Die Chirurgie mit kleinen Schnitten, die Schlüssellochchirurgie, wird auch bei Kindern immer häufiger eingesetzt. Dazu veranstaltet das Altonaer...

Die Chirurgie mit kleinen Schnitten, die Schlüssellochchirurgie, wird auch bei Kindern immer häufiger eingesetzt. Dazu veranstaltet das Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) in der kommenden Woche aus Anlass seines 150-jährigen Bestehens ein Symposium. Auf der Tagung mit 120 Experten aus dem deutschsprachigen Raum gibt es einen Überblick über Möglichkeiten dieser schonenden Operationsmethoden. Auf dem Programm steht auch die minimal invasive Behandlung der sogenannten Varikozele. "Dabei handelt es sich um Krampfadern am Hoden und am Samenstrang, in 90 Prozent der Fälle bilden sie sich auf der linken Seite", sagt Dr. Christine Matthes, Assistenzärztin in der Kinderchirurgie am AKK. Betroffen von dieser angeborenen Schwäche der Venen sind vor allem Jungen im Schul- und Jugendalter.

Zu den Ursachen werden mehrere Möglichkeiten diskutiert: "Man vermutet, dass die anatomisch unterschiedliche Mündung der linken und rechten Hodenvenen eine Rolle spielt - und eine Schwäche der Venenklappen", erklärt Dr. Thomas Krebs, Oberarzt in der Kinderchirurgie und Kindertraumatologie am AKK.

Unterschieden werden drei Schweregrade: Zunächst kann man die Krampfadern nur bei Druckerhöhung im Bauch, wie beim Pressen, tasten, aber nicht sehen. Bei Grad zwei ist die Krampfader zu tasten, wenn der Patient steht, bei Grad drei sieht man die Krampfadern als blaue Stränge unter der Haut. Unter Umständen ist dann eine Operation nötig, weil sonst der Hoden geschädigt werden und es zu einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit kommen kann. "Sie ist immer dann erforderlich, wenn die Krampfadern zu sehen sind oder bei geringerer Ausprägung bereits Beschwerden auftreten, wie Druck- oder Schweregefühl im Hodensack oder ziehende Schmerzen", sagt Krebs.

Bei der Therapie geht es darum, den Blutfluss in den erweiterten Venen zu unterbinden. Negative Auswirkungen sind dadurch nicht zu befürchten, weil "die Funktion dieser kranken Venen durch andere kleine Venen übernommen wird. Es bildet sich ein Umgehungskreislauf, der das Blut aus dem Hoden in die größeren Venen abtransportiert, die zum Herzen ziehen", so Krebs.

Um die Krampfadern auszuschalten, gibt es mehrere Möglichkeiten: "Bei der herkömmlichen Methode wird ein offener chirurgischer Eingriff über einen Bauchschnitt durchgeführt. Eine schonende Alternative dazu ist die minimal invasive Methode. Dabei werden zwei bis drei fünf Millimeter dicke Röhren durch kleine Schnitte in der Bauchdecke bis zur Rückseite des Bauchraumes vorgeschoben und auf diesem Weg eine Kamera und Instrumente eingeführt. Dort werden dann die Hodenvenen an der Stelle, wo sie in größere Venen einmünden, verschlossen und durchtrennt", erklärt Krebs. Der Eingriff dauert 30 bis 40 Minuten. Die Patienten können am nächsten Tag die Klinik verlassen.

Wie bei allen anderen Operationen können auch nach diesem Eingriff in seltenen Fällen Komplikationen wie Blutungen oder Infektionen auftreten. Etwas häufiger, in bis zu sieben Prozent, kann es zur vorübergehenden Wasseransammlung im Hodensack, einer sogenannten Hydrozele kommen. "Sie entsteht dadurch, dass bei Unterbinden der Krampfadern Lymphgefäße mit durchtrennt werden und es dadurch zu einem Lymphstau im Hodensack kommt", sagt Matthes. In sehr seltenen Fällen können sich erneut Krampfadern bilden, wenn der Operateur nicht alle kleinen erweiterten Venen unterbunden hat. "Da zeigt sich einer der großen Vorteile der Schlüssellochtechnik. Mithilfe der starken Vergrößerung durch die Kamera und ihrer Flexibilität können wir auch kleine Erweiterungen sehr gut erkennen und bei der Operation auch die andere, nicht vorrangig betroffene Seite untersuchen und eventuell gleich operieren", so Krebs.