Immer schonender werden kranke Herzen wiederhergestellt. Die Kardiologen erreichen ihr Ziel mit Minischläuchen über die Blutgefäße - und finden sogar Lösungen, wenn die verstopft sind.

Die Patientin ist 84 Jahre alt, ihr Herz geschwächt; dringend braucht sie eine neue Aortenklappe. "Aber wir können sie aus medizinischen Gründen nicht operieren. Sie würde die Eröffnung des Brustkorbes und den Einsatz der Herz-Lungen-Maschine voraussichtlich nicht oder zumindest nicht gut überstehen. Deshalb werden wir ihr eine neue Herzklappe mithilfe eines Katheters einsetzen. Diesen Eingriff können die Kollegen am kommenden Sonnabend dann live auf der Leinwand im Hotel Grand Elysee an der Rothenbaumchaussee verfolgen", sagt Prof. Joachim Schofer (Medizinisches Versorgungszentrum - Prof. Mathey, Prof. Schofer).

Dieser Eingriff, der im Katheterlabor in Hamburg-Stellingen durchgeführt wird, ist eine von 15 Live-Operationen, die im Rahmen des "14. Symposiums für Interventionelle Kardiologie und Angiologie" gezeigt werden.

Mehr als 1000 Kardiologen, Internisten und Allgemeinmediziner aus ganz Deutschland erwartet Prof. Schofer, einer der Initiatoren dieser Fortbildungsveranstaltung, in Hamburg. "Wir wollen damit dazu beitragen, dass die Patienten optimal versorgt werden."

Beispiel Aortenklappe. Eine Verengung der Aortenklappe, einer der vier Herzklappen, ist heute der häufigste Herzklappenfehler. 14 000 Patienten werden jedes Jahr in Deutschland operiert, doch mehr als 4000 Menschen können die Ärzte so nicht helfen. Mit der nicht chirurgischen Therapie eröffnen sich aber auch ihnen Heilungschancen.

"Dabei wird über die Beinarterie ein Katheter zum Herzen geführt. Dann wird die verschlossene Klappe mithilfe eines Ballons am Ende des Katheters gesprengt. Wenn dieser Schritt erfolgreich beendet ist, ziehen wir den Katheter wieder heraus und führen mit einem neuen Katheter die zu implantierende Klappe ein. Haben wir sie an der richtigen Stelle platziert, öffnet sich die Klappe und mit ihr das Ersatzgerüst, das den Klappenring ersetzt. Dieses stent-ähnliche Material verhindert, dass die künstliche Klappe zusammengepresst wird", erläutert Prof. Schofer.

100 Patienten sind mit dieser Technik in Hamburg bereits geheilt worden. Der Eingriff dauert in der Regel 45 Minuten.

"Leipziger Kollegen werden uns eine weitere Technik demonstrieren. Sie kann immer dann zum Einsatz kommen, wenn die Beinarterien so stark verkalkt oder so schmal sind, dass kein Katheter hindurchpasst", so Prof. Schofer.

Durch einen kleinen Schnitt im Brustkorb wird nur die Herzspitze freigelegt und am schlagenden Herzen, man braucht also keine Herz-Lungen-Maschine, per Katheter eine neue Klappe eingesetzt. Das Ziel der Forschungsarbeiten auch der Hamburger Mediziner ist allerdings, die Katheter und die Geräte so zu verkleinern, dass sie selbst durch sehr schmalkalibrige Beckengefäße problemlos geführt werden können.

Mindestens genauso spektakulär sind die Eingriffe an der Mitralklappe. Während die Aortenklappe den Rückfluss des Blutes aus der Aorta in die linke Herzkammer verhindert, unterbindet die Mitralklappe den Rückfluss des Blutes aus der linken Herzkammer in den linken Vorhof. Weltweit leiden bis zu elf Millionen Menschen daran, dass diese Klappe nicht richtig schließt. Sie haben also eine Mitralklappeninsuffizienz.

"Diese ist schwieriger zu behandeln als eine Verengung der Aortenklappe", erläutert Prof. Schofer. Allerdings sind die Mediziner mit ihren Reparaturtechniken recht erfolgreich. Es gibt zwei Prinzipien, um die Dichtigkeit dieser Herzklappe wieder herzustellen. Die Mediziner können mithilfe der Katheter-Technik den Klappenring enger machen oder mit einem Clip die beiden Segel verbinden.

Erst im Oktober vergangenen Jahres hatten die Hamburger Ärzte europaweit diese innovative Technik am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf eingeführt (wir berichteten). Mit einem Spezial-Clip, der mit einem Katheter über eine große Vene zum Herzen gebracht wird, verbinden die Ärzte die beiden Segel dieser Klappe. "Das ist ein Geduldsspiel", weiß Prof. Schofer. Denn die Mediziner müssen beide Segel der Mitralklappe mit einem besonderen Gerät einfangen, bevor sie sie miteinander verbinden können.

Die Teilnehmer des Symposiums werden sogar eine Weltpremiere erleben. "Erstmals werden wir bei einem Patienten, bei dem wir bereits den Klappenring verkleinert haben, nun auch noch einen Clip legen", so Prof. Schofer.

Auf neue, innovative Therapien können auch die älteren Patienten hoffen, die infolge eines Vorhofflimmerns Marcumar schlucken müssen. Dieses Mittel, das die Blutgerinnung herabsetzt, kann insbesondere bei Älteren zu schweren Blutungen führen. "Weltweit kam bei zehn bis zwölf Patienten nun ein Katheterverfahren zum Einsatz, bei dem ein Teil des Vorhofs mit einer speziellen Prothese verschlossen wird. Dann können die gefährlichen Blutgerinnsel, die sich in diesem Teil des Vorhofs bilden können, nicht mehr in den Blutkreislauf gelangen." Große Fortschritte seien auch bei der Behandlung von (drohenden) Verschlüssen oder Aussackungen der Aorta im Brust- und Bauchbereich erzielt worden. Die neuen Prothesen hätten sich als sehr effektiv in der Behandlung erwiesen.

Wie effektiv die Behandlung eines Herzinfarkts mit körpereigenen Stammzellen, die auch demonstriert werden wird, ist, muss sich noch zeigen. "Das ist eine Therapie, die nicht schadet, was sie nützt, müssen wir in weiteren Studien ermitteln", so Schofer.