Eine Hamburger Forscherin hat sich vielleicht mit Ebola-Viren angesteckt. Das gibt Anlass zur Sorge. Das Abendblatt sprach darüber mit Professor Egbert Tannich.

Was ist Ebola, und woher kommt der Name? Ebola ist eine anzeigepflichtige Infektionskrankheit, die durch das Ebolavirus hervorgerufen wird. Namensgeber für dieses Virus war der Fluss Ebola, ein Seitenarm des Kongo im ehemaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo). Das war im Jahr 1972.

Die Familie Filoviren, zu denen neben Ebola auch das Marburg-Virus gehört, wurde bereits 1967 in Marburg entdeckt.

In welchen Ländern tritt das Virus bislang auf? Ebola-Infektionen kommen in Afrika vor. Ausbrüche wurden bisher in der Demokratischen Republik Kongo, in Gabun, der Elfenbeinküste, Sudan und Uganda registriert. Wo das Virus lebt, wenn es keine Menschen befällt, ist unbekannt. Wir vermuten, dass Fledermäuse oder Affen ihr natürlicher Lebensraum sind.

Wie gefährlich ist der Ebola-Erreger? Die Tropenmediziner unterscheiden fünf Stämme des Ebolavirus: Zaire, Sudan, Reston, Elfenbeinküste und Bundibugyo (Uganda). Ebola-Reston ist für Menschen ungefährlich, alle anderen lösen beim Menschen ein hämorrhagisches Fieber aus. Die Erregertypen unterscheiden sich in ihrer Gefährlichkeit.

So ist der erst 2007 entdeckte Subtyp Bundibugyo längst nicht so aggressiv wie die anderen drei Subtypen. Ihm erlagen nur 25 Prozent der Erkrankten. Bei anderen Ausbrüchen wurde eine Sterblichkeit von bis zu 90 Prozent beobachtet.

Auf welchen Wegen wird das Virus übertragen? Der Erreger wird nur durch Blutkontakt übertragen. Eine Infektion wurde aber nach dem Zerlegen und Verzehr von verendeten Gorillas beobachtet.

Diese Tiere sterben genau wie die Menschen an dieser Infektion. Allein im Kongo fielen zwischen 2002 und 2005 mehr als 5500 Gorillas einer Ebola-Epidemie zum Opfer. Andere vital bedingte hämorrhagische Fieber werden beim Menschen beispielsweise durch das Marburg-, Lassa-, Hanta- oder Krim-Kongo-Virus ausgelöst.

Wie verläuft die Infektionskrankheit? Bevor die Krankheit ausbricht, vergehen meist zwölf bis vierzehn Tage. In dieser Zeit vermehrt sich das Virus im Körper. Die längste Inkubationszeit betrug 21 Tage. Die Erkrankung beginnt mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sowie Bindehaut- und Rachenentzündungen. Einige Patienten leiden unter einem nicht juckenden Hautausschlag. Nach dem fünften bis siebten Krankheitstag treten bei einer Mehrzahl der Patienten Schleimhautblutungen (wie beispielsweise Blutungen aus dem Magendarm- und Genitaltrakt) auf. Relativ häufig ist die Nierenfunktion gestört oder versagt gar ganz. Betroffen wird auch das Gehirn, es kommt zu Hirnentzündungen. Im weiteren Verlauf kommt es zum Lungenversagen. Die meisten Patienten sterben, weil schließlich die Blutgerinnung völlig gestört ist.

Kann man die Infektion erfolgreich behandeln? Die Ausbreitung der Viren im Körper kann nicht gestoppt werden. Alle antiviralen Medikamente, die im Handel sind, sind auf spezielle Viren wie das Grippevirus maßgeschneidert. Betroffene Patienten könnten, sofern sie in Europa erkranken, nur intensivmedizinisch versorgt werden. Der Körper müsste dann genug Kraft entfalten, um das Virus zu bekämpfen.

Gibt es die Möglichkeit, sich mit einer Impfung zu schützen? Bislang nicht. Die Hamburgerin wurde, nach intensiven Gesprächen mit Experten in den USA und Kanada, mit einem Impfstoff behandelt, der in den USA an 100 Affen erfolgreich getestet worden ist. Man habe sich zu diesem Heilversuch, der mit Zustimmung der Patientin am 14. März vorgenommen wurde, entschlossen, weil keine andere Therapie zur Verfügung stehe.

Wie wird die Infektionskrankheit diagnostiziert? Um Ebola zu diagnostizieren, muss Blut abgenommen werden. Die Analyse darf nur in einem Hochsicherheitslabor wie beispielsweise in dem des Bernhard-Nocht-Instituts geschehen. Die Mediziner weisen entweder mit molekularbiologischen Methoden das Erbgut des Erregers nach, oder sie weisen die Antikörper nach, die der Körper als Antwort auf die Infektion bildet. Der molekularbiologische Test weist auch kleinste Virusmengen nach. Bei einem Ausbruch sind Experten im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO sofort vor Ort. Auch Mitarbeiter des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts (BNI) zählen zur Taskforce, weil das Institut zu den ausgewählten WHO-Zentren für hämoraghische Fieberviren gehört.

Was macht das Bernhard-Nocht-Institut? Das BNI, die größte und bedeutendste Institution für Tropenmedizin in Deutschland, ist international anerkannt. Als Nationales Referenzzentrum für tropische Infektionserreger forscht es, um die Diagnostik und Therapie zu verbessern. Geforscht wird zudem zur medizinischen Mikrobiologie und Parasitologie. Das Institut gehört zur Leibniz-Gemeinschaft, einer der vier Wissenschaftsorganisationen in Deutschland.