Masterplan: So wird er in Eppendorf umgesetzt. Noch prägt eine gigantische Baustelle das Bild auf dem Gelände des Universitätsklinikums. Wie das UKE in einigen Jahren aussehen und was sich für Patienten und Studenten ändern wird, darüber sprach das Abendblatt mit UKE-Chef Prof. Jörg Debatin und Dipl.-Ingenieur Florian Eggert.

Noch bestimmen tiefe Baugruben, riesige Kräne, große Betonmischer und abgesperrte Straßen das Bild des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE). In zwei Jahren wird davon nichts mehr zu sehen sein, versichert UKE-Chef Prof. Jörg Debatin. Was Patienten und Angehörige dann erwartet, hat das Abendblatt mit den Verantwortlichen für die gigantische Baustelle erkundet. Eines steht nach dem Rundgang über die Großbaustelle fest: Patienten werden sich im UKE wesentlich leichter als bislang orientieren können, Besucher kürzere Wege zu ihnen zurücklegen.

Der Eingang

Wer das UKE zu Fuß durch den alten Haupteingang betritt, kann das Gelände bis zum neuen Campus überblicken. "Wir werden die historische Achse, die das Gelände ursprünglich in zwei symmetrische Hälften teilte, als Promenade sichtbar machen", sagt Diplom-Ingenieur Florian Eggert, der die Umsetzung des Masterplans leitet. Neu gestaltet wird der Weg am historischen Brauerhaus vorbei. Rettungswagen und Autos fahren wie bisher durch die Hauptzufahrt an der Martinistraße auf das UKE-Gelände. Wer seinen Wagen in der Tiefgarage parkt, kommt per Fahrstuhl direkt in die lichtdurchflutete, drei Stockwerke hohe Empfangshalle des neuen Klinikums.

Das Herzstück

Insgesamt 730 Betten wird das neue Klinikum mit einer Fläche von 86 000 Quadratmeter haben. Die Besucher finden im vierten, fünften und sechsten Stock des Bettenhauses des Klinikums die Patienten der Chirurgie, Urologie, Orthopädie, Transplantationsmedizin, Gastroenterologie, Gynäkologie, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Neurologie, Neurochirurgie, HNO, Zahn-, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie die Medizinische Klinik. Neu: zehn Betten für "Daddy in". Jeweils 28 Betten werden im neuen Klinikum zu einer Care Unit, wie die Stationen in Zukunft heißen, zusammengefaßt. "Immer zwei Care-Units ergeben eine Einheit, die neben den Patientenzimmern auch einen Tagesraum für Patienten und einen Besprechungsraum für Angehörige haben wird. Vier Care-Units werden von einer Leitstelle koordiniert", so Eggert. "Im zweiten Stock gibt es eine Cafeteria, Geschäfte, Spiel- und Sitzbereiche. Über den dritten Stock erreichen die Besucher die Stationen. Auf dieser Ebene können die Angestellten auch in das für 15,5 Millionen Euro bereits fertiggestellte Personal-Casino gelangen, das wir auf das Apothekengebäude gesetzt haben", erläutert Professor Debatin. Im ersten Stock werden 16 High-Tech-Operationsräume untergebracht, die abwechselnd von allen Ärzten benutzt werden sollen. Nur die Geburtsheilkunde bekäme eigene OP-Räume, so Eggert. Die OPs liegen in nächster Nähe zu den 60 Intensivbetten und den 48 Betten, in denen Patienten intensiver überwacht werden können. Zudem gibt es zwölf Tagesbetten und 20 Betten für Notfälle.

Notfall

Wer mit dem Rettungswagen eingeliefert wird, kommt direkt in die im Erdgeschoß liegende Zentrale Notaufnahme des Klinikums. "Herzpatienten werden durch einen kurzen Verbindungsgang vom Klinikum ins Herzzentrum gebracht", erklärt Prof. Debatin, während er vom Balkon im vierten Stock des Herzzentrums, das binnen eines Jahres für 8,5 Millionen Euro fertiggestellt wurde, auf die Großbaustelle blickt.

Nicht im Klinikum

Die Augenklinik wird in das Gebäude der Neurochirurgie umziehen. Die Radiologie bleibt im Gebäudekomplex MRC (Medizinische Klinik, Radiologie, Chirurgie), in dem zudem eine Tagesklinik für die Onkologie eröffnen soll. Auch die Kinderklinik bleibt zunächst erhalten. "Wir wollen allerdings bis 2010 eine neue Klinik bauen, ohne öffentliche Gelder dafür in Anspruch zu nehmen", sagt Eggert. Die Psychiatrie bleibt in dem bestehenden renovierten Gebäude. Die 2005 eröffnete Martiniklinik bleibt in Betrieb.

Die Forschung

Alle 23 klinischen Labore (auch die UKE-Labore im ZMNH) werden in das neue Forschungsgebäude einziehen, das im Rohbau fertiggestellt ist. Auf 11 000 Quadratmetern entstehen dort moderne Labore. Die "Trockenforscher" ziehen in die alte Chirurgie um. "Wir werden 30 Prozent mehr Laborflächen haben als bislang", sagt Debatin. Für den Laborbau waren 44 Millionen Euro eingeplant, doch das UKE kommt mit 39 Millionen Euro aus.

Die Studenten

Die Studenten sollen bis 2008 ein 6500 Quadratmeter großes Lehrgebäude und einen Campus erhalten, der sich zwischen dem Forschungsgebäude, dem Schumacher-Bau der Pathologie und dem Casino erstreckt. Das Teilprojekt kostet 15 Millionen Euro.

Was erhalten bleibt

Der repräsentative Verwaltungsbau, das dahinter liegende alte Operationsgebäude mit den großen Glasfenstern, der Fritz-Schumacher-Bau, das Brauerhaus, die Villa Garbrecht, das Erikahaus mit dem Jungschwesternheim, die alte Augen- sowie Hautklinik und der Backsteinbau, in dem noch die Neurochirurgie untergebracht ist, werden nicht abgerissen. Sonst bekommt der Bagger viel zu tun: "Wir wollen den Bestand von gegenwärtig 172 Gebäuden um etwa ein Drittel bis 2008 reduzieren", so Eggert. Knapp 60 Häuser werden also verschwinden.

Was noch geschehen soll

Auf etwa einem Drittel der UKE-Fläche, die insgesamt 38 Hektar umfaßt, sollen neue Projekt realisiert werden, die nicht in der Regie des UKE angeboten werden. In der alten Hautklinik werden das Michaelis-Krankenhaus und das Krankenhaus Beim Andreasbrunnen eine Facharztklinik eröffnen. Im Gebäude der Augenklinik soll eine Sportklinik, in der Krankenpflegeschule ein Apartmenthotel, in der Neurologie ein Bildungszentrum entstehen. Geplant sind zudem eine Reha-Klinik, ein Patientenhotel und ein Medical-Shopping-Center, in dem Optiker, Drogerie, Sanitätshaus, Apotheke, Bibliothek, Buchhandel usw. untergebracht sind. Das Medical-Shopping-Center wird die Ladenpassage am UKE-Haupteingang ersetzen, die (fast) vollständig abgerissen wird.

Daten und Kosten

Im ersten Bauabschnitt (2005-2008) werden insgesamt 265 Millionen Euro investiert, zusätzlich stehen 75 Millionen Euro für weitere Baumaßnahmen bis 2009 zur Verfügung. Die gesamte Investionssumme beläuft sich auf 340 Millionen Euro. Der Masterplan bildet die Grundlage.

Neuorientierung

Mit dem Neubau ist eine Neuorientierung verbunden. Das UKE wird verstärkt mit anderen Kliniken kooperieren und nicht mehr alle Disziplinen anbieten. Beispielsweise wurde die Endoprothetik seit Anfang des Jahres eingestellt. "Wir sehen unsere Zukunft in der komplexen High-Tech-Medizin", sagt Klinikchef Debatin, auch wenn das UKE weiterhin alle Notfälle aufnehmen wird.