Starke Kopfschmerzen und ein steifer Nacken sind typische Zeichen einer Hirnblutung, der Subarachnoidalblutung. Sie ist die Folge, wenn eine Aussackung an einer Hirnarterie eingerissen ist.

Herr L. fliegt mit seiner Familie nach Mallorca in die Sommerferien - und lässt es sich dort gut gehen. Kurz vor Ende des Urlaubs bekommt er nach einem Tag am Strand plötzlich starke Kopfschmerzen, ihm wird übel, und er muss erbrechen. Am nächsten Morgen sind die Kopfschmerzen schon deutlich weniger, er spürt nur starke Schmerzen im Nacken und in den Beinen, die er sich mit seinem Bandscheibenschaden erklärt. Die Kopfschmerzen führt er darauf zurück, dass er wohl zu viel gegessen und getrunken habe. Aus dem Urlaub zurückgekehrt, sucht der 42 Jahre alte Büroangestellte seinen Hausarzt auf, der ihm gegen seine Rückenbeschwerden Schmerzmittel verschreibt und die Medikamente gegen seinen bekannten Bluthochdruck erhöht. Die Beschwerden bessern sich. Doch wenige Tage später werden die Kopfschmerzen wieder stärker, und der 42-Jährige spürt immer noch ein steifes Gefühl im Nacken. Eine Woche später wird Herr L. von seinen Arbeitskollegen bewusstlos auf der Toilette gefunden.

Der Notarzt bringt ihn in die Klinik. Dort wird in einem Computertomogramm eine Gehirnblutung festgestellt - eine sogenannte Subarachnoidalblutung. Das ist eine Blutung unterhalb der Spinnwebshaut, die zusammen mit zwei weiteren Hirnhäuten das Gehirn gegen den knöchernen Schädel abgrenzt.

"Eine solche Blutung ist ein typisches Zeichen dafür, dass im Gehirn ein sogenanntes Aneurysma geplatzt ist", erklärt Privatdozent Dr. Paul Kremer, Chefarzt der Abteilung für Neurochirurgie in der Asklepios-Klinik Nord/Campus Heidberg. Ein Aneurysma ist eine sackförmige Gefäßerweiterung an einer Gehirnarterie, die sich aufgrund einer angeborenen Bindegewebsschwäche im Laufe des Lebens entwickelt. "An dieser Schwachstelle bildet sich langsam eine Ausbuchtung, deren Wand im Laufe der Zeit immer dünner wird, bis sie schließlich reißt", erklärt der Neurochirurg. Das Tückische daran: Das Aneurysma verursacht keinerlei Beschwerden, sodass die Patienten gar nicht wissen, dass sie so etwas haben - bis es zu der gefährlichen Hirnblutung kommt.

"Sie bekommen einen Kopfschmerz, wie sie ihn noch nie erlebt haben, den sogenannten Vernichtungskopfschmerz, häufig mit Übelkeit und Erbrechen, und sie können auch kurzzeitig bewusstlos werden". Ist die Blutung sehr stark, kann sie für den Patienten schnell tödlich enden. "Zehn Prozent der Patienten sterben daran, bevor sie in ein Krankenhaus gebracht werden können, weitere 20 Prozent in der Klinik", so Kremer. Ein Drittel der Betroffenen trägt bleibende Behinderungen davon. Ein weiteres Drittel übersteht ein solches Ereignis ohne Folgeschäden.

"Derjenige, der in gutem Zustand in die Klinik kommt, nur mit Kopfschmerzen und leichten neurologischen Ausfällen, hat eine gute Chance, diese Blutung gut zu überstehen. Wir haben aber immer wieder Patienten, bei denen die erste Blutung zunächst nicht erkannt wurde", so Kremer. "Denn Ursachen für Kopfschmerzen gibt es viele, und eine Subarachnoidalblutung ist ein seltenes Krankheitsbild. Was diesen Kopfschmerz aber von allen anderen Kopfschmerzformen unterscheidet, ist seine Stärke und die gleichzeitig auftretende Nackensteifigkeit", erklärt der Neurochirurg. Eine Subarachnoidalblutung trifft pro Jahr etwa zehn von 100 000 Einwohnern, am häufigsten um das 60. Lebensjahr. Aber auch schon 30- bis 40-Jährige können davon betroffen sein. Die Zahl der Menschen, die ein Aneurysma an einer Hirnarterie haben, wird auf etwa ein Prozent der Bevölkerung geschätzt. Ein Bluthochdruck und Nikotinkonsum begünstigen das Entstehen von Aneurysmen.

Wenn der Verdacht auf eine Blutung besteht, muss der Patient in ein Krankenhaus gebracht werden, in dem rund um die Uhr Spezialisten zur Verfügung stehen, die das Aneurysma mithilfe einer Kontrastmitteluntersuchung feststellen können. Dann gibt es zwei Behandlungsmöglichkeiten. "Die klassische Methode ist die operative Versorgung, bei der man dieses Aneurysma mit einem Clip abklemmt. Die andere, die sich in den vergangenen Jahren recht erfolgreich entwickelt, ist das sogenannte Coiling. Dabei werden die Aneurysmen durch einen Katheter, den man von der Leiste bis in die Hirnarterie vorschieben kann, von innen mit winzigen Platinspiralen verschlossen. Welche Methode für welchen Patienten infrage kommt, ist unter anderem abhängig vom Sitz und der Form der Gefäßerweiterung."

Jeder Patient, der eine Subarachnoidalblutung hinter sich hat, wird zunächst auf der Intensivstation behandelt. Denn in den ersten zwei Wochen danach können sich die Gefäße im Gehirn verkrampfen. Ein solcher Vasospasmus, der nur nach einer Subarachnoidalblutung auftritt, kann die Patienten extrem gefährden und schlimmstenfalls zu schwerwiegenden Durchblutungsstörungen im Gehirn führen. "Dies ist das zweite große Risiko dieser Erkrankung. Bislang gibt es kein Medikament, mit dem man diese Verkrampfung effektiv behandeln kann. Aber mit speziellen intensivmedizinischen Maßnahmen, die wir schon vorbeugend einsetzen, versuchen wir einer solchen gefährlichen Durchblutungsstörung entgegenzuwirken", sagt Kremer. Die Ursache für diese Gefäßverkrampfung ist unbekannt.

Weitere Informationen: Hirn-Aneurysma, Selbsthilfe-Gruppe, Tel. 040/58 72 63 oder Tel. 04103/18 02 88