Johannes Rau, bis Juli 2004 Bundespräsident, hat gestern im Herzzentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen eine künstliche Herzklappe eingesetzt bekommen. Bei einer Routineuntersuchung hatten Ärzte bei ihm den Herzfehler festgestellt. Eine vergleichbare Operation bekommen in Deutschland 17 000 Patienten im Jahr.

Ersatzklappen für das Herz können aus organischem Material sein - meist vom Schwein - ("biologische Klappen") oder sind aus Metall oder Kunststoff ("künstlich"). Häufig werden heute auch die eigenen Herzklappen rekonstruiert. Bei einer künstlichen Klappe, wie Rau sie erhalten hat, muss der Patient ein Leben lang Medikamente einnehmen zur Hemmung der Blutgerinnung. Die Alternative - Bioklappen - haben allerdings auch Nachteile. Ihre Haltbarkeit ist auf etwa 15 Jahre begrenzt. Und auch hier müssen die Patienten dauerhaft Tabletten einnehmen, damit das körperfremde Material nicht abgestoßen wird.

Wann ist der Ersatz einer Klappe erforderlich? Die beiden Kammern des Herzens werden je über ein Einlassventil mit Blut gefüllt und ein Auslassventil entleert. Die vier Klappenventile sorgen für den geordneten Blutfluss. Schließt eine Klappe nicht richtig, kommt es zur Herzschwäche ("Herzinsuffizienz"). Die Erkrankten fühlen sich zum Beispiel schlapp und leiden schon bei geringer Belastung wie Treppensteigen unter starker Atemnot. Denn das ständig durch eine schlecht schließende Klappe zurückfließende Blut muss zusätzlich gepumpt werden. Das kann der Herzmuskel auf Dauer kaum leisten. Öffnet sich die Herzklappe nicht weit genug (Stenose), steigt die Druckbelastung für das Herz. "Herrn Rau geht es nach der Operation gut", sagte der Direktor des Herzzentrums, Prof. Reiner Körfer. Er erwarte einen schnellen Heilungsprozess.