Eine in der Bevölkerung weit verbreitete Erbanlage macht Menschen empfänglich für Neurodermitis. 36 Prozent aller Europäer tragen eine Genvariante,

Eine in der Bevölkerung weit verbreitete Erbanlage macht Menschen empfänglich für Neurodermitis. 36 Prozent aller Europäer tragen eine Genvariante, die das Risiko für die entzündliche Hauterkrankung steigert, berichtete das Max-Delbrück-Centrum (MDC) vor einigen Tagen. Zur Überraschung der Berliner Forscher, die mit Kollegen der Charite-Universitätsmedizin, des Klinikums rechts der Isar (TU München) und der Christian-Albrechts-Universität Kiel fast 10 000 Personen untersuchten, ist die gleiche Mutation an der Darmerkrankung Morbus Crohn beteiligt.

In den Industrieländern leiden inzwischen etwa 15 Prozent der Kleinkinder an Neurodermitis, Tendenz steigend. Die entzündliche Hauterkrankung, die mit quälendem Juckreiz verbunden ist, beginnt meist in den ersten Lebensmonaten und mündet später oft in Heuschnupfen oder Asthma. Aufgrund der Häufung des Leidens in manchen Familien gehen Forscher schon länger von einer Beteiligung der Erbanlagen aus, aber die genauen Ursachen der Erkrankung sind bislang nicht geklärt.

Nun untersuchten die Wissenschaftler mehr als 9600 Menschen aus Deutschland, Polen und Tschechien, analysierten besonders sorgfältig das Erbgut von etwa 3000 Personen mit und ohne Erkrankung. Dabei entdeckten sie mehrere Gene, die an der Entstehung von Neurodermitis beteiligt sind.

Besonders häufig fanden sie auf Chromosom 11 die Veränderung eines Gens, das die Bauanleitung für ein bestimmtes Protein enthält. Dieses Eiweiß spielt offenbar eine besondere Rolle. "Unsere Ergebnisse werfen ein neues Licht auf die Entstehung der Krankheit", sagt Young-Ae Lee vom Max-Delbrück-Centrum.

Die Genvariante tritt auch sehr häufig bei Menschen mit der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn auf. Dies deutet auf einen gemeinsamen Krankheitsmechanismus hin, der chronische Entzündungen an verschiedenen Organen auslösen kann. Auch entdeckten die Forscher bei Neurodermitikern unbekannte Varianten bei Genen, die die Bauanleitung für die äußerste Hautschicht enthalten.