Jahr haben wir in unserem Brustzentrum bereits acht Männer mit Brustkrebs behandelt", sagt Prof. Christoph Lindner, Ärztlicher Direktor des Hamburger Diakonie-Krankenhauses Elim und Chefarzt der Frauenklinik. Der Spezialist geht von einer zufälligen Häufung aus, denn dieser Tumor ist bei Männern sehr selten.

In der wissenschaftlichen Literatur wird die Häufigkeit mit einem Fall auf 100 000 Männer angegeben. Die Krebserkrankung ist bei Männern so unbekannt, dass sie, selbst wenn sie eine Verhärtung in der Brust tasten, diese Möglichkeit nicht in Betracht ziehen. "Keiner der Männer, die deswegen in unserem Brustzentrum behandelt wurden, hat daran gedacht, dass ein Tumor dahinterstecken könnte", sagt Lindner.

Wenn sie eine solche Verhärtung in ihrer Brust feststellen, sind viele Männer erst mal ratlos - und stellen sich die Frage: Welcher Facharzt ist für solche Erkrankungen zuständig? "Die meisten Männer gehen zum Hausarzt, zum Chirurgen oder Urologen. Letztendlich überweisen diese Fachärzte die Patienten in ein Brustzentrum", sagt Lindner.

In der Regel wird die Krankheit nur entdeckt, weil die Männer selbst die Verhärtung tasten. "Weil die Brustdrüse beim Mann nur rudimentär ausgebildet ist und etwa so groß wie ein Daumennagel, sind auch schon kleine Knoten tastbar, anders als in der großen Brust der Frau", erklärt Lindner.

Beim schlanken Mann kann man den Knoten schon in einem frühen Stadium tasten, bei übergewichtigen Männern, die eine Fettbrust haben, ist es schwieriger. "Doch weil die Brust beim Mann eher weniger Beachtung findet, zum Beispiel auch bei Vorsorgeuntersuchungen, werden Brustkrebse bei Männern häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, wodurch die Heilungschancen deutlich sinken", sagt Lindner.

Die Tumoren entstehen aus bösartig veränderten Zellen in den verkümmerten Milchgängen der männlichen Brustdrüse. "Früher dachte man, dass so etwas nur bei Männern auftritt, die relativ dick sind. Denn Zellen im Fettgewebe bilden Östrogen, ein dicker Mann hat also einen höheren Östrogenspiegel. Durch dieses weibliche Geschlechtshormon wird die rudimentäre Brustdrüse stimuliert, sodass man sich immer vorgestellt hat, dass diese Tumoren durch die Östrogenstimulation entstehen", berichtet der Brustkrebsspezialist.

Doch diese Theorie allein reicht offensichtlich nicht aus. "Wir wissen zwar, dass Übergewicht - wie bei Frauen auch - ein Risikofaktor für die Entstehung eines Brustkrebses ist", sagt Lindner. Aber es müsse auch noch andere Ursachen geben, die bislang nicht bekannt seien.

Damit verweist er darauf, dass fünf der acht Brustkrebspatienten, die er in diesem Jahr behandelt hat, eher schlank waren, zwei von ihnen sogar Leistungssportler.

Wichtig ist vor allen Dingen, dass Männer an die Möglichkeit dieser Erkrankung denken, auch wenn sie noch so selten ist.

"Jede einseitige Verhärtung im Bereich der Brustwarze, die nicht innerhalb von zwei bis drei Wochen von selbst wieder verschwindet, sollte abgeklärt werden. Auch wenn aus der Brustwarze Sekret austritt, sollte die Brust von einem Spezialisten untersucht werden", betont Lindner. Um eine Diagnose zu stellen, wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt und eine Gewebeprobe entnommen.

Wenn sich der Verdacht auf Brustkrebs bestätigt, müssen beim Mann die Brustwarze und der Warzenvorhof entfernt werden, ebenso befallene Lymphknoten aus der Achselhöhle. An die Operation schließt sich in den meisten Fällen eine Chemotherapie an. Eine Strahlentherapie ist nur dann nötig, wenn es sich um einen sehr großen Tumor handelt.

Auch bei Männern können die Krebszellen bestimmte Merkmale auf ihrer Oberfläche haben wie den Wachstumsfaktorrezeptor, der bei Frauen mit dem Antikörper Herceptin behandelt wird. "Bei Männern ist diese Therapie allerdings noch nicht zugelassen. Darüber kann dann nur im Einzelfall entschieden werden", so Lindner.

Ebenso ist in vielen Fällen der Brustkrebs bei Männern hormonabhängig und kann durch Antihormone, wie Tamoxifen oder sogenannte Aromatasehemmer, wirkungsvoll behandelt werden. Grundsätzlich ist also der Brustkrebs beim Mann heute genauso gut behandelbar wie bei der Frau, wobei es entscheidend auf die Früherkennung ankommt. Deswegen sollten auch Männer auf Veränderungen an ihrer Brust achten.

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