Chirurgie: Ein krankes Herz, das sich erholt, löst die Technik wieder ab.

Seit 40 Jahren gibt es die Bestrebung, schwer herzkranke Menschen mit einem Kunstherzen zu retten. Die technische Entwicklung hat immer wieder neue Modelle hervorgebracht: vom Kühlschrank großen Gerät, das den Patienten zum Teil einer Maschine macht, über mobile Pumpen in Rucksackmaßen, die eine gewisse Mobilität ermöglichen, bis zu komplett in den Körper einsatzbaren Minipumpen. Seit einigen Jahren auf dem Markt: Kunstherzen mit "Turbinensystem", das kontinuierlich und nicht "Schlag auf Schlag" arbeitet. Der Trend ist absehbar: Die künstlichen Pumpen und ihre Energieträger werden immer kleiner. Und manchmal kommt es auch bei der Anwendung zu überraschenden Ergebnissen, wie Prof. Dr. Roland Hetzer, der Ärztliche Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, gestern anlässlich der Jahrestagung der Herzchirurgen im Hamburger CCH berichtete.

40 Patienten in Berlin seien in den vergangenen Jahren herzunterstützende Systeme wieder entfernt worden, sagte Hetzer, weil sich ihr Herz wieder erholt habe und die lebensnotwendige Funktion ohne technische Hilfe erfülle. Eigentlich werden heute Kunstherzsysteme eingesetzt, um die Zeit zu überbrücken, bis ein Spenderherz für eine Transplantation zur Verfügung steht. Doch es gebe immer wieder Fälle, so Hetzer, in denen sich das Herz vollständig erhole. Das sei zum Beispiel bei jungen Patienten zu beobachten, deren Herz etwa durch eine Virusentzündung schwer angegriffen worden sei, aber nach einigen Wochen wieder gesundet sei. Allerdings gebe es noch keine Kriterien, die Klarheit darüber geben, welche Patienten eine solche Erholung des Herzens zeigen werden. Bei Säuglingen und Kindern könnten die technischen Systeme jedoch "mit großem Erfolg" zur Überbrückung eingesetzt werden.

In den Herzzentren in Berlin und Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) würden weltweit die größten Erfahrungen mit einer Vielzahl von künstlichen Herzsystemen gemacht, hieß es jetzt bei dem Treffen der rund 1000 Fachmediziner in Hamburg.

Die weltweit einzig verfügbaren Kinderherzpumpen für längerfristigen Einsatz, so Hetzer, stammen von einer deutschen Firma, ebenso wie das einzige europäische System einer Herzunterstützungspumpe der neuesten Generation.

Doch auch diese moderne Technik macht die Transplantation meist nicht überflüssig. Und deren Erfolge könnten sich durchaus sehen lassen, betonte Prof. Dr. Reiner Körfer (Bad Oeynhausen). Nach fünf Jahren lebten noch 70 Prozent der Transplantierten, nach zehn Jahren noch 50 bis 60 Prozent.