Bei einer Darmspiegelung können schon die Krebsvorstufen früh erkannt und entfernt werden.

Noch immer gehen zu wenige Menschen in Deutschland zur Darmkrebsvorsorge. Das sagte die Präsidentin der Felix-Burda-Stiftung, Dr. Christa Maar, gestern zum Auftakt des Darmkrebsmonats März 2009 in Hamburg. Diese Aktion wird organisiert von der Felix-Burda-Stiftung, die sich für die Aufklärung der Bevölkerung über die Darmkrebsvorsorge einsetzt.

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland und auch die zweithäufigste Krebstodesursache. Wird der Tumor im Frühstadium entdeckt und behandelt, liegt die Heilungsrate fünf Jahre nach Diagnosestellung bei weit über 90 Prozent. Mit einer Darmspiegelung können auch schon Vorstufen des Krebses entdeckt und behandelt werden. Diese Vorstufen sind in der Regel Polypen, aus denen sich im Laufe von sechs bis zehn Jahren bösartige Tumoren entwickeln können.

Die einfachste Untersuchung ist der Test auf Blut im Stuhl, die allen Versicherten ab dem Alter von 50 kostenlos angeboten wird. Weitaus aussagekräftiger ist allerdings die Darmspiegelung, auf die seit Ende 2002 alle gesetzlich Versicherten ab dem 56. Lebensjahr einen Anspruch haben. "Bislang haben 3,4 Millionen Versicherte im Alter über 55 an einer Darmspiegelung teilgenommen", berichtete Dr. Maar. Bei 26 000 wurde ein Krebs entdeckt, und bei 200 000 wurden Vorstufen festgestellt. Dieser verbesserten Früherkennung ist es auch mit zu verdanken, dass die Sterberate von 48 Prozent in 2001 auf jetzt 38 Prozent gesunken ist.

Um noch mehr Menschen für die Vorsorge zu motivieren, fordert die Felix-Burda-Stiftung ein organisiertes Einladungsverfahren, in dem alle Versicherten ab dem 56. Lebensjahr direkt angesprochen werden.

In einer Umfrage hat die Stiftung unterschiedliche Haltungen dieser Hauptzielgruppe gegenüber Darmkrebsvorsorge ausgemacht. "Eine große Gruppe von 65 Prozent ist ansprechbar für das Thema. Aber viele von ihnen wissen noch nicht, dass es die Möglichkeit einer Vorsorgedarmspiegelung gibt. Für sie wäre ein Einladungsverfahren eine gute Methode", sagte Maar. Etwa 23 Prozent gehören zur Gruppe der Vermeider, denen dieses Thema hauptsächlich peinlich ist, und zwölf Prozent zu den Verdrängern ("Mich trifft das nicht. Ich bekomme keinen Krebs").

Häufige Gründe, warum Menschen eine Darmspiegelung scheuen, sind auch Ängste und falsche Vorstellungen von dieser Untersuchung. Prof. Friedrich Hagenmüller, Chefarzt der Gastroenterologie in der Asklepios-Klinik Altona, räumte mit den größten Vorurteilen auf. "So meinen viele, da sie keine Beschwerden hätten, werde da schon nichts sein. Aber Krebs im Frühstadium merkt man nicht", betonte Hagenmüller. Blutauflagerungen im Stuhl werden üblicherweise als Zeichen von Hämorrhoiden gedeutet. "Meistens stimmt das auch, aber nicht immer. Wer Blutabsonderungen im Stuhl beobachtet, sollte das ärztlich abklären lassen."

Auch das Argument, eine Darmspiegelung koste zu viel Zeit, konnte der Magen-Darm-Spezialist entkräften. Der Zeitaufwand beschränke sich darauf, zur Darmreinigung am Vorabend und am Untersuchungstag jeweils einen Liter Flüssigkeit zu trinken. Mit der Darmspiegelung zusammen dauere das Ganze einen Abend und einen halben Tag oder mit der Vorbereitung einen Tag, wenn die Untersuchung nachmittags stattfindet.

Die Angst vor Schmerzen ist offensichtlich auch unbegründet. Hagenmüller berichtet von einer Umfrage mit 100 Patienten. Danach wurden zwar die Vorbereitung, das Warten auf die Untersuchung und die anschließende Luft im Bauch als unangenehm empfunden. Über Schmerzen klagte jedoch keiner der Befragten.

Besonders wichtig sollte man die Darmkrebsvorsorge nehmen, wenn man zu den Risikogruppen gehört. Das sind Menschen, in deren Familie schon Darmkrebs aufgetreten ist, Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, Raucher, Bewegungsmuffel, Übergewichtige und Diabetiker.

Auch die Männer stufte Prof. Hermann Brenner vom deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg als Risikogruppe ein: "Bei den Männern liegt das Risiko um mindestens 50 Prozent höher als bei Frauen. Und sie erkranken im Durchschnitt fünf Jahre früher an dem Krebs."

Auch die Sterberate ist bei Männern höher. Deswegen appellierte Brenner an die Männer, fünf Jahre vor den gesetzlichen Untersuchungen mit der Vorsorge zu beginnen.

Verwandte von Darmkrebspatienten sollten schon zehn Jahre vorher eine Darmspiegelung durchführen lassen. Denn Menschen mit familiär erhöhtem Risiko erkranken zehn Jahre früher als Menschen ohne erbliche Vorbelastung.

Die Experten wiesen darauf hin, dass alle, bei denen Darmkrebs in der Familie aufgetreten ist, Anspruch darauf haben, dass die Darmspiegelung von der Krankenkasse bezahlt wird, egal in welchem Alter.